DHAMPIR - Blutsverrat
Chap Magiere mit Wynns Hilfe auf das allgemeine Protokoll hingewiesen. Sie sollte ihr Falchion die ganze Zeit in der Scheide behalten und es sofort aushändigen, wenn man sie dazu aufforderte. Chaps Pfote hatte auf die Symbole für »Befehlen gehorchen« und »keine Drohungen« gezeigt. Magiere biss die Zähne zusammen, beabsichtigte aber, Chaps Rat zu befolgen.
Omasta sprach auf dem Hof leise mit zwei weiteren bewaffneten Wächtern und wandte sich dann an Magiere. »Warte bis zu meiner Rückkehr.«
Er überquerte den Hof und schritt auf der anderen Seite durch ein Tor.
Magiere sah sich auf dem Innenhof um und ließ ihren Blick über die hohen Mauern streiche n – zwischen den vier Türmen schienen vier hohe Gebäude aufzuragen. Sie beschloss, ein wenig umherzuwandern und sich alles aus der Nähe anzusehen.
Sie war noch keine drei Schritte weit gekommen, als sich die Wächter in Bewegung setzten. Sie versperrten Magiere, Wynn und Chap den Weg, indem sie auf allen vier Seiten Aufstellung bezogen. Ihre Speere blieben außer Reichweite, aber sie machten wortlos klar, dass sie sich nicht den Innenwänden der Festung nähern sollten.
Magiere fragte sich, wie sie auf diese Weise Informationen sammeln sollten. Die ganze Angelegenheit kam ihr sinnlos vor.
Wynn fröstelte erneut, und Magiere hoffte, dass Leesil noch immer im warmen Bett schlief. Er hatte sein Versprechen gebrochen und zum ersten Mal seit Bela getrunken, aber vielleicht war er dadurch von Albträumen verschont geblieben. Wynn ging neben Chap in die Hocke, und der Hund kuschelte sich erneut an sie.
Es dauerte nicht lange, bis Omasta zurückkehrte und Magiere zum offenen Eingang der Feste winkte. Sie nahm an, dass damit sie alle gemeint waren, und deshalb zog sie Wynn auf die Beine. Als sie sich näherten, wich der Leutnant beiseite.
Magiere fühlte Wärme, als sie durch das breite Portal trat. Vielleicht war es nicht direkt warm, aber weitaus weniger kalt als draußen. Hinter den Torbögen zu beiden Seiten erstreckten sich große Räume. Der auf der rechten Seite schien ein Speisesaal zu sein, und Magiere hörte das Knistern eines Kaminfeuers an seinem Ende. Omasta führte sie in den linken Raum.
Waffen und Schilde hingen zwischen großen Kohlepfannen an den Wänden, und in der Mitte stand ein langer wuchtiger Tisch mit zehn robusten Stühlen. Zwei Tapisserien bedeckten die gegenüberliegende Wand. Eine zeigte ein verziertes Wappen: drei Berggipfel hinter grünen Hügeln und unter einer goldenen Krone, die wie die Sonne über allem schwebte. Der andere Wandteppich präsentierte einen Reiter vor schwarzem Hintergrund.
Zwei Wolfshunde kamen an der rechten Seite des Tisches nach vorn und schnüffelten. Einer knurrte, als er Chap bemerkte. Chap erwiderte das Knurren nicht und trat vor Wynn.
Magiere richtete ihre Aufmerksamkeit auf die drei Personen im Zimmer.
Die erste war der Mann, der am vergangenen Abend zu Byrd gekommen war. Faris saß auf der rechten Seite ganz hinten und erwiderte Magieres Blick. Hinter ihm stand eine schlanke dunkelhaarige Frau, die ihm so sehr ähnelte, dass sie seine Schwester sein konnte.
Magiere fragte sich, warum zwei Móndyalítko Darmouth dienten. Sie hielt die Bergnomaden nicht für Leute, die bereitwillig einem Kriegsherrn folgten.
Die dritte Person trat am Tisch entlang und folgte den Wolfshunden mit verschränkten Armen. Magiere nahm Schweißgeruch wahr. Der Mann war nicht so groß wie Omasta, aber er hatte eine starke Ausstrahlung, und damit fing er Magieres Blick ein.
Darmouth war für sie nur ein Schatten gewesen, ein gesichtsloses Phantom aus Leesils Vergangenhei t – bis zu diesem Moment. Äußerlich blieb sie ruhig und gelassen, als sie jenen Mann musterte, der Leesils Geist und Seele verkrüppelt und vielleicht seine Eltern umgebracht hatte.
Magiere ließ ihre Dhampir-Natur erwachen, und mit schärferen Sinnen versuchte sie, ein Gespür für den Mann zu bekommen. Sein Geruch wurde schlagartig intensiver, und mit jedem Schritt, den er machte, schien sich ihr tiefer Winter zu nähern. Der lederne Brustharnisch unter seinen verschränkten Armen war geölt, und die stählernen Beschläge glänzten makellos. Das Haar war kurz geschnitten, das Gesicht sorgfältig rasier t – Leesil hatte ihn anders beschrieben. In Augen und Mundwinkeln zeigten sich erste Altersfalten, aber die Arme waren dick und muskulös.
»Du bist die Jägerin?«, fragte er mit tiefer Stimme.
Magiere begriff, dass dieser Mann anordnen
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