Dhampir - Halbblut
Feuer. Es dauerte sicher nicht mehr lange, bis das Obergeschoss einstürzte.
Wenn das sein Plan wa r … Sollte er es nur versuchen. Magiere griff an.
Stahl klirrte auf Stahl, und Magiere vergaß Rasheds Kummer über Teeshas Tod.
Jede seiner Bewegungen war vertraut, als ahnte sie sie voraus. Magiere schlug zu, parierte, holte erneut aus. Irgendwo in ihrem Hinterkopf flüsterte der Gedanke, dass sie beide verbrannten, wenn sie die Taverne nicht bald verließen. Spielte es eine Rolle? Für Rashed offenbar nicht. Und für Magiere ebenso weni g – ihr ging es nur darum, den Gegner zu enthaupten.
Die Flammen wurden größer und heißer, und Rauch ließ Magiere husten. Rasheds Klinge hätte sie fast an der Schulter getroffen, als sie nach Luft schnappte. Er riss sein Schwert nach oben und hob es mit der Absicht, Magiere den Schädel zu spalten. Magiere versuchte nicht, den Hieb zu parieren, sprang vor und zielte auf Rasheds Bauch.
»Ihr Narren!«, heulte jemand.
Der unerwartete Schrei überraschte sie beide, und keiner von ihnen traf das Ziel. Durch Rauch und Feuer sah Magiere ein grässliches Gesicht, und für einen Augenblick vergaß sie den Kampf.
Über Teeshas abgeschlagenem Haupt schwebte der Geist eines Geköpften. Langes blondes Haar hing von dem auf der Schulter ruhenden Kopf herab. Magiere hatte geglaubt, dass sie nichts mehr erschüttern konnte, aber trotz des Zorns zog der offene Hals des Mannes ihren Blick auf sich. Flammen leckten durch seinen transparenten Leib.
»Ihr Narren!«, wiederholte er. Sein Gesicht zeigte all die Wut, mit der Magiere bei Rashed gerechnet hatte.
»Fort mit dir, Edwan!«, rief Rashed. »Du kannst sie nicht rächen.«
»Rächen?«, fragte der Geist ungläubig. »Du hast Teesha getötet. Mit deinem Stolz. Begreift ihr beide denn nicht, was geschieht? Habt ihr dies gewollt?« Er kniete sich vor Teeshas Kopf und weinte ohne Tränen. »Du hast meine Teesha umgebracht.«
Magiere stolperte. Nichts ergab einen Sinn. Wie auch immer sie handelte, alles schien falsch zu sein. Die Hitze in ihr schwand, und dafür wurde eine andere Hitze deutlicher spürbar: die der Flammen. Ihre Lederrüstung schwelte an mehreren Stellen.
Als sie den Blick wieder auf Rashed richtete, sah sie die Treppe der Taverne hinter ihm und begriff, dass sie beim Kampf die Plätze getauscht hatten. Das von Rashed geschaffene Loch in der Wand befand sich jetzt hinter ihr.
Magiere wich zurück.
»Nein!«, rief Rashed. Seine hellen Augen reflektierten das Licht der Flammen.
Es knackte und knirschte laut. Magieres Blick glitt kurz nach obe n – das Obergeschoss gab nach. Ihr Überlebensinstinkt setzte sich durch.
Sie wirbelte herum, lief los und sprang durch die Öffnung, den einen Arm vors Gesicht gehoben. Kühle Luft flutete ihr entgegen. Magiere rollte auf dem Boden ab, kam wieder auf die Beine und sah zur Taverne zurück.
Ein dicker Balken, breiter als seine Brust, drückte Rashed zu Boden. Die Flammen umgaben ihn, während er noch versuchte, sich zu befreien. Arme und Beine brannten, bewegten sich aber wie Flammen innerhalb von Flammen. Das Donnern des Feuers verschluckte alle anderen Geräusche, und Magiere fragte sich, ob Rashed schrie.
Der Geist des Geköpften schwebte im Schankraum umher, durch die Flammen, die Rashed verzehrten. Er schien zu lachen.
Magiere taumelte einige Schritte zurück und sank zu Boden. Sie beobachtete den brennenden Rashed, dessen Bewegungen schließlich aufhörten, und dann stürzte das Obergeschoss ein. Funken flogen wie tausend Glühwürmchen durch die Nacht.
Aus Legenden und Geschichten kannte Magiere viele Methoden, einen Untoten zu vernichten, und das Verbrennen zu Asche war so gut wie jede andere.
Woher sollte sie jetzt das tönerne Gefäß nehmen, um den Geist des Vampirs einzufangen? Wo waren die Bauern, die erleichtert seufzten? Wie tapfer von ihr, fortzuspringen und zu beobachten, wie ihr Gegner unter einem Balken eingezwängt lag und verbrannte.
Der Topas an ihrem Hals glühte gleichmäßig.
Ein Licht heller als die Flammen erstrahlte neben Magiere, und das grässliche Phantom des Geköpften schwebte dicht neben ihrem Gesicht. Magiere schrie auf und wich zurück.
»Es ist vorbei, vorbei, vorbei«, sang der Geist, während er über ihr in der Luft schwebte; der auf der Schulter ruhende Kopf war ihr so nahe, dass sie jedes Detail sah. »Vorbei, vorbei, vorbei, vorbe i … «
Sein Licht trübte sich, und er verblasste immer mehr, bis nur noch die Nacht und die
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