Dhampir - Halbblut
betrunkenen Seeleuten und Wächtern auf Streife begegneten sie niemandem. Schließlich erreichten sie Brendens Schmiede.
»Ist alles in Ordnung mit dir?«, fragte Leesil.
Es fiel Brenden schwer, diese Frage zu beantworten, aber er wollte seinen Freund nicht verletzen.
»NachdemTodmeinerSchwesterhabeichmichsehrüberEllinwoodsVerhaltengeärger t – derZornaufihnlenktemichab.Dannkamtihr.Währendwirsuchten,kämpftenundversuchten,Rachezunehmen,hattealleseinenSinnfürmich.Jetzt,dadasvorbeiis t … IchhabedasGefühl,dassichElizabegrabenundumsietrauernsollte.AbersieliegtbereitsinihremGrab.Ichweißnicht,wasichtunsoll.«
Leesil nickte. »Ich verstehe. Ich glaube, das war mir schon den ganzen Tag über klar.« Er zögerte. »Hör mir zu. Morgen früh stehst du auf, gehst zu Elizas Grab und nimmst Abschied von ihr. Dann öffnest du deine Schmiede und arbeitest den ganzen Tag. Abends kommst du zum ›Seelöwen‹, isst und sprichst mit Freunden. Ich schwöre dir: Nach einigen solchen Tagen erscheint dir die Welt wieder halbwegs normal.«
Brenden schluckte und wandte den Blick ab.
»Danke«, erwiderte er, weil er das Gefühl hatte, irgendetwas sagen zu müssen. »Wir sehen uns morgen Abend.«
Der Elf hatte bereits den Rückweg angetreten, als fehlten auch ihm die richtigen Worte.
»Wenn dir die Pferde ausgehen, denen du Hufeisen verpassen kannst, so hilf mir bei der Reparatur des verdammten Daches«, rief er ihm über die Schulter zu.
Brenden sah dem mit langen Schritten davongehenden Leesil nach, bis der Elf hinter einer Ecke verschwand, betrat dann seine kleine Hütte. Sie erschien ihm seltsam leer, denn es fehlten die meisten Ziergegenstände. Er hatte Elizas Sachen genommen und zur Seite gelegt, weil sie schmerzvolle Erinnerungen weckten. Eine Kerze, die sie im letzten Sommer angefertigt hatte, stand auf dem Tisch, aber er zündete sie nicht an. Als er das Hemd aus der Hose zog, wehten die wundervollen Melodien eines wortlosen Lieds durchs Fenster.
Sang draußen jemand?
Er ging zum hinteren Fenster und sah hinaus. Neben dem Holzstapel stand eine junge Frau in einem zerrissenen Samtkleid. Langes, lockiges Haar, braun wie Kaffee reichte ihr bis zur schmalen Taille. Sie erschien ihm vage vertraut. Herrliche Töne kamen aus ihrem kleinen Mund. Etwas forderte ihn auf, im Haus zu bleiben, aber eine unwiderstehliche Sehnsucht zerrte an ihm. Brenden trat durch die Hintertür und von der Veranda herunter auf den Hof.
Als er sich langsam der singenden Frau näherte, sah er, dass ihre weißen Hände die eines Kindes waren. Doch das eng geschnürte Korsett und die runden Brüste wiesen eindeutig auf eine Frau hin. Das puppenartige Gesicht bot keinen Hinweis auf ihr Alter.
»Hast du dich verirrt?«, fragte er. »Brauchst du Hilfe?«
Die Frau hörte auf zu singen und lächelte. »Ich habe mich verirrt und bin allein. Sieh die Traurigkeit in meinen Augen.«
Er sah in die dunklen, ovalen Augen und vergaß, wo er war. Er vergaß seinen Namen.
»Komm und setz dich zu mir«, sagte sie.
Er sank neben sie und lehnte sich an den Holzstapel. Sie wirkte so zart und gebrechlich, dass er sich fürchtete, sie zu berühren, aber sie neigte zufrieden den Kopf an seine Schulter.
»Du bist so liebenswürdig und rücksichtsvoll«, sagte sie. »Du würdest mir nichts zuleide tun, oder?«
»Nein«, erwiderte er. »Das würde ich nie.«
Sie wandte ihm das Gesicht zu, und ihre Hand berührte ihn am Hinterkopf.
»Oder vielleicht doch?«
Sie hielt ihn fest, mit Händen so hart wie Knochen, und biss ihm in den Hals.
Nein, sie biss ihn nicht, sie küsste ihn, und er wollte, dass sie nicht von ihm abließ. Er entspannte sich, gab sich dem Kuss hin.
Dann schloss er die Augen und sank tiefer in ihre Arme.
Rattenjunge dachte seit Tagen an das schlanke Mädchen mit der hellbraunen Haut. Er erinnerte sich daran, vor dem Fenster gestanden und beobachtet zu haben, wie es schlief. Er hatte seinen Duft genossen, bevor er von Teesha fortgezogen worden war. Jetzt stand er wieder am Fenster.
Rashed wollte bestimmt, dass seine Wunden heilten und er wieder stark wurde, bevor er den Halbelfen und seinen Hund angriff. Ja, ganz bestimmt. Diesmal durfte er nicht versagen, und das bedeutete: Er brauchte seine ganze Kraft. Und um seine ganze Kraft zu haben, musste er Blut trinken.
Das Mädchen hatte langes braunes Haar, das gut zur hellbraunen Haut passte. Als es sich im Schlaf auf die Seite drehte, nahm er den Geruch von sauberem Musselin und Lavendelseife
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