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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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einen Blick in ihre Erinnerungen zu werfen.
    »Bist du sicher?«
    Na los! Nutz die Gelegenheit, solange sie ruhig ist!
    Wynn rutschte auf den Knien nach vorn und zeigte auf sich.
    »Wynn«, sagte sie. »Und du bis t … Li-kun?«
    Die Frau neigte den Kopf wie eine Krähe, oder vielleicht mehr wie ein Falke.
    Chap stellte vorsichtig eine Verbindung mit ihrem Bewusstsein her. Er sah nichts. In der weißen Frau schien es keine Erinnerungen zu geben, die sich als Gedanken manifestierten.
    Versuch es noch einmal mit den anderen Namen!
    »Wer ist Volyn o … oder Häs’saun?«
    Beim zweiten Namen flammten Bilder durch den Kopf der weißen Frau.
    Weiße Gesichter erschiene n … und kalte Berggipfel, eine endlose Wüste, ein auf Stein hämmernder Kobold, eine große Eisentür, eine bleiche, kopflose Leiche auf steinernem Bode n … Es war ein plötzlicher Mahlstrom aus Bildern, und Chap wurde schwindelig.
    Nenn noch einmal ihren Namen!
    Wynn deutete auf die Frau. »Li-ku n … ist das dein Name?«
    Der Mund der weißen Frau klappte auf. Sie beugte sich vor, auf alle viere, und das lange schwarze Haar strich über den Boden. Ein heiseres Krächzen bahnte sich einen Weg aus ihrer Kehle und ahmte die beiden von Wynn gesprochenen Silben nach.
    »Li’kän?«, wiederholte Wynn und änderte die Betonung.
    Die Untote musterte sie fasziniert und kroch über den Boden.
    Chap spannte die Muskeln und machte sich bereit, die Frau anzuspringen, doch sie wurde langsamer und zögerte. Sie hob eine Hand und streckte sie Wynn entgegen. Chap zitterte.
    Mit dem Zeigefinger berührte sie Wynns dünnes braunes Haar.
    Die junge Weise zuckte nicht zusammen und rührte sich selbst dann nicht, als der Finger über ihre Lippen wanderte. Als er das Kinn erreichte und dann zurückwich, schluckte Wynn und deutete zur Wand neben den Regalen.
    »Hast du das geschrieben?«
    Die Ruhe wich erneut aus Li’käns Gesicht.
    Sie begann damit, sich die Arme mit ihren harten weißen Fingernägeln zu zerkratzen. Die Wunden schlossen sich so schnell, dass nur wenig schwarze Flüssigkeit herauskam. Immer wieder zischte und fauchte si e – wenn es Sprechversuche waren, konnte Chap kein Wort verstehen.
    Li’kän richtete sich halb auf und fuchtelte wütend mit den Armen. Dann sank sie wieder auf alle viere und drehte sich wie ein Hund im Kreis.
    Wynn wich zurück, aber Chap verharrte an Ort und Stelle.
    Er fürchtete, dass die Untote keine echten Erinnerungen mehr besaß – oder dass diese ebenso verblasst waren wie viele der Schriftzeichen an den Wänden.
    Chap konzentrierte sich und tastete erneut nach Li’käns Bewusstsein.
    Schemenhafte, lautlose Bilder wirbelten durch einen Geist, in dem es keine Rationalität mehr gab. Plötzlich erschien etwas anderes: der an einem dunklen Ort zusammengerollte Leib einer großen schwarzen Schlange. Hinter ihr sah Chap kurz natürliches Gestein, wie die Wand einer Höhle. Das Bild verschwand sofort wieder und wich einem anderen, das ihn selbst zeigte.
    Nein, nicht ihn, sondern einen Wolf. Aber er hatte die besonderen hellblauen Augen eines Majay-hì.
    Es war einer von Chaps Vorfahren, wie jene, die er in den Erinnerungen des Ältesten Vaters gesehen hatte. Li’kän erinnerte sich an eines der ersten Fleisch gewordenen Feenwesen, die während des vergessenen Kriegs auf die Welt gekommen waren.
    »I l… sa r… ma r … «, brachte die weiße Frau hervor, und dann zischte und fauchte sie wieder.
    Il’Samar – nur dieses eine Wort verstand Chap.
    Warum dachte sie an inkarnierte Fee n – oder irgendwelche Fee n – und dann an den Feind mit den vielen Namen?
    Chap zog seine Gedanken aus dem Bewusstsein der Untoten zurück und fragte sich noch immer, warum es in ihr keine Erinnerungen an sprechende Personen gab.
    Die untote Li’kän konnte schreiben, wenn auch nicht zusammenhängend. Doch die gesprochene Sprache hatte sie vor so langer Zeit vergessen, dass sie sich nicht einmal an den Klang ihres eigenen Namens erinnerte.
    Magiere spürte eine untote Präsenz in der Nähe, aber sie war völlig unvertraut. Sie kam aus den Felsen, aus dem Schnee und aus der Luft, ohne erkennbaren Ursprung, auf den sie sich konzentrieren konnte. Und der Drang in ihr forderte sie auf, den Weg nach oben fortzusetzen.
    Sie roch Blut im leichten Wind.
    Osha beugte sich in die Felsrinne und rief: »Sgäilsheilleache!«
    Sgäile eilte an Magiere vorbei. Sie folgte ihm, Leesil blieb hinter ihr. Sie hatten Osha fast erreicht, als er mit den Knien in

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