Dhampir - Halbblut
großen »Jägerin der Untoten« geholfen hatte. Er musste weiterhin davon überzeugt sein, dass Beth-raes Tod dazu beigetragen hatte, Miiska Sicherheit und Freiheit zu geben, dass nie wieder jemand das spurlose Verschwinden einer Tochter oder eines Ehepartners beklagen musste. Magiere war nicht so egoistisch, Caleb seine Illusionen zu nehmen, nur um ihr eigenes Gewissen zu erleichtern.
»Ja«, sagte sie. »Aber für mich ist dies jetzt vorbei, Caleb. Ich möchte nur noch die Taverne führen, zusammen mit dir und Leesil.«
Kühle Luft traf sie beide, als plötzlich die Tür aufschwang.
»Vorbei?«, wiederholte eine fast zornige Stimme. »Wieso glaubst du das?«
Welstiel kam herein, wie ein Lehnsherr, der die Hütte eines Bauern auf seinem Land betrat.
»Cale b … «, sagte Magiere. »Trag Rose nach oben.«
Der Alte zögerte, verließ dann aber die Küche.
»Was machst du hier?«, wandte sich Magiere an den späten Besucher.
Aus irgendeinem Grund schien dies ein sonderbarer Ort für ein Gespräch mit Welstiel zu sein, inmitten von Töpfen, Pfannen und getrockneten Zwiebeln an den Wänden. Zwar hatten sie auf Brendens Hof miteinander gesprochen, aber in ihrer Vorstellung sah sie ihn immer in seinem exzentrischen Zimmer in der »Samtrose«, umgeben von Büchern und Glaskugeln. Nur zwei kleine Kerzen und eine Lampe erhellten die Küche. Die weißen Stellen an Welstiels Schläfen zeigten sich besonders deutlich.
»Ich frage mich, ob du wirklich so dumm bist wie die anderen Einfaltspinsel in dieser Stadt«, sagte er mit tiefer, harter Stimme. »Ich habe erwartet, dass du deine nächsten Schritte planst, aber stattdessen schenkst du den ganzen Abend Bier aus und feierst einen illusorischen Sieg.«
»Wovon redest du da?«, fragte Magiere. »Ich habe genug von deinen kleinen Geheimnissen und rätselhaften Bemerkungen.«
»Wie kannst du glauben, dass die Vampire tatsächlich vernichtet sind? Hast du ihre Körper gesehen?«
Es lief Magiere kalt über den Rücken.
»Leesil hat das Lagerhaus in Brand gesetzt, und es stürzte ein. Nichts kann darin oder darunter überlebt haben.«
»Du bist ein Dhampir !«, erwiderte Welstiel zornig. »Letzten Abend bist du tödlich verletzt worden, und jetzt stehst du hier, gesund. Die anderen heilen noch schneller als du. Sie sind wie die Küchenschaben unter diesen Dielen.« Er trat näher. »Stell dir vor, was sie aushalten können.«
Magiere hielt sich an dem alten Eichentisch fest, auf dem Beth-rae Gemüse geschnitten hatte. Die Müdigkeit senkte sich so schwer auf sie herab, dass sie auf einem Stuhl Platz nehmen musste. Dies durfte nicht sein. Sie hatte geglaubt, alles überstanden zu haben.
»Vielleicht habe ich ihre Körper nicht gesehen, aber ich nehme an, du hast keine Untoten in den Straßen der Stadt beobachtet, oder?«
Welstiels Blick durchbohrte sie. »Kümmere dich um deine Freunde.«
Er drehte sich um, verließ die Küche und verschwand in der Nacht
»Warte!«, rief Magiere.
Sie lief ihm durch die Küchentür nach, doch niemand zeigte sich zwischen der Rückseite der Taverne und dem Wald, der sie vom Meer trennte. Und dann, in einem kristallklaren Moment, hatte Magiere nur noch einen Gedanken.
»Leesil!«
Sie eilte in die Küche zurück und in den Schankraum, nahm dort ihr Falchion.
Als Brenden und Leesil stumm durch die Straßen von Miiska gingen, staunte der Schmied über die vielen Widersprüche, die der Halbelf in sich vereinte: In einem Moment war er ein kaltblütiger Kämpfer und im nächsten eine Glucke. Leesil trug ein grünes Kopftuch, das die spitzen Enden seiner Ohren bedeckte. Er ähnelte jetzt einem schlanken Menschen mit leicht schräg stehenden bernsteinfarbenen Augen. Brenden fragte sich nach dem Grund für das Tuch.
»Warum trägst du das manchmal?« Er deutete auf Leesils Kopf.
»Was meinst du?«, erwiderte der Elf. Dann hob er die Hand zum Kopftuch. »Oh, das. Früher habe ich es die ganze Zeit über getragen. Als Magiere und ich das Sp…, als wir gejagt haben, wollten wir keine Aufmerksamkeit erregen. Sie hielt es für besser, unauffällig zu bleiben, bis wir entschieden, den Auftrag zu übernehmen. Es gibt nicht viele von meiner Art in Strawinien und Umgebung, und deshalb hielt ich meine Ohren bedeckt. Hier spielt es keine Rolle, aber alte Gewohnheiten lassen sich schwer überwinden. Außerdem hält mir das Kopftuch das Haar aus dem Gesicht.«
Über so einfache und kleine Dinge sprachen sie unterwegs. Abgesehen von einigen
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