Dhampir - Götterjagd
öffnen?
Leesil wich abrupt zur Seite, ließ die Hände sinken und griff nach seinen Klingen. Magiere drehte sich halb um und tastete nach ihrem Falchion.
Li’kän trat stumm zur Tür.
Sie hielt die glatte Wange an den Balken, als lauschte sie auf etwas. Wieder bewegte sich ihr kleiner Mund, ohne dass sie einen Laut hervorbrachte.
Chap beobachtete, wie Li’kän erneut in sich selbst versank, und einmal mehr versuchte er, Erinnerungen von ihr zu empfangen.
Er sah nur Dunkelheit, hörte aber wieder das leise ferne Knistern, wie eine raunende Stimme. Das Geräusch schwoll an, zu einem Summen wie von einem Insektenschwarm. Und dann verlor Chap seine Konzentration, als Magiere flüsterte:
»Es ist hier. Hinter dieser Wand. Hinter dieser Tür. Ich fühle es.«
Etwas bewegte sich in Li’käns dunklem Innern.
Chaphätteesfastnichtbemerkt.EswarkeineErinnerung,sondernetwas Bewusstes .HatteLi’känseineGedankeninihremSelbstgespürt?Sorgewurdeinihmwach,underwolltesichzurückziehe n – zuspät.
Etwas Kaltes schlug aus dem Dunkeln in Li’käns Geist zu. Es wand sich durch seine Gedanken und versuchte, Halt in ihnen zu finden, sich um sie zu wickel n …
Chap hörte sein eigenes Jaulen.
»Hör auf!«, knurrte Leesil. »Bleib aus dem Kopf des Monstrums.«
»Was ist los, Wynn?«, fragte Magiere.
Chap zappelte und versuchte, sich von dem fremden Etwas zu befreien.
Der Raum mit der Wand vor ihm gewann wieder Konturen, und Chap merkte, dass Leesil ihn an den Schulten hielt. Er setzte sich und zitterte noch immer im Innern.
Magiere ging neben Wynn in die Hocke. Die junge Weise kauerte auf dem Boden, die Hand auf den Mund gepresst. Aus großen Augen starrte sie Chap an.
»Wa s … war das?«, flüsterte Wynn. »Das Summen aus Li’käns Gedanken.«
Sie hatte es ebenfalls gehört, was eigentlich nicht möglich sein sollte.
Chap suchte nach einer Erklärung. Die junge Weise hörte ihn nur, weil es noch einen Rest wilder Magie in ihr gab. Er hatte gelernt, diesen Umstand zu nutzen und sich ihr mitzuteilen. Doch als er im Bewusstsein der Untoten auf der Suche nach Erinnerungen gewesen war, hatte Wynn irgendwie das gleiche seltsame Geräusch gehört wie er. Es ergab keinen Sinn.
»Was ist geschehen?«, fragte Magiere.
Chap blinzelte.
Etwa s … hat mich gespürt, sagte er zu Wynn, die seine Worte wiederholte. Etwas in Li’kän wusste, dass ich dort war, und es drängte mich zurück.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Leesil.
Nein, es war nicht alles in Ordnung mit ihm. Chap erinnerte sich an eine fremde Stimme im Dunkeln, die Welstiel und Ubâd zugeflüstert hatte. Er zweifelte kaum daran, dass es die gleiche Stimme wie in Magieres Träumen war. Jetzt sprach Li’kän lautlos mit sich selbst, oder mit etwas, das in ihren dunklen Tiefen flüsterte.
Und Wynn hatte es ebenfalls gehört.
Irgendwo in dieser alten Bur g – in den alten Aufzeichnungen oder verborgen in Li’käns Bewusstsei n – lag vielleicht die Antwort. Doch derzeit dachte Chap nur noch an eine »Präsenz«, die ihr Spiel mit Untoten trieb, Magieres Träume manipulierte und vielleicht auch Li’kän beherrschte.
Die »Nachtstimme«, der alte Feind mit den vielen Namen, Ubâds »Il’Samar « …
Das fremde Etwas wollte, dass Magiere den Gegenstand bekam, den Welstiel für sich beanspruchte.
Sorge um Magiere erfasste Chap. Nur einen Moment später richtete sie sich plötzlich auf, holte ihr Falchion hervor, starrte in die Richtung, aus der sie gekommen waren, und rannte los.
»Untote!«, rief Leesil und zog beide gewölbte Klingen.
Ein weißer Schemen sauste an Chap, Leesil und Sgäile vorbei. Li’kän ließ alle anderen hinter sich zurück und folgte Magiere.
Chap hörte, wie Osha und Wynn aufsprangen, als er der weißen Frau hinterherlief. Wenn andere Untote in die Burg gekommen waren und Magiere sie zuerst fan d – auf welche Seite würde sich Li’kän stellen?
Chane folgte Welstiel durch einen breiten, von Säulen gesäumten Flur, und hinter ihm schnüffelten die neuen Untoten. Er schnupperte ebenfalls und bemerkte einen schwachen Geruch wie von ranzigem Öl. Wo hatte er diesen Geruch schon einmal wahrgenommen?
Aufregung leuchtete in Welstiels Augen. Stumm ging er weiter, bis sie alle einen großen Torbogen hinter sich gebracht hatten. Direkt voraus führte eine breite Treppe nach oben, und rechts und links gab es kleinere Korridore.
Einer der neuen Untoten schrie.
Chane wirbelte herum, wich zurück und zog sein Langschwert.
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