DHAMPIR - Blutsverrat
Kredit gebe«, sagte sie.
Der Mann, der ihr folgte, trug ein dickes Lederhemd, das offenbar einmal Teil einer Rüstung gewesen war. Die meisten Metallbeschläge fehlten. Von hinten griff er nach der Taille der Frau und versuchte sie festzuhalten.
»Ach, komm schon, Aliss. Ich habe ein warmes Bett. Das ist besser, als hier draußen zu frieren und so spät am Abend auf jemanden zu warten, der genug Geld hat.«
Sie gab ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen und entwand sich seinem Griff. Der Mann warf mit einem verärgerten Schnaufen die Hände hoch und ging allein weiter. Die junge Frau schnaubte leise und wandte sich in Richtung Marktplatz.
Welstiel trat aus der Gasse. »Fräulein?«
Sie drehte sich um und sah ihn an, mit einem Rest Ärger in ihrem eingefallenen Gesicht.
Welstiel hob einen Silbergroschen. »Ich kann mehr bieten als nur ein warmes Bett.«
Die junge Frau kam mit wiegenden Hüften näher, und ihre Lippen formten ein kokettes Lächeln. Flecken zeigten sich auf ihrem verblassten lavendelblauen Kleid. Sie trug nur das und den Umhan g – Welstiel fragte sich, wie sie damit die Kälte aushielt. Ihre Haut war bleich.
»Auf der Suche nach Gesellschaft?«
Welstiel stand im Zugang der Gasse und öffnete seinen Mantel. »Hier habe ich Wärme für dich.«
Ihr Lächeln wuchs in die Breite. Vielleicht hielt sie es für einen Glücksfall, auf einen feinen Herrn gestoßen zu sein, und sie ging direkt auf ihn zu. Welstiel wich ein wenig zurück und war entschlossen, sie so wenig wie möglich zu berühren.
Sie folgte ihm in die Gasse, fort vom Licht der Straßenlaternen. Bevor sie etwas sagen konnte, schmetterte ihr Welstiel die im Handschuh steckende Faust ins Gesicht. Der Kopf der Frau ruckte zur Seite, und Blut spritzte aus Nase und Mund an die Gassenmauer. Welstiel versteifte sich besorgt
Er hatte zu fest zugeschlagen, und Zorn entflammte in ihm. Wenn sie jetzt starb, waren seine Bemühungen umsonst.
Die Frau taumelte zur Seite, rutschte an der Wand entlang und blieb mit dem Gesicht nach unten liegen. Welstiel erweiterte seine Sinne, und Erleichterung erfasste ihn, als er das Pochen ihres Herzens hörte.
Das Haar lag ausgebreitet. Blut rann aus dem offenen Mund auf den gefrorenen Dreck. Welstiel starrte auf die sich bildende Lache und den entblößten Hals.
Wut auf Magiere brodelte in ihm. Er erinnerte sich daran, wie Chane die Kehle einer Frau zerfetzt hatte, und plötzlich fühlte er den Wunsch, das Blut seines Opfers zu trinken.
Das eigene Verlangen erfüllte ihn mit Abscheu. Er durfte auf keinen Fall zulassen, dass Magieres Aktivitäten seine Selbstbeherrschung beeinträchtigten. Welstiel starrte auf die Frau hinab und blieb still stehen, bis er sich wieder ganz unter Kontrolle hatte.
Dannknieteersichhin,holteeinreichverziertesKästchenausNussbaumholzhervorundöffnetees.EsenthieltdreihandlangeEisenstangen,dieaufeinemPolsterruhten,einenMessingnapfinderGrößeeinerTeetasseundeinekleineweißeKeramikflaschemiteinemStöpselausObsidian.DiedreiStangenwieseninderMitteÖsenaufundließensichzueinemDreibeinmontieren.IndieInnenflächedesMessingnapfswareinMusterauskonzentrischenRingeneingraviert,diebiszumRandreichten.ZwischendiesenLinienbefandensichdieSymboleseinesZaubers.VorsichtigstellteerdenNapfaufsDreibein.
Die weiße Flasche enthielt dreimal gereinigtes Wasser, das er in einem speziellen Kupfergefäß kochte, wenn er Zeit fand, seinen Vorrat zu erneuern. Er zog den Stöpsel und goss gerade genug Wasser in den Napf, um ihn bis zur Hälfte zu füllen.
Welstiel rollte die Prostituierte auf den Rücken. Wenn Blut floss, ging so viel Lebenskraft verloren, dass der Untote, der es trank, nur wenig davon aufnahm. Eigentlich ging es gar nicht um das Blut, aber mit ihm floss das Leben aus dem Körper. Seine Methode war weitaus effizienter und weniger entwürdigend. Er holte den Dolch hervor, schob die Spitze zwischen die Lippen der Frau und nahm mit ihr ein wenig von dem Blut. Dann neigte er die Klinge und ließ einen roten Tropfen ins Wasser des Napfes fallen.
Als sich das Blut dort verteilte, begann er mit einem leisen Sprechgesang.
Die Luft um ihn herum erschimmerte, und Welstiel fühlte, wie sie feucht und warm wurde. Die Haut der Frau begann zu schrumpeln.
Ihr Körper vertrocknete und schrumpfte, während das Leben sie verließ. Als das Herz zu schlagen aufhörte, ging Welstiels Sprechgesang zu Ende, und die Luft wurde wieder kalt und klar. Von der Frau auf dem Boden war nur noch eine mumienhafte Hülle mit
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