Dhampir - Götterjagd
Nimm den ersten Nachrichtenstein, den ich graviert habe, und auch die Schieferplatte mit meinen Zeichnungen. Wickel beides ein und versiegle es, damit keine neugierigen Blicke darauffallen. Gib das Paket den Äruin’nas, im Namen der Anmaglâhk. Sie werden es an die Séyilf weitergeben, und einer der Vom-Wind-Getragenen bringt es dann wie vorgesehen zum Berg der Chein’âs.«
Warum diese kleine Sache überstürzen? Léshil kehrt mit seinen Reisegefährten heim. Wir wissen, wo wir ihn finden können, wenn es so weit ist.
»Nein, Magiere bringt sie zu einem unbekannten Ziel. Glücklicherweise segeln sie an unserer Ostküste entlang nach Süden, und ich habe Sgäilsheilleache aufgefordert, sie zu begleiten. Ich werde ihn anweisen, das Schiff an der richtigen Stelle vor Anker gegen zu lassen, damit er Léshi l – Léshiârelaoh k – zu den Höhlen der Chein’âs führen kann. Unser erster kleiner Schritt muss getan sein, bevor er dort eintrifft.«
Du schickst Léshil zu den Chein’â s … mit meinem Enkel als Führer? Sgäilsheilleache weiß nichts von unseren geheimen Bemühungen ode r …
Bevor Brot’ân’duivé antworten konnte, erklang eine zweite Stimme in seinem Bewusstsein.
Wir verstehen. Und ich danke dir für das Wohlergehen meines Sohns.
Die Worte stammten von Cuirin’nên’a. Brot’ân’duivé erinnerte sich an das Gesicht von Léshils Mutter: die perfekte karamellfarbene Haut, das Haar wie Seide, fedrige Brauen über großen, glänzenden Augen.
Mein Sohn muss auf seine Bestimmung vorbereitet werden. Wir werden tun, worum du uns gebeten hast.
Cuirin’nên’a fügte nichts mehr hinzu, und Brot’ân’duivé beendete das Gespräch. »Ich muss bleiben, bis Léshil aufbricht. Anschließend kehre ich zu euch zurück, und dann gibt es viel zu erzählen.«
Ich freue mich auf deine Rückkehr, Brot’ân’duivé .
Er nahm das Wortholz von der Rinde und seufzte erleichtert. Es war ihm gelungen, die Ereignisse in Bewegung zu setzen, aber vor Léshils Abreise musste noch eine weitere Aufgabe erledigt werden. Er ging los, zur landwärts gelegenen Seite von Ghoivne Ajhâjhe, denn die Aufgabe erforderte zwei breite Streifen Leder, lose Wolle, eine Nadel und gewachste Schnüre. Brot’ân’duivé wusste, wo er diese Dinge finden konnte.
Der Älteste Vater wartete in seiner riesigen Eiche in Crijheäiche, Ursprung-Herz. Es war die zentrale Siedlung der von den Menschen »Reich der Elfen« genannten Region und auch Heimat der Anmaglâhk-Kaste. Der Älteste Vater war so alt, dass sich selbst die Clanältesten der An’Cróan nicht mehr daran erinnerten, woher er gekommen war oder warum er sein Volk in die Abgeschiedenheit dieses entlegenen Teils der Welt geführt hatte. Und die riesige Eiche war fast so alt wie er.
Es handelte sich um einen der ältesten Bäume des Waldes, und der unterirdisch im Herzholz der Eiche gelegene Wohnraum ging auf die Einflussnahme längst vergessener Gestalter zurück. Der Älteste Vater ruhte in einer Mulde im dunklen Holz. Um ihn herum breiteten sich die Wurzeln aus und hielten nicht nur den Baum am Leben, sondern auch ihn, auf dass er weiterhin über sein Volk wachen und Gefahren von ihm fernhalten konnte.
Der Älteste Vater wandelte nicht mehr unter den Seinen. Dass noch Leben in seinem vertrockneten Leib steckte, verdankte er den Anstrengungen des Waldes. Doch er war noch immer Gründer und Oberhaupt der Anmaglâhk.
»Darf ich dir Tee bringen?«
Mit milchigen Augen sah der Älteste Vater seinen neuen Bediensteten an.
Juan’yâr e – Ode des Hase n – stand im Eingang der unterirdischen Kammer und wartete geduldig auf eine Antwort. Sein Gesicht zeigte wie immer die Bereitschaft, ihm alle Wünsche zu erfüllen, aber dem Ältesten Vater fiel es noch immer schwer, sich an die jüngste Veränderung zu gewöhnen.
Seine letzte Bedienstet e – Fréthfâre, Hüterin des Walde s – war zwei Jahrzehnte bei ihm gewesen. Er schätzte die Tochterliebe in ihren Augen, wenn sie den Blick auf ihn richtete. Sie sah nicht den uralten, verfallenen Körper, sondern vor allem seine Weisheit.
Fréthfâre war auch seine offizielle Covârleasa, vertraute Beraterin, aber derzeit litt sie an einer schweren Verletzun g – die halbtote Abscheulichkeit namens Magiere hatte ihr ein Schwert in die Seite gestoßen. Fähige Heiler kümmerten sich um sie, doch der Älteste Vater wusste, dass sie nur langsam genesen würde, wenn überhaupt.
Er vermisste sie. Zwar liebte er alle Kinder
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