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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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mit Gedichten und ein Papierbündel mit medizinischen Aufzeichnungen nagte an ihm. Schließlich holte er seinen Dolch hervor, ging in die Hocke, drehte den Mönch auf den Bauch und packte ihn am Rücken seiner blutbesudelten Kutte.
    Als er ihn zu der Frau zog, hob sie eine Hand und versuchte, ihn zu ergreifen. Der große Mann hinter ihr machte einen Schritt auf Chane zu.
    »Zurück!«, rief Welstiel.
    Der Untote kniff wütend die Augen zusammen, aber ihm blieb nichts anderes übrig, als zu gehorchen.
    ChaneschnittdemManndieKehledurchundließihnaufdieFraufallen.DannverließerdieZelle,ohneeinenBlickzurückzuwerfen.
    Hunger rumorte in ihm, stimuliert vom Blut, das ihm warm über die Hand gelaufen war. Ein anderer Teil von ihm duckte sich voller Verachtung.
    Schließlich hörte er, wie die Tür geschlossen wurde.
    Welstiel schob die Eisenstangen vor, als drinnen das Geheul und Gekreische von Neuem begann.
    »Hol mehr Stoffstreifen für einen weiteren Lebenden!«, sagte er. »Und beeil dich diesmal! Es gibt noch andere Aufgaben, um die ich mich kümmern muss.«
    Chane ging langsam die Treppe hinunter und versuchte, seinen Geist zu leeren.
    Kurze Zeit später kehrte er zurück und fesselte einen zweiten lebenden Mönch, den Welstiel zu den anderen Untoten brachte, die bisher noch kein Blut bekommen hatten. Auch diesmal erlaubte Welstiel seinen Geschöpfen nur eine kurze Kostprobe, bevor er ihnen die Mahlzeit wieder wegnahm.
    »Es sind nicht genug Lebende übrig«, sagte Chane. »Ihr Blut genügt nicht für alle deine neuen Diener.«
    »Ja«, antwortete Welstiel. »Sie werden hungern. Und du wirst weiterhin Wache halten.«
    Er ging die Treppe hinunter.
    Chane stand im Flur, und in seinem Innern wuchs der Ärger. Der Hunger, den die neuen Untoten litte n … Er raubte ihnen den Verstand. Doch Welstiel gab ihnen nicht, was sie brauchten. Seine neuen Diener verwandelten sich immer mehr in Tiere, die nur noch an Blut dachten. War dies der Wilde Weg, den Welstiel erwähnt hatte?
    Lag dies in Chane auf der Lauer, hinter der Ekstase einer wahren Jagd?
    Unweit der Treppe sank er auf den Stuhl und hörte, wie es im Flur stiller wurde. Hinter den Türen der Untoten erklang nur noch ein gelegentliches Knurren.
    Chanes Blick wanderte zum Ende des Flurs und dem Gedichtband, den er weggeworfen hatte. Dann starrte er auf die Türen der Lebenden.

3
    Brot’ân’duivé eilte durch den Küstenwald, beunruhigt von dem, was er an diesem Abend erfahren hatte. Er musste unbedingt mit Sgäilsheilleaches Großvater Gleannéohkân’thva sprechen, und dafür gab es nur eine Möglichkeit. Er näherte sich einem knorrigen Ahornbaum und holte das glatte Oval des Wortholzes unter seinem Mantel hervor.
    Nach den Jahren ihrer Ausbildung führten alle Anmaglâhk ein Wortholz bei sich. Die ovalen Stücke stammten von der Eiche des Ältesten Vaters und ermöglichten es, von jedem lebenden Baum aus eine Verbindung mit dem greisen Patriarchen herzustellen. Doch solche Kontakte standen nur den Anmaglâhk oder Clanältesten zu, die mit Crijheäiche in Kontakt bleiben mussten.
    Die Kapitäne von Elfenschiffen besaßen ebenfalls Worthölzer, die es ihren Clanschiffen ermöglichten, im Notfall Nachrichten zu übermitteln. Aber jene Stücke stammten aus dem Holz ihrer Schiffe.
    Das Oval in Brot’ân’duivés Händen hatte einen anderen Ursprung.
    Nur wenige wussten von diesen speziellen Worthölzern, denn sie wurden insgeheim von Gleannéohkân’thva hergestellt und erlaubten eine Verbindung nur mit seinem Wohnbaum. Er war nicht nur ein geschätzter Heiler der An’Cróan, sondern auch ein Gestalter, mit dem Talent geboren, Einfluss auf lebende Dinge zu nehmen und sie zu formen.
    Brot’ân’duivé drückte das Wortholz gegen die Rinde des Ahorns und sprach: »Gleannéohkân’thva, bist du zu Hause?«
    Einige Momente verstrichen, und dann hörte er in Gedanken eine klare Stimme. Ja. Ich habe nicht damit gerechnet, heute Abend von dir zu hören.
    »Es ließ sich nicht vermeiden.«
    Es beruhigte Brot’ân’duivé, seinen alten Freund zu hören. Er dachte an das ironische Wesen des alten Heilers, an sein zerfurchtes Gesicht und das stahlgraue, in alle Richtungen abstehende Haar.
    »Ist Cuirin’nên’a bei dir?«, fragte er.
    Ja. Stimmt was nicht?
    Brot’ân’duivé schloss die Augen und legte auch die freie Hand an den Ahornstamm.
    »Es kam zu einer unerwarteten Entwicklung, und sie bedeutet, dass unser erster Schritt früher als geplant erfolgen muss.

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