Dhampir - Götterjagd
ihn an den Schultern, doch Chap knurrte, ohne sich umzudrehen.
Die Luke klappte auf, und Untote sprangen an Deck.
Chane wusste, dass er in der Klemme steckte.
Irgendwo hinter ihnen befand sich Wynn an Bord des anderen Schiffes.
Er war jeder Anweisung Welstiels nachgekommen. Weil Welstiel sonst von der Besatzung überwältigt worden wäre, was für Chane bedeutet hätte, allein an Bord eines Schiffes mit Plünderern und Marodeuren zu sein, und in Gesellschaft von wilden Untoten ohne einen Herrn.
Hinzu kam: Er war voller Euphorie, seit er den ylladonischen Kapitän getötet hatte.
Er versuchte, sich zu konzentrieren, als Matrosen nach Waffen griffen, um sich gegen die neuen Untoten zu wehren. Welstiel hielt noch immer den Steuermann fest, und sein Gesich t …
Farblose Augen glühten in einem leichenhaft blassen Gesicht. Der Mund öffnete sich, und zum Vorschein kamen lange, spitze Zähne.
Chane hatte Welstiel noch nie in vollständiger Vampirgestalt gesehen. Vielleicht war er inzwischen so sehr übergeschnappt, dass sein aristokratisches Gehabe endgültig von ihm abfiel. Der Anblick brachte Chanes Gedanken erneut durcheinander, bis er sich nur noch wünschte, einen weiteren warmen Körper zu zerreißen.
Hinter ihm stöhnte jemand.
Chane drehte den Kopf und warf einen Blick über die Schulter.
Der Matrose mit der von Welstiels Schwert stammenden Schnittwunde im Gesicht lag auf dem Deck, die Hände vors Gesicht geschlagen. Blut quoll zwischen den Fingern hervor. Chane zog sein Schwert aus der Leiche des Kapitäns und durchbohrte damit das Herz des Matrosen. Der Mann erschlaffte und lag still da.
Die Besatzungsmitglieder hatten inzwischen das erste Entsetzen abgeschüttelt und traten den neuen Untoten entgegen, die den Seeleuten auswichen und sich Welstiel näherten.
Sabel sah Chane an und schnupperte, und dann fand ihr Blick das Blut beim Leichnam des Kapitäns. Chane wich an die Steuerbordreling zurück.
Konnte Welstiel seine Diener unter diesen Umständen noch kontrollieren?
»Schick die Männer in die Takelage!«, zischte Welstiel Klâtäs ins Ohr. »Dreh das Schif f – oder du bist ohne Blut, noch bevor deine Leiche aufs Deck fällt.«
»Sie nicht bereit dazu«, erwiderte der Steuermann mit erstickter Stimme. »Sie nicht angreifen Elfenschiff!«
»Sieh dich um! Was fürchten die Männer mehr, die Elfen oder uns?«
Welstiel fühlte den Puls des Steuermanns unter seiner Hand und hörte das Pochen seines Herzens. Beides weckte Gier in ihm, und es fiel ihm schwer, dagegen anzukämpfen.
Die Besatzungsmitglieder blieben außerhalb der Reichweite der neuen Untoten, doch die Anspannung war ihnen deutlich anzusehen, als sie ihre Waffen bereithielten. Klâtäs rief ihnen etwas zu.
Zwei schüttelten den Kopf, und einer erbleichte.
Welstiel schob den Steuermann zum großen Rad.
Klâtäs griff danach, starrte aber entsetzt auf die Leiche des Kapitäns. Er rief Anweisungen, doch keiner der Matrosen reagierte darauf.
Welstiel brauchte mindestens sechs von ihnen, besser zehn, um die Ballisten zu bedienen und das Schiff nach dem Wenden auf Kurs zu halten.
»Nehmt euch Blut!«, rief Welstiel seinen Dienern zu.
Die fünf Untoten schrien gierig und stürzten sich auf die Besatzungsmitglieder. Nur zwei stellten sich ihnen entgegen. Die anderen stoben auseinander und flohen.
Welstiel nahm sein Schwert. »Bring das Schiff nach Norden, an der Küste entlan g – solange deine Männer noch leben.«
Klâtäs zog mit seinem ganzen Gewicht am Steuer. »Ruf zurück die Ungeheuer!«
Das Schiff neigte sich zur Seite. Welstiel hielt sich an der Reling fest und schaute übers Deck.
Die beiden Seeleute, die nicht die Flucht ergriffen hatten, waren bereits tot und lagen unter den knurrenden und fauchenden Untoten. Die unterbrachen ihren Festschmaus, als sie übers schiefe Decke rutschten.
Welstiel zählte die Besatzungsmitglieder. Fünf oder sechs waren nicht zu sehe n – vermutlich versteckten sie sich irgendw o – , und die anderen waren in die Takelage geklettert.
»Halt!«, rief Welstiel auf Strawinisch.
Als das Deck in die Waagerechte zurückkehrte und der Bug des Schiffes nach Norden gerichtet war, trat Welstiel zwischen seine geduckten Diener. Der Mann mit dem lockigen Haar wich als Letzter von den zerfetzten Leichen zurück und schien gegen den Befehl seines Herrn anzukämpfe n – deutlich zeichneten sich Muskeln und Sehnen in seinen Unterarmen ab. Seine Hände kratzten übers Deck und versuchten, den
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