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DHAMPIR - Dunkelland

DHAMPIR - Dunkelland

Titel: DHAMPIR - Dunkelland Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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ihre Schreibsachen ablegen konnte, hätte ein Vergnügen oder wenigstens eine Erleichterung sein sollen.
    Unter ihrem kurzen Umhang und dem Hemd trug sie ein weißes Baumwollunterhemd. Seit Beginn der Reise hatte sie keine Gelegenheit bekommen, allein in diesem Unterhemd zu schlafen. Die Nächte waren zu kalt, und außerdem scheute sie davor zurück, sich in der Nähe anderer Personen zu entkleiden. Dass sie jetzt dazu imstande war, für diese eine Nacht, hätte ebenfalls sehr angenehm sein sollen.
    Doch sie freute sich nicht.
    Sie rieb auch nicht den Kristall in der kalten Lampe auf dem Nachtschränkchen. Stattdessen schloss sie die Tür, kroch unter die Daunendecke und sah sich im Zimmer um, das im Licht der einen Kerze beruhigend normal wirkte.
    Sie hatte Magiere, Leesil und alle anderen belogen und Anspruch auf ein Verdienst erhoben, das ihr gar nicht zukam. Um Chane zu schützen und Magiere zu verschweigen, dass er ihnen gefolgt war.
    Jemand klopfte an die Tür, doch Wynn wollte niemanden sehen.
    »Ich bin’s«, erklang Magieres Stimme. »Darf ich reinkommen?«
    »Natürlich«, sagte Wynn, obwohl es ihr eigentlich nicht recht war. Sie griff nach der kalten Lampe, hob ihr Glas und rieb den Kristall, ohne ihn aus der Lampe zu nehmen. Er leuchtete auf und erhellte das Zimmer. Als sie das Glas wieder auf die Lampe setzte, öffnete sich die Tür, und Magiere kam herein.
    Ihr Haar war ungekämmt, und sie trug nur ihr weißes Hemd und die schwarze Hose. Einige Kratzer in ihrem Gesicht waren angeschwollen.
    »Hast du noch etwas von deiner Heilsalbe?«, fragte sie.
    Noch mehr Schuldgefühle. Wynn hätte wenigstens die Wunden ihrer Gefährten behandeln sollen, bevor sie sich verkroch.
    »Ja. Entschuldige bitte. Daran hätte ich selbst denken sollen. Die Salbe befindet sich in der Seitentasche meines Rucksacks.«
    Magiere schüttelte den Kopf. »Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Wir sind alle müde.«
    Wynn holte die kleine Büchse mit der Salbe hervor, außerdem auch noch eine Haarbürste. Schuldgefühle verdrängten das Unbehagen angesichts von Magieres Präsenz.
    »Ich kämme dir das Haar, wenn du möchtest. Es steckt voller Kletten.«
    ySieliebtedieBeschäftigungmitWissen.NichtsmachtesieglücklicheralsdasSammelnneuerErkenntnisse,aberwiesolltesiedieseAngelegenheitmitkühler,distanzierterObjektivitätdokumentieren?DiedunkleundtoteHälftevonMagiereerschrecktesieebensosehrwieihregeheimnisvolle,blutigeVergangenheit.
    Magiere sah auf die Bürste und schien ablehnen zu wollen, überlegte es sich dann aber anders und seufzte. »Ja, danke.«
    Wynn goss Wasser aus einer Kanne in eine Porzellanschale auf dem Tisch. Daneben lag ein zusammengefaltetes Handtuch, und Wynn tupfte die eine Ecke ins Wasser. Sie setzte sich neben Magiere auf die Bettkante und versuchte, die Hand möglichst ruhig zu halten, als sie Magieres Kratzer säuberte und anschließend Salbe auftrug, die nicht nur die Heilung beschleunigte, sondern auch den Schmerz linderte.
    »Schon besser«, sagte Magiere.
    Wynn rutschte hinter Magiere und begann damit, ihr langes schwarzes Haar zu bürsten.
    »Wie geht es Leesil?«, fragte sie.
    »Er schläft. Ich glaube, er ist so weit in Ordnung. Vordana hat ihm beim Kampf offenbar nicht allzu viel Kraft genommen, aber ganz sicher sein können wir nicht. Ich werde darauf achten, dass er morgen früh ordentlich isst.«
    Wynn hörte auf zu bürsten und löste vorsichtig eine Klette.
    »Du hast wundervolles Haar«, sagte sie, obwohl die Strähnen sie an die schwarzen Bänder in Magieres Essenz erinnerten. »Hat Leesil dir gesagt, was er im Wald gesehen hat?«
    Magiere drehte sich um, und Wynn zog die Hände etwas zu schnell zurück. Sie faltete sie im Schoß, beide um die Bürste geschlossen.
    »Nein«, antwortete Magiere. »Hat er es dir gesagt?«
    »Er sprach zusammenhanglos, wie du, aber ich glaube, er hat seine Mutter gesehe n … tot. Er sagte, wir wären zu spät gekommen und sie sei tot.«
    Magiere schloss die Augen. »Ich hätte nicht zulassen dürfen, dass mich Vordana mit den Trugbildern täuschte. Ich hätte ihn sofort köpfen sollen. Leesi l … Er hat viel ertragen müssen, und die Reise hierher war nicht einmal seine Idee.«
    Magiere schwieg einige Sekunden, und als sie erneut sprach, erklangen Worte, die Wynn nicht hören wollte.
    »Was hast du heute Abend gesehen? Was hast du in mir gesehen, das dich so erschreckt, dir sogar wehgetan hat?«
    Wynns Mund war plötzlich trocken. »Du hast mir nicht wehgetan,

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