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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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waren. Zusammen mit Domin Tilswith hatte sie einige alte Gebäude und Festungsanlagen untersucht, aber nichts von dieser Art. Im Vergleich hiermit befand sich der Bergfried in der Nähe von Magieres Heimatdorf in einem ausgezeichneten Zustand.
    Das Holztor in der Außenmauer war halb verfault, und ein ordentlicher Tritt hätte genügt, um die Reste zerbröckeln zu lassen. Der obere Teil des Hauptgebäudes war eingestürzt; große, moosbedeckte Steine lagen auf dem Hof.
    Wynn blickte zum Dorf zurück, konnte es durch den Wald aber nicht sehen. »Was ist hier geschehen?«
    »Bürgerkrieg, Hunger und vielleicht Krankheiten, vor langer Zeit«, sagte Leesil. »Dadurch kann ein Lehen so viele Menschen verlieren, dass nicht genug übrig bleiben und es zu einem wirtschaftlichen Zusammenbruch kommt. Und besonders gutes Ackerland scheint dieshier nicht zu sein. Wer weiß, wovon die hiesigen Leute gelebt haben.«
    Aus irgendeinem Grund glaubte Wynn nicht, dass sich das, was hier geschehen war, so einfach erklären ließ. Durch die Stille dieses Ortes schien es noch kälter zu werden. Zwar konnte sie das Dorf nicht sehen, aber die moosbehangenen Bäume, die ihr den Blick darauf verwehrten, trugen selbst unübersehbare Zeichen.
    »Seht nur«, sagte sie und streckte die Hand aus. Magiere trat an ihre Seite.
    Eine alte Fichte unweit der Außenmauer hatte sich braun verfärbt. Einige Zweige und Äste waren abgebrochen oder verfault, und ihre Stümpfe hatten sich ebenso verfärbt wie die Reste des Tores, wirkten fast schwarz. Andere Bäume befanden sich in einem ähnlichen Zustand, und selbst auf den Steinen im Hof bildeten Flechten und Moos nur dunkle Flecken. In der Nähe der Feste von Apudâlsat nagte der Tod an der Welt und hinterließ Zeichen, die Wynn nur zu vertraut erschienen.
    Chap kam zu ihr und knurrte einmal, schob dann den Kopf unter ihre Hand. Sie streichelte ihn geistesabwesend und beobachtete weiterhin die Spuren des Verfalls im Wald.
    »Wir sollten hineingehen«, wandte sie sich an Magiere. »Osceline sagte, ihr Herr würde Bescheid wissen, wenn du eintriffst. Hier wartet niemand auf uns, und wir erfahren nicht mehr, wenn wir hier draußen herumstehen.«
    Magiere sah in den Wald, die eine Hand am Griff ihres Falchions, drehte sich dann um und ging los. Wynn folgte ihr. Leesil übernahm vor ihnen die Spitze.
    Von der Holztür der Feste war kaum mehr übrig als vom Tor in der Außenmauer. Verfaulte Holzstücke lagen unter dem Steinbogen des Eingangs auf dem Boden. Unter Leesils Stiefeln wurden sie zu Brei, als er eintrat.
    Draußen verblasste das Licht, und Wynn holte die Lampen hervor, legte die Kristalle hinein und fügte die gläsernen Aufsätze hinzu. Eine Lampe reichte sie Magiere, und dann folgten sie Leesil durch das Tor. Sie gingen durch einen kurzen Flur und erreichten nach wenigen Schritten einen Saal.
    Er war in einem etwas besseren Zustand als der Rest. Die Feste war im alten Stil erbaut und hatte keinen Kamin auf einer Seite, sondern eine große Feuergrube in der Mitte. In den Wänden, die bis zu den Resten eines Obergeschosses aufragten, gab es Torbögen und Türen, die vermutlich zu anderen Räumen führten. Über der Feuergrube hatte es in Decke und Dach früher vermutlich ein Gitter gegeben, durch das der Rauch abziehen konnte, aber jetzt sah Wynn über sich den Himme l – das Dach existierte nicht mehr. Schutt lag rings um die Grube und auf dem angrenzenden Boden.
    Riesige Tapisserien hingen an den Wänden, ihre Darstellungen halb von Schmutz und Schimmel verdeckt. Hier und dort lösten sich die einst prächtigen Wandteppiche auf; manche hingen bereits in Fetzen. Einer zeigte einen Kampf zwischen Gegnern, die Wynn nicht erkannte. Sie näherte sich einem anderen, und das Licht ihrer Lampe fiel auf ein Bild von Männern, die cremefarbene Umhänge und um den Kopf geschlungene Tücher truge n – sie saßen auf dünnbeinigen, temperamentvoll wirkenden Pferden.
    »Ich glaube, dies ist ein sumanischer Wandteppich«, sagte sie. »Hinter den Reitern sieht man Dünen in der Ferne. Es muss viel Geld gekostet haben, den Gobelin hierherzubringen. Warum sollte ein dröwinkanischer Lord Interesse an so etwas haben?«
    Magiere ging um die Feuergrube herum. »Dieser Ort fühlt sich vertraut an, aber ich weiß, dass ich hier nie gewesen bin. So weit im Osten bin ich jetzt zum ersten Mal.«
    Wynn trat zu ihr. »Bist du sicher?«
    »Ja, ich bin sicher.«
    Leesil hatte ebenfalls die Wandteppiche betrachtet, wandte den

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