Dhampir - Götterjagd
du da?«, zischte Magiere.
Wynn drehte sich um.
Magiere wich vom Heck zurück. Mit der Schulter stieß sie gegen das Steuer und zuckte zur Seite. Entsetzt riss sie die Augen auf, als wäre sie waffenlos und von Feinden umgeben.
Wynn versuchte, Oshas Worte zu verarbeiten. »Wie kann das Schiff lebendig sein?«, fragte sie.
»E s … wuch s … « Osha suchte nach geeigneten Worten, fand keine und sagte auf Elfisch: » Thovarét’nach.«
»Genug!«, unterbrach ihn Sgäile scharf.
Der Dialekt, dem dieses Wort entstammte, war älter als das Wynn vertraute Elfisch, und sie hatte oft Mühe, ihn zu verstehen, insbesondere bei Namen, Titeln und deklinierten Substantiven, die auf archaische Stammworte zurückgingen.
»Gebore n … «, murmelte sie. »Eine Gebur t … «
Tiefe des Geburt-Wassers, schlug Chap vor.
»Es lebt«, flüsterte Magiere. »Dieses verdammte Ding lebt!«
»Lass uns nach unten gehen!«, drängte Leesil.
»Nein«, knurrte sie. »Nein, ich gehe nicht in de n … Bauch dieses Schiffes.«
Leesil wankte, ergriff Magieres Arm und zog sie zur Treppe.
»Ja, es wäre besser, wenn ihr euch alle zurückzieht«, sagte Sgäile mit einem verwunderten und gleichzeitig wachsamen Blick auf Magiere. »Und haltet euch vom Heck fer n … wie es euch gesagt wurde.«
Er richtete einen bedeutungsvollen Blick auf Wynn.
»Komm, Chap«, forderte die junge Weise den Hund auf und folgte ihren Reisegefährten. »Osh a … All die Aufregung tut mir leid.«
Mehrere Besatzungsmitglieder brummten leise, als Wynn die Treppe hinunterging. Der Hkomas zischte Sgäile einige scharfe Worte zu, aber Wynns Gedanken waren woanders. Sie dachte an Magieres Reaktion und machte sich Sorgen.
Wenn dieses Schiff lebte wie die Bäume des Elfenwalds und wenn Magieres unbedeckte Haut damit in Berührung ka m …
Leise, melodische Töne unterbrachen Wynns Gedanken, als sie das Hauptdeck erreichte. Chap lief an ihr vorbei zu Magiere und Leesil, aber Wynn blieb stehen und bemerkte eine offene Luke.
Irgendwo unter dem Achterschiff erklangen Töne einer seltsamen Musik, aber Wynn gewann den Eindruck, dass sie nicht von einem Musikinstrument stammten. Es hörte sich eher nach einem leise singenden Bariton an, und die rollende Kadenz dieses Gesangs war dem dumpfen Summen angepasst, das aus dem Schiff kam. Oder vielleicht war es das Lied, das den Rhythmus bestimmte.
Welstiel spürte das Nahen der Abenddämmerung, aber abgesehen davon stand es mit seinem Zeitgefühl nicht zum Besten. Er wusste nicht mehr, wie viele Tage und Nächte vergangen waren. Tagsüber saß er oben im Flur und lauschte dem kehligen Knurren, das aus den Zimmern auf der linken Seite kam.
Er war ein großes Risiko eingegangen, als er ohne eine sorgfältige Auswahl unter einer großen Bevölkerung Diener geschaffen hatte, in der Annahme, dass er sie alle auf den Wilden Weg lenken konnte.
Der Erfolg in beiden Fällen war ein gutes Zeichen.
Er konnte auf die vagen Hinweise und den falschen Rat seiner Traumherrin verzichten.
Angenehme Bilder zogen an seinem inneren Auge vorbei. Eins zeigte ihm, dass er die Kugel besaß, die ihn von der Notwendigkeit befreite, die Lebenden als Nahrung zu benutzen. Er konnte sich auf die ferne belaskische Halbinsel zurückziehen, ohne jemals wieder Blut trinken zu müssen. Er würde sich erlesene Kleidung zulegen und seine Zeit mit arkanen Studien verbringen. Er musste nur Magiere finden und dafür sorgen, dass sie den richtigen Weg einschlug. Früher oder später würde sie ihn dorthin bringen, wo sich die Kugel befand.
Welstiels Blick glitt über die drei mit Eisenstangen blockierten Türen. Dahinter bewegten sich seine Diener, erfüllt von schmerzendem Hunger. Aber sie kratzten nicht mehr an den Türen oder fielen übereinander her. Bald würden sie für die Reise bereit sein. Er sah auf seinen Rucksack hinab, der zwischen Stuhl und Wand lag.
Mehrmals hatte er sich von seinen magischen Instrumenten Magieres Aufenthaltsort zeigen lassen. Ihre Position war zunächst mehr oder weniger gleich geblieben, doch dann hatte sie sich verändert, Richtung Nordost. Welstiel hatte vermutet, dass sie sich noch immer im Reich der Elfen befand. Aber an diesem Abend, so kurz vor Ende der hiesigen Aufgab e …
Er rutschte vom Stuhl, holte den Messingteller aus dem Rucksack und legte ihn umgedreht, mit der Rückseite nach oben, auf den Boden des Flurs. Dann begann er mit einem leisen Singsang, zog seinen Dolch und schnitt sich in den Stummel des kleinen
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