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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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was sie für den Hkomas besorgen sollte. Dann bückte sie sich, um das Boot loszubinden.
    »Bitte warte«, sagte jemand.
    Avranvärd zuckte zusammen und wirbelte herum.
    Jemand, der einen Kapuzenmantel trug, stand auf der nahen Straße und war dort wie aus dem Nichts erschienen. Die Gestalt trat zum Kai, und als sie dabei ins Licht einer Laterne geriet, sah Avranvärd, dass ihr Mantel graugrün war.
    »Bist du Avranvärd?«, fragte der Mann und deutete zur Bucht. »Arbeitest du an Bord jenes Schiffes?«
    Es verschlug Avranvärd die Sprache. Diesen Mann hatte sie nie zuvor gesehen, aber es handelte sich eindeutig um einen Anmaglâhk. Und er kannte ihren Namen. Woher? Warum? Plötzliche Hoffnung erfasste sie. Hatte der Älteste Vater seine Meinung geändert? War er doch bereit, sie in die Kaste aufzunehmen?
    »Ja«, brachte sie hervor. »Ja, die bin ich.«
    Der Mann war feingliedrig, und Schweiß glänzte in seinem jungen, schlichten Gesicht. Weißblondes Haar klebte an den Schläfen und Wangen; Blätter und Grashalme hafteten an seinem Mantel. Sein Blick huschte umher, als wollte er sich vergewissern, dass sie allein waren, und dann holte er tief Luft.
    »Ich komme mit einer Bitte des Ältesten Vaters.« Er trat so nahe an Avranvärd heran, dass sie seinen Geruch wahrnahm. »Es ist keine schwere Aufgabe, aber sie erfordert Diskretion. Bist du bereit, mich anzuhören?«
    Avranvärd nickte, und bei dieser Bewegung lief es ihr kalt über den Rücken.
    »Weißt du, dass zwei Menschen und ein Halbblut auf deinem Schiff mitfahren werden?«
    »Was? Nein. Nein, davon wusste ich nichts.«
    »Sie werden an Bord kommen, sobald das Schiff beladen ist.«
    Wie konnten Menschen an Bord eines Schiffes der An’Cróan erlaubt sein? Würde ein Anmaglâhk sie begleiten, oder erwartete man von den Besatzungsmitgliedern, dass sie die Wilden unter Kontrolle hielten?
    »Einige Kastenmitglieder werden ihnen in sicherem Abstand an Bord eines anderen Schiffes folgen«, fuhr der müde junge Mann fort. »Ein Greismasg’äh und mehrere andere, von ihm ausgewählt. Er muss informiert werden, wenn dein Schiff anhält, den Kurs ändert oder etwas in Hinsicht auf die Menschen geschieht.«
    Er holte ein Kästchen hervor und bot es Avranvärd an.
    »Dies enthält ein Wortholz des Schiffes, das euch folgen wird. Damit kannst du dem Greismasg’äh Bericht erstatten. Verstehst du?«
    Avranvärd zögerte einen Moment. Worthölzer von Schiffen waren nur für die Hkomas bestimmt oder für Hkæda, die Gestalter, die sich um das Schiff kümmerten. Wie war ein solcher Gegenstand in den Besitz eines Anmaglâhk gelangt?
    »Ja«, hauchte sie. »Bedeutet das, dass ich jetzt zu den Initiierten zähle?«
    Der junge Anmaglâhk schüttelte den Kopf.
    »Ich bin angewiesen, dir Folgendes mitzuteilen: Wenn du diese Aufgabe übernimmst, zieht der Älteste Vater in Erwägung, dich in die Kaste aufzunehmen.«
    Avranvärd riss ihm das Kästchen aus den Händen. »Wann soll ich damit beginnen, Berichte zu übermitteln?«
    Der Mann schürzte die Lippen und wich zurück.
    »Wenn der Abend des ersten Tages auf See dämmert. Der Greismasg’äh wartet jeweils morgens und abends darauf, dass du dich mit ihm in Verbindung setzt. Niemand darf davon erfahren, dass du Kontakt mit ihm aufnimmst, nicht einmal dein Hkomas. Es ist ganz einfach: Du hältst das Wortholz ans Schiff und sprichst. Der Greismasg’äh wird dich hören und in deinen Gedanken antworten.«
    Der Anmaglâhk ging zur Straße und blieb dort noch einmal stehen.
    »Versage nicht!«, sagte er, und dann verschwand er in der Nacht.
    Avranvärd stand zitternd da und starrte auf das Kästchen in ihren Händen. Der Hkomas würde sie erneut schelten, weil sie zu spät kam, aber das war ihr gleich. Sie hatte eine Mission, übernahm eine wichtige Aufgabe für die Kaste.
    Und wenn sie nach ihrer Erfüllung heimkehrte, würde sie zu den Anmaglâhk gehören.

4
    Seit neun Tagen lag ihr Schiff im Hafen, und soweit Wynn wusste, war noch nie ein Mensch an Bord eines Schiffes der An’Cróan gegangen. Heute brachen sie endlich auf, und in der jungen Weisen herrschte ein Durcheinander aus Gefühlen, als sie das kleine Ruderboot verließ und die Strickleiter hochkletterte.
    Magiere war während der vergangenen Tage immer unruhiger geworden, und deshalb freute sich Wynn über ihre Erleichterung angesichts des Beginns der Reise. Doch was sie selbst betra f … Sie hätte gern noch mehr Zeit in der Elfenstadt verbracht und bedauerte, sie

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