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DHAMPIR - Blutsverrat

DHAMPIR - Blutsverrat

Titel: DHAMPIR - Blutsverrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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zusammengebunden, das die dunkle Haut noch dunkler wirken ließ. Braune Augen sahen Hedí an. Etwas im Erscheinungsbild des Mädchens erschien ihr vage vertraut.
    Hedí lächelte. »Hallo. Ich bin hier zu Gast, aber es gibt nicht viel zu tun. Was hältst du davon, wenn ich dir ein wenig Gesellschaft leiste?«
    Das Mädchen lächelte überrascht. »In meinem Zimmer? Du möchtest hereinkommen?«
    »Ja. Es sei denn, ein Spaziergang wäre dir lieber.«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. »Ohne Julia und Devid soll ich dieses Zimmer nicht verlassen.«
    »Wer ist Devid?«
    Die junge Dame rollte mit den Augen und seufzte. »Er hat ein Schwert und beschützt mich vor schlimmen Dingen.«
    Hedí fragte sich, warum das Mädchen in der Festung einen Leibwächter brauchte. Nie zuvor hatte sie hier ein Kind gesehen. Das Mädchen schob die Tür mit seinen kleinen Händen weit auf.
    »Möchtest du meine Puppen sehen?«
    »Ja, das würde mir gefallen.«
    Hedí trat in ein hübsches kleines Zimmer, das sie in der Feste eines Tyrannen nicht erwartet hätte.
    Kleine Tapisserien hingen an den steinernen Wänden und zeigten Darstellungen von Fabelwesen, von schlangenartigen Drachen bis hin zu seltsamen dünnlippigen Wesen, die von Federn bedeckt waren und Flügel hatten. Hedí sah eine kleine dunkelbraune Katze, die auf dem Rücken eines silbergrauen Hirschs saß, dessen Fell jedoch zu keinem Hedí bekannten Rotwild passte. Die Hörner waren lang und geschwungen, ohne Sprossen. Ein Himmelbett beanspruchte den größten Teil des Platzes im Zimmer, und ein Bücherregal enthielt Puppen und Spielzeugtiere. Eine große Truhe mit Kissen darauf stand am Fußende des Bettes.
    »Ich bin Hedí und bei Lord Darmouth zu Gast. Bist du ebenfalls ein Gast?«
    »Nein, das bin ich nicht«, antwortete das Mädchen, als sei das offensichtlich. »Ich heiße Korey und wohne hier bei Papa und Mama.«
    Hedí sah in Koreys schelmische Augen und wusste plötzlich, an wen das Mädchen sie erinnerte: an Faris und Ventina, Darmouths Bedienstete. Korey wies nicht nur alle Merkmale der Móndyalítko auf, sondern ähnelte auch ihren Eltern.
    »Komm und sieh dir Selina an!« Korey ergriff Hedís Hand. »Das ist meine Lieblingspuppe. Sie hat blondes Haar, und ich wollte immer blondes Haar haben.«
    Hedí folgte Korey zum Bett. Eine wunderschöne Puppe mit Porzellankopf saß dort an ein Kissen gelehnt. Korey erinnerte Hedí an ihre kleinen Schwestern, die Besuchern immer ihre Spielzeuge und Puppen zeigen wollten, wie exotische Schätze, die ihr Vater von fernen Orten mitgebracht hatte. Hedí widersprach ihnen nie. Sie wollte ihnen nicht den Kindertraum von der Welt als einem großen, gastlichen Ort nehmen, der nur auf sie wartete.
    Neuer Kummer regte sich in Hedí, und mit einem leisen Seufzen versuchte sie, ihn beiseitezuschieben.
    »Wie oft siehst du deine Eltern?«, fragte sie.
    »Wie oft?« Korey runzelte erneut die Stirn. »Devid und Julia bringen mich zu ihnen. Manchmal geht Papa mit mir auf den Hof, aber Julia muss mitkommen.«
    Darmouth sorgte also dafür, dass immer ein wachsamer Blick auf das Kind gerichtet blieb, selbst dann, wenn es mit den eigenen Eltern zusammen war. Es klang so, als dürften sie nicht einmal in Koreys Zimmer mit dem Mädchen allein sein.
    Korey war eine Geisel, und das überraschte Hedí nicht. Jeder in diesem Land war ein Sklave, auf die eine oder andere Weise, gefesselt von Furcht und Todesgefahr. Sie dachte an Faris und Ventina. Welche Dienste leisteten sie, die Darmouth so wichtig fand, dass er sich ihrer Loyalität versicherte, indem er die Tochter gefangen hielt?
    Die kleine Korey freute sich über Gesellschaft, selbst über die einer Fremden.
    »Hast du irgendwelche Spiele?«, fragte Hedí. »Wir könnten spielen.«
    »Spiele?« Korey strahlte. »Du kannst für ein Spiel bleiben? Ich habe Karten. Papa hat gesagt, er würde mir beibringen, wie man mit ihnen spielt, aber das hat er noch nicht gemacht. Weißt du, wie man Karten spielt?«
    »Ja«, bestätigte Hedí.
    Koreys freudige Aufregung machte sie noch trauriger, aber davon ließ sie sich nichts anmerken. Sie nahm auf der Bettkante Platz, strich die Decke glatt und ordnete die Karten mit dem Rücken nach oben zu einem quadratischen Muster an.
    »Das erste Spiel heißt ›Fang den König‹«, sagte sie mit einem Lächeln.
    Korey lachte leise. Sie verbrachten den ganzen Tag zusammen, und Hedí ließ Korey nie merken, dass sie beide Gefangene waren.
    Magiere

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