DHAMPIR - Blutsverrat
fragte Wynn und rümpfte die kleine Nase.
»Nein«, sagte Magiere.
Leesil drehte sich im Bett auf die Seite, setzte sich aber nicht auf. Seine Augen waren geschlossen, und Haarsträhnen bedeckten die Hälfte seines Gesichts. Wynn gab weiter, was Byrd ihr gesagt hatte, und Magiere nickte.
»Das gibt uns Zeit für die Vorbereitung.« Sie sah nach unten. »Chap, hast du die Festung mit Leesil besucht? Gibt es etwas, das ich wissen sollte, bevor wir aufbrechen?«
Er bellte leise, nur einmal, was »ja« bedeutete.
»Na gut. Wynn, leg das Leder mit den Symbolen bereit, während ich mich anziehe. Ich bin gleich bei dir.«
Wynn meinte, dass auch Leesil daran beteiligt werden sollte, aber Magiere schob sie praktisch durch die Tür und scheuchte Chap hinter ihr her. Draußen im Flur begriff die junge Weise, dass der seltsame Geruch in Magieres Nähe nicht stärker geworden war. Er musste also von Leesil stammen.
Ein Kratzen weckte Hedí, und sie setzte sich in dem großen Bett auf.
Julia kniete am Kamin und war dabei, ein Feuer zu entzünden. Die Zofe trug das gleiche Dienstkleid samt Schürze wie am vergangenen Abend, aber das Haar bildete jetzt einen langen rotbraunen Zopf, der ihr über den Rücken reichte. Sie zuckte leicht zusammen, als sich Hedí bewegte.
»Oh, es tut mir leid, Herrin. Ich habe versucht, ganz leise zu sein.«
»Schon gut. Ist die Sonne aufgegangen?«
Julia lächelte. »Ja, und das Frühstück steht unten im Esszimmer bereit, wenn Ihr so weit seid.«
Hedí dachte darüber nach. Ja, sie hatte Hunger, und natürlich erwartete man von ihr, dass sie zum Frühstück erschien. Es war besser, nach unten zu gehen und zu vermeiden, dass Darmouth erneut zu ihr ka m – sie wollte nicht in diesem Zimmer mit ihm allein sein.
Sie verließ das Bett, und Julia öffnete sofort den Kleiderschrank, der alle Kleider und Gewänder enthielt, fein säuberlich geordnet. Ganz offensichtlich hatte die Zofe die Truhe geleert und alles eingeräumt, ohne dass Hedí aufgewacht war.
Normalerweise zog sich Hedí lieber allein an, aber diesmal ließ sie sich von Julie in ein hellblaues Gewand helfen. Die Zofe steckte ihr Haar zu einem Knoten zusammen und ließ einige lange Strähnen offen an den Schläfen herunterfallen. Die Bissspuren an ihrem Hals waren rot und ein wenig schorfig, doch die Wunde heilte und verschwand unter einem Samtband, das ihr Julia um den Hals legte.
»Alles in Ordnung, Herrin«, sagte die Bedienstete. »Ihr seht prächtig aus.«
Hedí wusste nicht recht, was sie von dem Haarknoten halten sollte, beließ es aber dabei. »Danke. Ich finde selbst den Weg nach unten.«
Sie fühlte Erleichterung, als sie in den Flur trat, so als hätte sie diesen Hinweis gebraucht, dass sie keine Gefangene in ihrem Zimmer war. Sie folgte dem Verlauf des Flurs zur Treppe, ging nach unten und erreichte das große, saalartige Speisezimmer in der Hoffnung, dass Darmouth bereits gefrühstückt hatte und wieder gegangen war.
Hedí warf einen Blick in den großen Raum und sah mehrere lange Tische und einen riesigen Kamin. Beim Frühstück schienen keine besonderen Regeln zu gelten, denn mehrere Bedienstete und vier einfache Soldaten wanderten umher, aßen Brot und tranken aus Tassen. Von Lord Darmouth war nichts zu sehen.
Leutnant Omasta stand bei einigen seiner Soldaten, ein großes Stück Brot, mit Butter beschmiert, in der Hand und Krumen im blonden Bart. Er nickte Hedí zu, als sie hereinkam, und deutete auf einen Stuhl.
»Kommt, Lady, nehmt Platz und esst.«
Omasta mochte Darmouths Schoßhund sein, aber Hedí zog ihn seinem Herrn und Meister vor. Am wohlsten fühlte sich der Leutnant offenbar in der Gesellschaft anderer Männer. So einfach sein Gemüt auch sein mochte, er gab nicht vor, etwas anderes zu sein als ein Soldat, der in erster Linie an seine Pflicht dachte. Hedí fragte sich, warum ein solcher Mann jemandem wie Darmouth treu blieb. Soweit sie wusste, hatte Omasta keine Familie. Sie nahm Platz und schenkte sich Tee ein.
Als sie den ersten Schluck trank, kam Darmouth herein, ein Barbar, bei dem die glänzende Rüstung fehl am Platz wirkte. Seine Männer nahmen Haltung an, aber er schenkte ihnen keine Beachtung und ging auf geradem Weg zu Hedí. Sie konnte ihn riechen, bevor er heran war.
»Habt Ihr gut geschlafen, Lady?«, fragte er.
»Ja, das habe ich«, antwortete sie mit erzwungener Höflichkeit und stellte die Tasse ab.
Darmouth wirkte besorgt und sah zu Omasta, als gäbe es etwas Wichtiges, das ihn
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