Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
Vom Netzwerk:
weinen.
    Avranvärd,LiedderAue,liefdurchdiedunklenStraßenvonGhoivneAjhâjhe.IhrdickerZopfschwanghinundher,währendsiezumSchiffeilte.
    Seit es im Hafen lag, hatte der Hkoma s – der Kapitä n – sie zwei Mal gescholten, weil sie sich bei Besorgungen und Botengängen zu viel Zeit ließ. Avranvärd wollte sich nicht erneut seinen Ärger zuziehen. Zu gern hätte sie ihm gesagt, dass er sich eine neue Bedienstete suchen und seine nervtötenden Strafpredigten für sich behalten konnte.
    An diesem Abend hatte sie, schneller als erwartet, Federkiele, Tinte und Pergament besorgt und dafür nur ein kurzes Seil und sechs Kerzen eintauschen müssen. Damit sollte der Hkomas eigentlich zufrieden sein, dachte Avranvärd, blieb stehen und sah über die Straßen.
    Als sie am Tag in der Stadt unterwegs gewesen war, hatte sie drei graugrün gekleidete Gestalten in Begleitung zweier Menschen und eines Halbbluts gesehen. Ihre Präsenz in Ghoivne Ajhâjhe hatte sich schnell herumgesprochen, doch Avranvärd interessierte sich nicht für Menschen. Sie hoffte, einen weiteren Blick auf die Anmaglâhk werfen zu können.
    Der Jüngste der drei war nur einige Jahre älter gewesen als sie, wirkte aber dumm, unbeholfen und alles andere als beeindruckend. Der zweite war das genaue Gegentei l – ein Greismasg’äh!
    Brot’ân’duivé war ein sehr großer Mann, der Avranvärd mit so viel Ehrfurcht erfüllte, dass sie ihn lange anstarrte und den dritten Mann fast übersehen hätte. Dann erkannte sie ihn.
    Sgäilsheilleach e … Sgäilsheilleache á Oashâgäirea gan’Coilehkrotal l – Weidenschatten, geboren von Plötzlichen-Windes-Lachen, aus dem Clan des Flechtenwalds.
    Als Avranvärd die Augen schloss, sah sie noch immer sein schmales, glattes Gesicht und den graugrünen Mantel, der perfekt von seinen Schultern hing. Sie war ihm schon einmal begegnet und hatte kurz mit ihm gesprochen. Das Schiff ihres Clans hatte ihn nach Bela gebracht, einer stinkenden Stadt der Menschen. Im Gegensatz zur Besatzung war Sgäilsheilleache dort an Land gegangen, um mehr über fremde Länder und ihre Bewohner zu erfahren. Als sie beobachtet hatte, wie ihn das Ruderboot im Dunkeln zum Ufer brachte, war Avranvärd klar geworden, dass sie alles tun würde, um Anmaglâhk zu werden.
    Sie hatte es satt, an Bord der Schiffe ihres Clans zu arbeiten oder auf denen anderer Clans zu lernen. Sie wollte fremde Länder sehen, mit ihren eigenen Augen, und dieses Privileg genossen nur die Anmaglâhk.
    Avranvärd wusste, dass sie inzwischen zu alt war für die Bitte um Aufnahme in die Kaste. Die meisten begannen mit der Ausbildung kurz nach dem Namensritual bei den Ahnen. Sie hatte erst spät herausgefunden, wozu sie berufen war, doch jener Ruf, einmal erkannt, erwies sich als besonders stark. Umso größer war ihre Verzweiflung über die Ablehnung durch den Ältesten Vater. Doch jetzt gab es drei Mitglieder der Kaste in Ghoivne Ajhâjhe, und zwei von ihnen hatten an dem Abend bei den Anlegestellen gestanden, als ihr Schiff in den Hafen gelaufen war.
    Darin sah Avranvärd ein Zeiche n – ihr Schicksal musste sich ändern. Wenn sie doch nur den Mut gefunden hätte, sich an den Greismasg’äh zu wende n – er hätte die Leidenschaft in ihren Augen gesehen und verstanden. Sie verabscheute die langweilige Arbeit an Bord, und das Leben im Landesinnern war noch langweiliger. Aber wenn der große Brot’ân’duivé beim Ältesten Vater ein gutes Wort für sie einlegte, konnte der alte Patriarch der Kaste sie nicht erneut zurückweisen.
    Sie setzte den Weg zur Küstenstraße fort, kam dabei an einer Gerberei und einem Räucherhaus vorbei. Der würzige Duft von geräuchertem Fisch erinnerte sie daran, dass sie noch nicht gegessen hatte. An der nächsten Ecke sah sie den dunklen Laden eines Schusters, und eine andere Art von Sehnsucht regte sich in ihr. Die Stiefel, die sie trug, waren zu groß. Wie Hemd, Hose und Mantel stammten sie von einem älteren Bruder. Neue Sachen konnte sie nicht bezahlen.
    Das würde sich ändern, wenn sie Anmaglâhk war. Die Mitglieder der Kaste trugen extra für sie genähte weiche Stiefel, mit denen sie sich schnell und leise fortbewegen konnten. Und sie bezahlten nicht. Es genügte, wenn sie einen Wunsch äußerten.
    Sie sah die Laternen über dem Deck des Schiffes im Hafen, eilte zur Küstenstraße und dann zur Anlegestelle, wo das Ruderboot auf sie wartete. Noch einmal überprüfte sie ihren Rucksack und vergewisserte sich, dass er alles enthielt,

Weitere Kostenlose Bücher