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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Schoß.
    Magiere grüßte höflich und ließ die Zügel schnalzen, woraufhin Taff und Teufelchen den Wagen über die Straße zogen. Als sie Pudúrlatsat erreichten und sich auf der Hauptstraße nach Osten wandten, nahm Magiere die Zügel in eine Hand und ergriff Leesils mit der anderen. Seine Finger schlossen sich sofort fest um die ihren.
    Sie hielten sich bis zum Abend an den Händen.
    Chane erwachte genau bei Sonnenuntergang, setzte sich auf und beobachtete den noch schlafenden Welstiel. So war es Abend für Abend. Seit einiger Zeit sprach und bewegte sich Welstiel nicht mehr im Schlaf.
    Er war zu einem Hindernis für Chanes Freiheit geworden, und in dieser Hinsicht erinnerte er ihn an Toret. Auch Welstiel erwartete Gehorsam von ihm, den er allerdings nicht so wie Toret durchsetzen konnte. Chane hatte kein Geld und wusste nicht, wohin er sich wenden sollte, bis er von Welstiel die versprochene Bezahlung und die Empfehlungsschreiben bekam. Damit konnte er sich eine neue Existenz aufbauen und vielleicht zu einer der Hauptniederlassungen der Weisengilde reisen.
    Sosehr es ihm auch widerstrebte, Welstiels Stohmann zu sein, ihm blieb kaum eine andere Wahl, als sich ihm zu füge n – vorläufig. Und er wurde immer neugieriger in Hinsicht auf das Artefakt, nach dem sein Reisegefährte suchte.
    Hinter all diesen Überlegungen steckte das Erlebnis in der dunklen Schmiede.
    Wynn hatte ihn zurückgewiesen.
    Ein Teil von ihm war voller Kummer, was ihm seltsam erschien, denn normalerweise neigte er nicht zu Schwermut. Wynn ließ sich von ihrem Gewissen leiten, und ihr klarer Wunsch, ihn vor Magiere zu schützen, war die ganze Zeit über in Chanes Gedanken präsent. Eigentlich eine naive Vorstellung, denn er brauchte keinen Schutz, aber trotzde m …
    In jenem Moment hatte sich jedoch die Möglichkeit, mit Wynn nach Bela zurückzukehren, in Luft aufgelöst, noch bevor ihm klar geworden war, welche Worte ihm über die Lippen kamen. Er hätte sich einen solchen Wunsch nicht gestatten und ihn Wynn gegenüber auch nicht äußern dürfen. Sie war eine wahre Intellektuelle und verstand, dass Wahrheiten nie vergessen werden konnte n – es gab keine Möglichkeit, die Realität zu ändern. Ebenso gut hätte man versuchen können, ausgesprochene Worte zurückzunehmen.
    Die Grausamkeit seines Vaters hatte ihn gelehrt, sich zu verteidigen und vor allem an sich selbst zu denken. Wynn war abgesehen von seiner Mutter die einzige Person, die er mehr zu schützen wünschte als sich selbst. Seiner Mutter gegenüber hatte er versagt; Wynn konnte er vielleicht noch retten.
    Welstiel bewegte sich, und Chane klopfte ihm vorsichtig auf die Schulter. »Bist du wach?«
    »Ja. Wir sollten uns bereit machen.«
    »Möchtest du packen, oder kehren wir hierher zurück?«
    »Wir machen uns auf den Weg, aber erst will ich mit dem Hauptmann reden. Pack alles zusammen.«
    Chane war überrascht, als Welstiel begann, bei den Vorbereitungen zu helfen. Schon seit einer ganzen Weile wusste er, dass Welstiel als Adliger aufgewachsen und daran gewöhnt war, dass solche Dinge für ihn erledigt wurden. Es schien ihm an Selbstständigkeit zu mangeln. Chane war ebenfalls adliger Herkunft, aber er hatte immer darauf geachtet, allein zurechtzukommen.
    ErsatteltebeidePferdeundbanddasZeltaufdemRückenseineseigenenRossesfest.AnschließendreichteerWelstielseinenMantel.
    »Reite voran«, sagte er. »Mir ist noch immer nicht klar, warum du den Hauptmann befragen willst.«
    »Informationen«, erwiderte Welstiel knapp.
    Sehr aufschlussreich , dachte Chane, schwieg aber. Seine Verwunderung wuchs, als Welstiel sie um den Ort herum nach Osten brachte und nicht in Richtung Gut.
    »Wie willst du den Hauptmann finden?«, fragte er.
    Welstiel beobachtete die durch den Ort führende Hauptstraße, und gelegentlich wanderte sein Blick zum lichten Wald um sie herum. Jetzt am Abend gab es kaum mehr Aktivität.
    Nach einer Weile hörte Chane das Läuten einer kleinen Glocke zwischen den Bäumen.
    Ein hagerer Junge mit dichtem schwarzem Haar und Sommersprossen im Gesicht, dreizehn oder vierzehn Jahre alt, trieb einige Ziegen durch den Wald. Das Läuten kam von einer einfachen Glocke am Hals des einen Ziegenbocks in der kleinen Herde. Der Junge hatte die Tiere zu weit weggeführ t – oder vielleicht waren sie ihm entwischt; er kehrte spät heim.
    »Kannst du den Knaben dazu bringen, den Hauptmann seines Lehnsherrn zu holen?«, fragte Welstiel. »Der Umgang mit diesen Bauern scheint dir

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