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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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Jahre unter seiner Anleitung gelernt. Immer hatte er stille Ehrlichkeit in ihren Augen gesehen.
    Als ihr Geschick im Umgang mit dem Bogen das seine übertraf, sah er darin das Zeichen dafür, dass ihre Zeit als Lehrer und Schülerin vorbei war. Er hatte sich beim Ältesten Vater für sie eingesetzt, und in Anerkennung ihrer guten Leistungen hatte sie ein Wortholz bekommen. Als sie zu ihrer ersten eigenen Mission aufgebrochen war, hatte Hkuan’duv beschlossen, keine weiteren Schüler anzunehmen.
    Er reagierte nicht auf ihren Kommentar. Sie kannte ihn zu gut.
    »Hast du unser Quartier gesehen?«, fragte er.
    »Ja, zwei kleine Zimmer unter Deck«, antwortete sie. »A’harhk’nis und Kurhkâge können sich eins teilen, und wir nehmen das andere.«
    Hkuan’duv nickte, wandte sich von der Seitenwand ab und stellte fest, dass die beiden anderen Angehörigen seiner Gruppe auf dem Gitter des Frachtraums saßen.
    A’harhk’nis, der Sehr Veränderliche, war ungewöhnlich still, selbst für ein Mitglied der Kaste. Er war ein geschickter Verfolger, hatte große Augen und zerzaustes Haar. Zwar trug er Anmaglâhk-Stilette, aber seine bevorzugte Waffe war eine andere. Am Gürtel im Kreuz steckten zwei Knochenmesser, groß wie Sicheln, ihre krummen Klingen so breit wie die eines bei den Menschen gebräuchlichen Schwerts. Er mochte weite Kleidun g – die Hose schien ihm zu groß zu sein. Trotz der an der Hüfte verknoteten Zipfel blähte sich der Mantel im Wind.
    Hkuan’duv musterte den letzten Mann, den er für diese Mission ausgewählt hatte.
    Kurhkâge, Wasserläufer, hatte nur ein Auge, doch der Mangel an Tiefenwahrnehmung schien ihn kaum zu behindern. Er kam aus dem gleichen Clan wie Brot’an, war ebenfalls sehr groß und hatte Jahre in den Ylladonischen Stadtstaaten verbracht, der Menschenregion südlich der Ostküste. Kurhkâge war ein kluger Taktiker, doch seine Erlebnisse in den locker miteinander verbündeten Stadtstaaten der Plünderer und Marodeure hatten ihn verbittert.
    Manchmal griffen tollkühne ylladonische Schiffe die südlichen Bereiche der An’Cróan-Küste an. Kurz nach seiner Ausbildung hatte sich Kurhkâge zusammen mit zwei anderen Anmaglâhk dorthin auf den Weg gemacht. Während ihres Aufenthalts im südlichsten Dorf der An’Cróan-Küste war es zu einem solchen Angriff gekommen. Bei jenem Kampf hatte Kurhkâge das Auge verloren, doch von den ylladonischen Marodeuren war keiner entkommen.
    Hkuan’duv glaubte fest daran, eine gute Wahl getroffen zu haben. Nur Dänvârfij bereitete ihm ein wenig Sorge. In Hinsicht auf Geschick und Ausbildung war sie vielseitiger als die anderen, aber während ihrer gemeinsamen Jahre war ihm ihre Gesellschaf t … lieb geworden.
    Nach ihrer Trennung hatte es ein Jahr gedauert, bis Hkuan’duv seinen inneren Frieden wiederfand. Eine solche Zeit der Unruhe wollte er nicht noch einmal erleben.
    Kurhkâge trat näher. Er verzichtete auf eine Augenklappe; deutlich konnte man die Vernarbungen in der leeren linken Augenhöhle sehen.
    »Der Hkomas fragt, wann wir aufbrechen«, sagte er. »Er macht sich Sorgen wegen der wachsenden Entfernung zwischen unserem Schiff und dem anderen.«
    Hkuan’duv nickte. Er hatte Verständnis für den Hkomas.
    »Bald«, erwiderte er. »Ich möchte den anderen einen gewissen Vorsprung geben.«
    Die Besatzung hatte das Schiff schon vorbereitet. Jetzt warteten alle, und einige Matrosen warfen Hkuan’duv und seinen Begleitern neugierige Blicke zu. Neuerliches Unbehagen regte sich in ihm.
    Alle An’Cróan verehrten die Anmaglâhk, deren Aufgabe darin bestand, sie zu schützen. Manchmal brachten die Schiffe der seefahrenden Clans einen oder mehrere zu den von Menschen bewohnten Regionen, aber die betreffenden Anmaglâhk waren nur Passagiere an Bord. Eine vierköpfige Gruppe, angeführt von einem Greismasg’äh, der Entscheidungen traf und dem Hkomas Befehle erteilt e – das war beispiellos.
    Hkuan’duv sah in den dunklen Hafen. Es wurde Zeit. Sein Blick glitt zu Dänvârfij, deren offenes Haar im Wind flatterte.
    Sie erriet seine Gedanken. »Ich gebe ihm Bescheid.«
    »Sag dem Hkomas, dass er zurückbleiben soll, wenn er voraus die Andeutung von Segeln sieht. Unser Schiff darf nicht gesichtet werden.«
    Dänvârfij ging nach achtern zum Ruder.
    Kurze Zeit später öffneten sich die schimmernden Segel ganz, und das Deck unter Hkuan’duv begann leise zu summen. Das Schiff verließ den Hafen und segelte nach Osten, blieb dabei in Sichtweite der

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