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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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verlassen.
    Ein gespenstischer, hasserfüllter Schrei hallte durch den Wald; kam aus der Nähe des Flusses. Magiere hielt es für unmöglich, dass er aus der Kehle eines Hundes stammen konnte.
    »Leesi l … hast du nicht gehört?« Sie stand auf. »Etwas ist dort draußen.« Ihre Amulette berührten seine Schulter, als sie sich über ihn beugte. »Auf die Beine!«, sagte sie scharf.
    Leesil murmelte etwas und rollte sich zur Seite. Der leere Weinschlauch lag neben ihm.
    »Verdammter Trunkenbold«, stieß Magiere verärgert hervor.
    Ein weiterer Schrei kam aus dem finsteren Wald, und diesmal wusste Magiere, dass er von Chap stammte. Sie zögerte kurz und überlegte, ob sie Leesil allein lassen sollte oder nicht. Dann lief sie in den Wald, in Richtung Fluss.
    Etwas hatte den Hund so sehr erschreckt, dass er angegriffen hatte, ohne einen Befehl abzuwarten oder das Lager zu wecken. Die Vorstellung von strawinischen Wolfsrudeln, die Chap zerrissen, ließ Magiere noch schneller werden. Sie stieß niedrig hängende Zweige beiseite, stürmte durchs Unterholz und hörte, wie das Rauschen des Flusses lauter wurde.
    Chap war nicht ihr Hund, aber er hatte sich so oft zwischen sie und eine Gefahr geworfen, dass ihr mehr an ihm lag, als sie bisher geahnt hatte. Wieder erklang das seltsame Geheul, und es vermischte sich mit dem Knurren und Bellen des Hunds, doch das lauter werdende Rauschen des Flusses machte es schwer, die Richtung zu bestimmen.
    »Chap, wo bist du?«, rief Magiere, ohne innezuhalten.
    Sie hatte keine Fackel, aber der fast volle Mond gab ihr genug Licht, einen Weg durch den Wald zu finden. Zweimal stolperte sie und hielt sich mit der freien Hand fest, während sich die andere fester um das Heft des Falchions schloss. Der Kampf mit Leesil im Dorf hatte Magiere einen Muskelkater beschert. Sie verfluchte den übereifrigen Hund, aus Ärger ebenso wie aus Sorge. Weiter vorn, zwischen den Bäumen, glitzerte der Mondschein auf dem Wasser des Flusses.
    »Chap!«, rief sie erneut und lief weiter.
    Aus dem linken Augenwinkel sah sie ein weißes Huschen und blieb stehen. Chaps Bellen kam aus der gleichen Richtung. Magiere eilte dorthin, doch die Geräusche zogen nach rechts, zum Fluss. Am Ufer des Wudrask öffnete sich der Wald zu einer Lichtung, und was Magiere dort sah, ließ sie erstarren. Selbst von hinten bemerkte sie die dunklen Flecken an Chaps Hals und Schultern. Sie machte einen weiten Bogen nach links, um ihn nicht zu erschrecken.
    Seine Schnauze war verschmiert und tropfte. Magiere wusste, dass es sich um Blut handelte. Das Fell war gesträubt, wo es nicht verfilzt und nass war, und dadurch wirkte der Hund noch größer. Er bleckte die Zähne und knurrte kehlig. Magieres Blick glitt zu Chaps Beute, die am Flussufer festsaß.
    Das Geschöpf hatte menschliche Gestalt und hockte im Schlamm, die Hände flach auf dem Boden, als könnte es auf allen vieren laufen, wenn es wollte. Die Fetzen eines offenbar von Chap zerrissenen Hemds hingen am Oberkörper. Blut rann aus Wunden in Armen und Brust des bleichen Mannes. Das bis auf die Schultern reichende dunkle Haar wirkte fehl am Platz, wie nachträglich hinzugefügt, um Kontrast zu schaffen. Das strähnige Haar verhüllte das Gesicht, doch die Augen waren deutlich zu erkennen: Sie schienen von innen heraus zu glühen. Er hob eine schmale, dürre Hand und betrachtete die von Chaps Zähnen verursachten Wunden am Handgelenk. Kleine, krumme Nägel ragten aus den Fingerspitzen, wie falsch gewachsene Krallen.
    »Nicht möglic h … nur ein Hun d … aber es brennt.« Überraschung erklang in der Stimme des Mannes. »Verdammter Köte r … «, zischte er zornig. »Du solltest Parko nicht verletzen können. Nicht auf diese Weise.«
    Er hob den Blick seiner glühenden Augen, als er Magiere bemerkte. Der Kopf des Mannes neigte sich zur Seite, immer weiter, bis er fast eulenartig auf der Schulter ruhte und das Haar zur Seite fiel; er starrte Magiere an. Sie hielt ihr Falchion bereit.
    Das hohlwangige Gesicht mit den tief in den Höhlen liegenden Augen war weiß wie Kalk. Eine Krankheit schien seinen Körper in Haut und Knochen verwandelt zu haben.
    »Jäger?«, fragte er mit süßer Stimme und holte zischend Luft. Der Kopf neigte sich noch weiter zur Seite, und plötzlich lachte der Mann. »Jägerin!«
    Kalte Furcht regte sich in Magiere, als sie dieses Wort hörte. Sie hatte den Mann nie zuvor gesehen, aber er wusste von ih r – zumindest wusste er, warum sie hierhergekommen

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