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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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wartete zusammen mit Wynn und Chap vor dem Wachhaus auf der steinernen Brücke, die zur Feste führte. Sie musste sich auf das vorbereiten, was jetzt kam, aber die Burg beanspruchte ihre ganze Aufmerksamkeit.
    So nahe wirkte sie beängstigend, obwohl Magiere schon größere Festungen gesehen hatte. Vier quadratische Türme erhoben sich an den Ecken und verstärkten den Eindruck, dass die ganze Bastion eines Nachts aus dem Wasser aufgestiegen war. Ihr Plan, Darmouth etwas vorzuspielen, um Zugang zur Burg zu erhalten, erschien ihr plötzlich zu riskant, und sie bedauerte, Wynn und Chap hierhergebracht zu haben. Als sie innere Kraft für die Begegnung mit dem Despoten sammelte, sah sie vor ihrem inneren Auge noch einmal Leesil, wie er mit schweißfeuchtem Blick und leer starrenden Augen dahockte, ein Stilett in der Hand.
    Sie war in der Nacht erwacht, allein in ihrem Bet t – Leesil hatte das Zimmer verlassen. Als sie sich anziehen und nach unten gehen wollte, wankte er herein und stolperte über die eigenen Stiefel. Magiere bewahrte ihn vor einem Sturz und führte ihn zum Bett. Sein Atem roch nach Wein. Sie zog Leesil aufs Bett, deckte ihn zu und umarmte ihn schweigend. Was hätte sie sagen sollen?
    Sie sah zu den Türmen der Festung hoch. Dieses Land seines »ersten Lebens«, wie Leesil es nannte, bescherte ihm mehr Entsetzen, als er ertragen konnte.
    »Glaubst du, es kommt bald jemand?«, fragte Wynn und fröstelte. Bei jedem Wort wehte eine kleine weiße Fahne von ihren Lippen.
    »Duck dich mit Chap an der Mauer«, sagte Magiere. »Leg deinen Mantel um ihn, dann wärmt ihr euch gegenseitig.«
    Wynn kam der Aufforderung nach, und Chap schmiegte sich an die junge Weise. Wynns Haar war für dieses Treffen sorgfältig geflochten, doch der Schaffellmantel, den sie über ihrem zerrissenen kurzen Umhang trug, wirkte schäbig. Ihr Rucksack befand sich in einem noch schlimmeren Zustand, war ausgebleicht und fleckig.
    Magiere hatte sich nicht herausgeputzt. Sie trug ihre Lederrüstung über einem Wollpullover. Die zerkratzte Spitze der Falchion-Scheide ragte unter dem Saum des Kapuzenmantels hervor. Im Gegensatz zur versnobten Elite von Bela würde sich Darmouth nicht darüber mokieren, wie sie aussah. Er suchte eine Jägerin und wollte Resultate. Je grimmiger sie aussah, desto besser.
    Magiere hörte ein lautes Knarren und sah, wie sich das große Tor der Festung öffnete.
    »Kommt jemand?«, fragte Wynn und richtete sich auf.
    Drei Männer schritten über die steinerne Brücke, und der erste von ihnen war ganz offensichtlich ein Offizier. Er trug ein Kurzschwert in einer Gürtelscheide und einen Brustharnisch aus Leder. Sein blonder Bart war etwas dunkler als das Haar. Die beiden Soldaten rechts und links von ihm hielten lange Speere.
    »Bist du die Jägerin namens Magiere?«, fragte der Offizier, ohne sich vorzustellen.
    »Ja«, erwiderte sie, und als der Offizier Wynn und Chap anstarrte, fügte sie hinzu: »Meine Begleiter und Helfer.«
    »Ich bin angewiesen, nur dich zu holen«, sagte der Mann.
    »Ohne uns geht sie nicht auf die Jagd«, entgegnete Wynn, bevor Magiere antworten konnte. »Jedes Geschöpf ist anders. Jede Jagd muss geplant werden. Deshalb ist es wichtig, dass wir über alle Details Bescheid wissen.«
    Wynns Gebaren schien den großen Offizier zu überraschen. Magiere verschränkte die Arme und wartete, bestätigte damit die Worte der jungen Weisen. Es war seltsam, sie in der Rolle der Unbeugsamen zu sehen.
    Der Offizier wirkte noch immer unschlüssig.
    »Ich brauche sie beide für eine erfolgreiche Jagd«, fügte Magiere hinzu. »Vielleicht war Lord Darmouth nicht vollständig informiert, als er nach mir schickte.«
    Der Mann mit dem blonden Bart musterte Magiere von Kopf bis Fuß. »Ich bin Leutnant Omasta. Folgt mir zum Innenhof und wartet dort, während ich all dies dem Lord erkläre. Er wird entscheiden, wer bleiben darf und wer gehen muss.«
    Magiere nickte. Ein Schritt nach dem anderen, auf diese Weise setzte sie sich immer durch.
    Die beiden Wächter wichen beiseite, und Omasta ging voran, gefolgt von Magiere, Wynn und Chap. Die beiden Soldaten bildeten den Abschluss.
    Als sie die Brücke überquerten, sah Magiere nicht das Wasser zu beiden Seiten. Ihr Blick war auf den breiten Rücken des Offiziers gerichtet, als er über die Zugbrücke und dann zum offenen Tor ging. Der lange Tunnel nahm sie auf wie ein Schlund, und dahinter erreichten sie den Innenhof.
    Vor dem Verlassen von Byrds Gasthof hatte

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