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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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tagsüber schlief, erregte Aufmerksamkeit.
    Aber an diesem Abend erwachte Welstiel in einem Bett.
    Es war ihm zuwider, mit den hiesigen Bauern zu sprechen, doch als die letzte Morgendämmerung zu einer echten Gefahr geworden war, hatte der Zufall sie zu einem kleinen Dorf geführt. Chane bewies seine Nützlichkeit und stellte sie als Händler vor, die die ganze Nacht unterwegs gewesen waren, um möglichst schnell ihr Ziel zu erreichen. Angebliche Erschöpfung, eine Handvoll Münzen und gebrochenes Dröwinkanisch ließen seine Geschichte glaubhaft erscheinen. Chane verlor nicht viele Worte, aber mit seinem Gebaren überzeugte er die Bauern schneller, als es Welstiel möglich gewesen wäre. Manchmal fühlte er sich von Chanes Schlauheit an Leesil erinnert.
    »Bist du wach?«, fragte Chane.
    »Ja. Das Bett war eine angenehme Abwechslung.« Welstiel setzte sich auf. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir für deine Geistesgegenwart zu danken. Mit den Bewohnern von Bela bin ich gut zurechtgekommen, aber in diesem Land trauen mir die Leute nicht.«
    Chane fuhr damit fort, die Sachen zusammenzupacken.
    »Es liegt an den weißen Stellen in deinem Haar, und du bist blasserals ich. Du verhältst dich zu sehr wie ein Adliger; du scheinst einerunheimlichen Kamingeschichte entsprungen zu sein, mit der manKinder erschreckt. Ich hingegen sehe aus wie ein junger Kaufmann.«
    Das stimmte.
    Welstiel stellte fest, dass Chane noch nicht ganz angezogen war. Er trug seine Hose, aber das Hemd lag auf dem Bett. Die Haut an den Armen war glatt über straffen Muskeln, doch an Schulter und Rücken zeigten sich viele Narben: lange weiße Striemen, so tief, dass sie sich gegenseitig überlappten.
    »Was ist passiert?«, fragte Welstiel.
    »Hm?«
    »Dein Rücken. Bei unserer Art sollte so etwas heilen.«
    Chane warf einen geistesabwesenden Blick über die Schulter. »Mein Vater. Erst nach der Verwandlung sind unsere Körper zur Selbstheilung imstande. Dies ist vorher geschehen.«
    Welstiel betrachtete die vielen Narben. An manchen Stellen hatten sich dort Buckel gebildet, wo neue Wunden über bereits verheilten entstanden waren. Offenbar gingen die Narben auf jahrelange Misshandlung zurück.
    »Dein Vater hat dir das angetan?«, fragte Welstiel.
    Chane schenkte der Frage keine Beachtung.
    »Die Pferde sind bereit.« Er nahm sein Hemd und streifte es über. »Die Dorfbewohner sind von den Feldern zurückgekehrt. Wir sollten bald aufbrechen.«
    Welstiel stand auf und war erneut von seinem mangelnden Zeitgefühl beunruhigt. »Wann ist die Sonne untergegangen?«
    »Vor Kurzem.«
    Welstiel trat nach draußen. Chane folgte ihm, dankte den Bauern in der Nähe des Gemeinschaftshauses und verabschiedete sich von ihnen. Sie stiegen auf und ritten Seite an Seite in die Nacht.
    »Ich habe etwas Getreide für die Pferde kaufen können«, sagte Chane. »Unser Vorrat war sehr geschrumpft.«
    Welstiel nickte und sah vor dem inneren Auge noch immer Chanes Narben. Dann schob er das Bild beiseite. Eigentlich wollte er gar nichts über Chanes Vergangenheit wisse n – ebenso wenig lag ihm daran, von seiner eigenen zu erzählen. Auf die Gegenwart kam es an.
    Feuchte Bäume säumten die ins Finstere führende Straße, und als Welstiel in die Dunkelheit starrte, entsann er sich des Lebens, das er hier einst geführt hatte. Dröwinka schien sich überhaupt nicht verändert zu haben, und das galt auch für die hier lebenden Menschen. Was für ein grässliches Land.
    »Es wird Zeit, dass wir offen miteinander reden«, sagte Chane so ruhig, als spräche er übers Wetter.
    »Wie bitte?«
    »Du hast erneut im Schlaf gesprochen.«
    Welstiel hörte nichts aus dem Wald, keine Eulenrufe und nicht einmal ein Eichhörnchen, das an einem Baum emporhuschte. Chane und er waren allein. Er hatte keine Antwort für seinen Begleite r – zumindest keine, die er ihm anvertrauen wollte. Die Kommunikation mit der Traumherrin beanspruchte immer Zeit seines Schlafes, weshalb er während der nächtlichen Reisen müde war. Doch er erfuhr dabei nicht mehr über das, wonach er suchte.
    »Warum sind wir nach Osten unterwegs?«, fragte Chane und zügelte sein Pferd. »Bisher bin ich dir gefolgt, ohne Fragen zu stellen, aber du hast gesagt, dass sich Magiere nach Norden wenden würde, und das war vor vielen Tagen. Warum also reiten wir tiefer nach Dröwinka hinein?«
    Welstiel beabsichtigte nicht, über seine Pläne zu sprechen, aber Chane hatte sich als nützlich erwiesen. Auch er zügelte sein

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