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Dhampir - Götterjagd

Dhampir - Götterjagd

Titel: Dhampir - Götterjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J.C. Hendee
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Schlaf des Dämmerns zu verbringen. Abends brachen sie das Lager ab und setzten den Weg fort.
    Hunger schwächte die fünf übrig gebliebenen Neuen. In Abständen von einigen Nächten gab Chane ihnen Tee zu trinken, und manchmal verteilte Welstiel etwas vom konzentrierten Lebenssaft in seinen braunen Flaschen.
    Dann veränderte sich das Gelände.
    Immer öfter sahen sie vertrocknete, krumme Bäume, und bald gab es nur noch vereinzelte Schneefelder. Gras und Büsche prägten das Bild der veränderten Landschaft, und es dauerte nicht lange, bis gefrorener Boden und nackter Fels fast vergessen waren.
    »Die Küste kann nicht mehr weit sein«, sagte Welstiel eines Nachts und blickte über einen Bergsattel zwischen zwei Hängen. »Bleib bei den anderen und schlag das Lager auf. Ich erkunde den Weg.«
    Chane gab keine Antwort, drehte sich um und suchte nach einer geeigneten Stelle für die Zelte. Die dunkelhaarige junge Frau blieb in seiner Nähe und war immer nützlicher als die anderen. Wenn sie doch nur imstande gewesen wäre, zu sprechen und ihm von ihren Studien im Kloster zu erzähle n …
    Welstiel befahl den anderen, an Ort und Stelle zu bleiben, und dann verschwand er in der Nacht.
    Chane schob seine schweifenden Gedanken beiseite, doch es dauerte nicht lange, bis die Sehnsucht nach intelligenten Gesprächen zurückkehrte. Er senkte die Lider, stellte sich Wynns ovales Gesicht und ihre glänzenden Augen vor.
    Ein Klopfen holte ihn aus seinen Träumereien, und er hob die Lider wieder. Die Frau war halb den nahen Hang hinaufgekrochen und hockte vor einer Felsnase. Sie schlug auf den Stein, um seine Aufmerksamkeit zu wecken. Offenbar hatte sie sich einen Rest von Verstand bewahrt.
    Chane ging den Hang hoch. Die Frau hatte eine Stelle gefunden, an der die Zelte so aufgebaut werden konnten, dass das Gestein der Felsnase ihre Rückwand bildete. Zusammen mit ihr machte er sich an die Arbeit und war fast fertig, als die Frau ihm eine Schnur aus der Hand nahm und sie um einen in den Boden getriebenen Pflock schlingen wollte.
    Einer plötzlichen Eingebung folgend deutete Chane auf sich selbst und sagte mit krächzender Stimme:
    »Chane. Ich bin Chane.«
    Er rechnete nicht mit einer Antwort, erhoffte sich nur irgendein halbwegs intelligentes Geräusch.
    Die Frau ließ die Schnur sinken und sah ihn an.
    Ihr Haar war ein zerzaustes Durcheinander, und Chane bemerkte Sommersprossen in ihrem bleichen Gesicht. Sie zeigte auf sich.
    »Sa…bel.«
    Die beiden Silben, mit großer Mühe ausgesprochen, überraschten Chane. Er ging vor der Frau in die Hocke, und sie wich ein wenig von ihm zurück.
    »Sabel«, sagte er. »Ist das dein Name?«
    Hundert Fragen zogen ihm durch den Kopf, aber er hielt sie zurück. Sabel schnupperte, den Kopf zur Seite geneigt, deutete dann zum östlichen Himmel und hantierte wieder mit der Schnur.
    Chane brauchte sich nicht umzudrehen. Er wusste, dass hinter ihm ein neuer Tag dämmerte.
    Die anderen neuen Untoten wurden unruhig. Der Mann mit dem lockigen Haar kroch mit einem leisen, klagenden Wimmern über den Hang. Zuerst dachte Chane, dass er und die anderen die aufgehende Sonne fürchteten, aber dann sah er, wohin der Mann kroc h – und erstarrte verblüfft.
    Welstiels Rucksack lehnte an einem dürren grauen Baum.
    Der Mann mit dem lockigen Haar versuchte, sich ihm weiter zu nähern, angetrieben von Hunger, aber er kämpfte vergeblich gegen Welstiels Befehl an und konnte den Rucksac k – und damit die Flaschen mit dem Lebenssaf t – nicht erreichen.
    Während ihrer gemeinsamen Zeit hatten sich Chane und Welstiel das Verhalten von zwei Adligen bewahrt, die zu Edlen Toten geworden waren. Früher hatte Chane Welstiels Privatsphäre respektiert, aber dann war ihm klar geworden, dass Welstiel vor allem an sich selbst dachte. Alles andere interessierte ihn kaum.
    Was Chane betra f …
    Er mochte kaum mehr sein als das Tier, das hinter der Fassade des feinen Herrn auf der Lauer lag, aber wenigstens war er nicht so vermessen, die Fassade mit seinem wahren Wesen zu verwechseln. Im Gegensatz zu Welstiel.
    Im Kloster hatte sich Chane bereitwillig Welstiels Wahnsinn gebeugt, aber er sah in den neuen Untoten noch immer die Personen, die sie gewesen waren: Gelehrte, die in ruhiger Abgeschiedenheit gelesen und geschrieben hatten. Jetzt existierte kein Wissen mehr in ihnen, nur noch die Gier nach Blut.
    Es gab keine Hoffnung für sie, für niemanden von ihnen.
    Wenn Welstiel zurückkehrte und sah, dass einer der Neuen

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