Dhampir - Halbblut
konnte kaum fassen, dass Leesil die Öffnung der Taverne angekündigt hatte.
Caleb kochte schnell eine Lammfleischsuppe, und Leesil kaufte Brot in Karlins Bäckerei. Sie legten den immer noch sehr schwachen Chap auf Leesils Bett und schlossen die Schlafzimmertür, aber er jaulte und kratzte immer wieder an der Tür. Schließlich gab Magiere nach und brachte ihn nach unten. Ihre Wunden waren fast alle geheilt, doch der Hund bewegte sich noch immer langsam und vorsichtig. Solange er still am Kamin lag und vorgab, Wache zu halten, konnte er im Schankraum bleiben.
Als die ersten Leute eintrafen, um Bier zu trinken und zu reden, verbesserte sich Magieres Stimmung ein wenig. Leesils Instinkt hatte sich erneut als richtig erwiesen. Die Taverne verwandelte sich in einen Ort des Lebens, Essens und der Unterhaltung. Letztens hatte sie zu viel Zeit mit dem Tod verbracht.
Die Kundschaft war diesmal ein wenig anders. Es kamen weniger Hafenarbeiter, dafür aber mehr Ladenbesitzer und Markthändler. An Seeleuten mangelte es natürlich nie. Die Frauen mehrerer Fischer machten viel Aufhebens um Leesils Gesicht, und er saugte die ihm geltende Aufmerksamkeit auf wie ein trockener Schwamm Wasser.
Magiere füllte Krüge mit Bier und Gläser mit Wei n – die neuen Kelchgläser, die sie von einigen Stadtbewohnern als Geschenk bekommen hatte. Leesil half Caleb, Suppe zu servieren, bis alle satt waren, und dann begann er ein lautes Pharo-Spiel. Nach Magieres Geschmack war es ein wenig zu laut, aber die Gäste schienen es zu genießen.
Die Atmosphäre erinnerte Magiere ein wenig an die eines Erntefestes. Zwar konnte sie nicht daran teilnehmen, aber ein nicht ganz unwillkommenes Gefühl der Zufriedenheit bahnte sich einen Weg durch das schuldbewusste Entsetzen, das sie empfunden hatte, als Geoffry und Aria gekommen waren, um sie zu bezahlen. Miiska war jetzt ihr Zuhause. Ob absichtlich oder nicht: Leesil und sie hatten etwas getan, um die Stadt zu schützen.
Dieser Gedanke veranlasste sie, den Blick vom Bierfass abzuwenden und zur einzigen Person im Schankraum zu blicken, die nicht feierte: Brenden.
ErwardenganzenTagunterdemVorwandgeblieben,dieTavernefürdenAbendvorzubereiten,aberMagierevermutete,dassereinfachnichtnachHausegehenwollte.Ersaßalleinda,trankundlächeltegelegentlichundnickte,wennihnjemandansprach.Magierespürte,wieihnTrauererfasste,wenneranschließendwiederalleinzurückblieb.ErhattesichgewaschenundtrugeinlangärmeligesweißesHemdundeinebrauneKniehose.OhnedasLederdesSchmiedssaherverwundbaraus.Magierehätteihngernaufgemuntert,wussteabernicht,wie.
Sie selbst trug das eng geschnürte dunkelblaue Kleid, das ihr Tante Bieja vor vielen Jahren geschenkt hatte. Die Lederrüstung war völlig ruiniert, und Magiere hatte bei Baltzar, einem Schneider in Miiska, eine neue bestellt, aber bis dahin musste sie sich mit diesem Kleid begnügen. Außerdem brachte sie Leesil damit zum Lächeln. Zumindest das war sie ihm schuldig, und sie versuchte, seine zufriedenen Blicke zu erwidern. Und doc h … Wenn er sie ansah, erinnerte sich Magiere an seine blasse Haut und das blutende Handgelenk.
Die Tür öffnete sich erneut. Der Bäcker Karlin, Geoffry und Aria kamen herein, von den übrigen Gästen herzlich begrüßt. Die beiden jungen Leute traten zum Pharo-Tisch, um beim Spiel zuzusehen, und Karlin kam zur Theke.
»Du siehst prächtig aus«, sagte er und lächelte.
»Du ebenfalls«, scherzte Magiere.
»Gib mir einen Riesenkrug Bier. Ich trinke nur selten, aber heute Abend mache ich eine Ausnahme.«
»Und warum?«, erwiderte Magiere und fragte sich, ob ihr daran lag, dieses Thema anzuschneiden.
»Das weißt du genau. Unsere Stadt und ihre Straßen sind sicher. Unsere Kinder haben nichts mehr zu befürchten. Vielleicht trinke ich bis zum Morgengrauen.«
So oft Magieres Gedanken auch zu dunklen Orten glitte n – die Fröhlichkeit des Bäckers war ansteckend.
»Ich brauche einen ständigen Nachschub an Brot, wenn’s geht«, sagte sie. »Zumindest für eine Weile.«
Karlin nickte, und sein rundes Gesicht glühte.
»Ich habe eine bessere Idee. Arias Vater ist der hiesige Schuster. Er macht gute Geschäfte, aber zu seiner Familie gehören fünf Kinder, und sie können ihm nur begrenzt Hilfe leisten. Das Mädchen ist eine gute Köchin. Du solltest dir überlegen, es in deine Dienste zu nehmen, jetzt d a … nun, da Beth-rae tot ist.«
Das gehörte zu den Dingen, die Magiere an Karlin mochte: Er konnte über die Wahrheit sprechen, ohne
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