DHAMPIR - Blutsverrat
dich selbs t … Auf diese Weise überlebst du.«
Leesil riss die Augen auf.
Für einen Moment war er eingeschlafen, und sofort kehrten die schrecklichen Bilder zurück. Er konnte nicht schlafen, nicht ohne die Albträume von sich fernzuhalten. Er hatte Magiere geschworen, dies nie wieder zu tun, doch jetzt geriet seine Entschlossenheit ins Wanken. Zu groß war das Entsetzen, das ihn im Schlaf erwartete.
Er schlüpfte unter der Decke hervor. Magiere drehte sich auf die Seite, und Leesil verharrte, bis sie wieder ganz still dalag. Er zog Laken und Decke über ihren nackten Leib und ging auf leisen Sohlen zur Tür. Dort blieb er kurz stehen und sah zur schlafenden Magiere zurück, trat dann in den Flur und schloss die Tür hinter sich.
Im Gasthof war es still. Keine einzige Katze saß oder lag auf der Treppe. Leesil ging nach unten, und zwei Stufen knarrten leise unter ihm. Nichts regte sich im Schankraum, und er trat hinter die Theke, zum Fass mit dem Rotwein.
Er nahm einen Becher, füllte ihn mit dem Wein aus dem Fass und blickte in die rote Flüssigkeit. Seine Hände zitterten leicht, und er hielt den Becher in beiden Händen.
Er konnte ihn beiseitestellen und nach oben gehen, zurück zu Magiere.
Das wusste Leesil. Aber stattdessen setzte er den Becher an die Lippen und trank.
9
Am nächsten Morgen erwachte Wynn aus tiefem Schlaf, als jemand an die Tür klopfte. Sie hob die Lider und war einige Sekunden verwirrt, erinnerte sich dann daran, wo sie sich befand. »Leesil?«
Sie setzte sich auf und rieb sich die schläfrigen Augen, als die Tür geöffnet wurde. Byrd schaute herein. Er trug ein gelbes Kopftuch und erweckte den Anschein, schon seit einer ganzen Weile auf den Beinen zu sein.
Wynn strich sich das zerzauste Haar aus dem Gesicht und zog dann schnell die Decke zum Hals hoch.
»Ja?«, fragte sie.
Byrd lächelte, als sein Blick auf den großen Kater Kleerolle fiel, der sich am Fußende des Bettes zusammengerollt hatte. Tomate und Kartoffel lagen auf dem Läufer neben Chap. Den Kopf auf den Pfoten starrte Chap die beiden kleinen Katzen an.
»Ich habe Faris die Nachricht geschickt, dass ich weiß, wo sich Magiere befindet«, sagte Byrd. »Aber den Ort habe ich ihm nicht genannt. Leutnant Omasta erwartet sie mittags am Wachhaus der Brücke. Ohne Eskorte kann niemand die Festung betreten.«
Wynn atmete tief durch und versuchte, ganz wach zu werden. »Hast du Magiere Bescheid gegeben?«
»Nein, ich dachte, das überlasse ich dir.«
Wynn fand das seltsam, fragte aber nicht nach dem Grund. Byrd machte sie nervös, denn sie wusste, dass sein freundliches, zuvorkommendes Gebaren nur eine Maske war. Nach der Konfrontation am vergangenen Abend in der Küche wusste sie, dass er etwas von Leesil wollte.
»Natürlich«, sagte sie. »Wenn du jetzt die Tür schließen würdes t … Ich möchte mich anziehen.«
Byrd wich zurück und wollte die Tür schließen, doch dann drückte er sie wieder auf und sah erneut ins Zimmer.
»Leutnant Omasta wird euch nicht aus den Augen lassen«, sagte er. »Achtet auf die Zimmer und Flure, durch die ihr kommt. Seht euch nicht nur einfach um, sondern merkt euch, wo Wachen stehen. Und prägt euch ein, was ihr hört.«
Chap grollte leise, und Wynn schaute zu dem Hund. Sein Kopf lag noch immer auf den Pfoten, aber der Blick der hellen Augen galt Byrd.
»Danke«, erwiderte Wynn. »Chap und ich wissen, worauf es zu achten gilt.«
Byrd runzelte die Stirn. »Er ist nur ein Hund.«
»Und dein ›Partner‹ ist nur eine Katze«, entgegnete Wynn mit einem kurzen Blick auf Kleerolle.
»Na schön.« Byrd zuckte mit den Schultern. »Seid vorsichtig. Wenn Darmouth Verdacht schöpft, müsst ihr mit dem Schlimmsten rechnen.«
Er schloss die Tür.
Wynn kroch aus dem Bett und streifte ihren dicken Mantel übers Nachthemd. Chap stand auf, schüttelte sich und folgte ihr, als sie das Zimmer verließ und durch den Flur eilte. Diesmal klopfte sie an, zunächst leise. Als niemand reagierte, klopfte sie lauter.
»Ja?«, erklang Magieres Stimme.
»Ich bin’s. Darf ich hereinkommen?«
Nach einer kurzen Pause öffnete sich die Tür, und Magiere blickte in den Flur. Sie wirkte abgespannt, als hätte sie eine lange Nacht mit nur wenig Schlaf hinter sich. Ein seltsamer Geruch kam aus dem stickigen Zimmer.
»Was ist?«, fragte Magiere.
»Byrd war gerade bei mir. Kann ich hereinkommen?«
Magiere zögerte, wich dann zurück. Wynn trat ein und Chap ebenfalls.
»Hat sich jemand übergeben?«,
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