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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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etwas anderes bedeutet hätte als ein kaum verhülltes Schicksal, bestimmt von Geistern und abergläubischem Unsinn.
    Im schwach beleuchteten Zimmer des elfischen Gasthauses schob Leesil diese Gedanken beiseite, indem er auf die Frau hinabblickte, die an seiner Brust schlief.
    Magiere lag nackt neben ihm, die weiße Hand auf seinem Arm.
    Leesil strich ihr dichtes schwarzes Haar zurück und sah ihr schönes Gesicht. Sie murmelte etwas im Schlaf und runzelte kurz die Stirn. Zwar wollte er, dass sie schlief und neue Kraft schöpfte, aber ihm fiel auch eine sehr angenehme Möglichkeit ein, sie zu wecken.
    Magiere schnappte plötzlich nach Luft, und ihre Finger bohrten sich ihm in den Arm.
    »Au! Magiere!«
    Sie trat nach ihm und rollte halb über die Bettkante, bevor er die Arme um sie schlang.
    »Es ist alles in Ordnung, Magiere. Wach auf!«
    Magiere drehte sich und grub die Finger in die Strohmatratze. Sie zuckte und krümmte den Rücken, und ihre Augen wurden dunkel. Dann sah sie Leesil und wich hastig von ihm zurück.
    Ihr Verhalten bereitete ihm Schmerz.
    Erst nach langer Zeit hatte sie zu akzeptieren gelernt, dass ihr Dhampir-Wesen keine Gefahr für ihn darstellte. Wenn es zu stark für sie wurde, war er der Einzige, den sie erkannte und an sich heranließ. Doch irgendwo tief in ihrem Innern fürchtete sie noch immer, ihn zu verletzen.
    Leesil packte sie an den Armen und zog sie an sich. Sie zitterte, und ihre Haut war kalt und feucht.
    »Es ist alles in Ordnung«, flüsterte er.
    »Ich habe es wieder gesehen«, brachte Magiere hervor. »Das Ei s … die Burg. Wir müssen nach Süden.«
    Magieres Blick strich umher und erreichte schließlich das Fenster auf der anderen Seite des Zimmers. Sie stand auf und wickelte sich in eine Decke, und Leesil versuchte nicht, sie aufzuhalten.
    Magiere öffnete das Fenster und sah nach draußen, nach links.
    Leesil wusste, dass ihr Blick erneut dem im Hafen liegenden Schiff galt. Während der vergangenen Tage hatte sie Dutzende Male dorthin gesehen.
    »Wann können wir diese Stadt endlich verlassen?«, fragte sie.
    »Bald«, antwortete Leesil und versuchte, sie zu beruhigen. »Nur noch einige wenige Tage, meinte Sgäile.«
    »Ic h … wir müssen aufbrechen«, flüsterte Magiere und senkte den Kopf.
    Leesil trat hinter sie und wusste nicht, was er sonst sagen sollte. Er umarmte sie und schenkte ihr seine Wärme.
    Magiere hatte die Hände auf die Fensterbank gelegt und straffte die Gestalt. Dann neigte sie sich zurück, und Leesil drückte das Gesicht in ihr Haar. Nach einigen Momenten drehte sie den Kopf zur Seite und starrte erneut in die Nacht, diesmal aber nicht in Richtung Hafen. Ihre Lippen teilten sich und formten zwei lautlose Worte.
    Nach Süden .
    Zeit verstrich, strömte dahin wie das Wasser eines Flusses. Chane erwachte auf dem Boden unweit des Kamins im Eingangsraum. Welstiel würde ihn bald oben erwarten, auf dass er die Nachtwache übernahm.
    Chane brachte es noch nicht über sich, die Treppe hinaufzugehen. Er stemmte sich hoch, verharrte auf allen vieren und hörte die hungrigen Schreie, die hinter den geschlossenen Türen im Obergeschoss erklangen. Am Abend wurden sie immer lauter.
    Jeder Schrei weckte in Chane den Wunsch nach einer Jagd, und damit wuchs auch das Verlangen nach Blut. Er beugte sich zum Kamin, nahm ein Stück Holz, an dessen Ende eine kleine Flamme züngelte, und ging zur weiter hinten gelegenen Werkstatt. Eine Laterne stand dort auf dem nächsten Tisch, unter einigen von der Decke hängenden Bündeln getrockneter Kräuter. Er zündete sie an und blies dann die kleine Flamme des Holzstücks aus.
    Einige Nächte zuvor hatte Chane dunkle Torbögen in der Rückwand der Werkstatt bemerkt, aber nicht den Wunsch verspürt, das Kloster weiter zu erforschen.
    An diesem Abend widerstrebte ihm der Gang ins Obergeschoss. Er wandte sich der linken hinteren Ecke der Werkstatt zu und trat durch den dortigen Torbogen.
    Ein Teil von ihm schreckte davor zurück, den Weg fortzusetzen und eine Bestätigung dafür zu finden, was er befürchtete: dass dies mehr war als nur ein Konvent für Mönche, die die Einsamkeit liebten.
    Türen säumten den Gang, aber Chane öffnete keine von ihnen. Seine Aufmerksamkeit galt dem vom Laternenlicht nicht erhellten Bereich am Ende dieses Flurs. Einen weiteren Torbogen gab es dort und dahinter einen finsteren Raum.
    Chane ging mit langsamen Schritten und beobachtete, wie der Schein der Laterne nach vorn kroch und einen alten Ecktisch

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