Dhampir - Halbblut
Stall die Straße hinauf.
Ein zweiter Schrei erklang, und verwirrt wandte er sich der Taverne zu. Karlin stand jetzt neben ihm.
Weitere Schreie hallten durch die Stadt um ihn herum.
Leesil drehte sich um und sah, wie zwei Hafenarbeiter voller Panik aus ihren Verstecken liefen. Lautes Geknurre und Geheul folgte den Schreien, und Leesil stand verblüfft da, ohne zu wissen, was er tun sollte.
Wölfe.
Langbeinige,wütendeTiereliefendurchdieStraßenundgriffenMiiskasBürgeran.EinigesprangensogardurchFenster.KarlinsSohnGeoffryhielteinengroßenschwarzenWolfmiteinemimprovisiertenSpeerzurück.LeesilließseineAxtfallen,rissKarlindieArmbrustausdenHänden,schossundtrafdasTieramHals.
»Bring dich in Sicherheit!«, rief er Geoffry zu.
Chaos breitete sich in den Straßen aus. Leesils einfacher, aber gut vorbereiteter Plan wurde von einem Augenblick zum anderen über den Haufen geworfen, als weitere Wölfe aus den Seitenstraßen kamen und Menschen aus ihren Verstecken trieben. Die Gedanken an Untote wurden beiseitegedrängt; die Waffen richteten sich auf neue Ziele.
Die Wölfe waren nicht dürr und halb verhungert, sondern gesund und kräftig. Aber irgendetwas hatte sie so sehr durchdrehen lassen, dass sie jeden Menschen angriffen, den sie sahen. Leesil und Magiere hatten bei ihren Reisen in Strawinien einige Erfahrungen mit Wölfen gesammelt. Normalerweise wagten sie nur dann Angriffe auf Menschen, wenn der Hunger sie dazu trieb. Wölfe mieden Siedlungen. Doch diese großen, grauen und schwarzen Tiere liefen durch die Straßen und fielen über alles her, das sich bewegte. Entsetzte Schreie erklangen.
»Leesil!«, rief Karlin. »Die Taverne brennt.«
Rashed schickte die Wölfe voraus und folgte ihnen durch den Wald nach Miiska. Diesmal würde die Jägerin überrascht und vom Blutbad in der Stadt abgelenkt sei n – diesmal kam er mit einer Streitmacht zu ihr. Wölfe waren keine sehr komplexen Geschöpfe, aber sie befolgten seine Aufträge mit großer Zielstrebigkeit. Mit einem Gedankenbild befahl er ihnen, in der Stadt jeden Menschen anzugreifen, den sie sahen, und sie gehorchten.
Als er den Stadtrand erreichte, zögerte Rashed nicht. Mit langen Schritten ging er weiter, in der einen Hand eine brennende Fackel und in der anderen sein Schwert. Er versuchte gar nicht, sich in den Schatten zu verbergen.
Er fühlte keine Zufriedenheit, als das Geschrei begann. Planlose Gewalt war abscheulich und ohne Ehre. Selbst das Töten, um Blut zu trinken, fand er dumm, denn es weckte Argwohn und verringerte das lokale Nahrungsangebot. Aber die Jägerin hatte sich zurückgezogen und in Miiska versteckt, und deshalb musste er die Stadtbewohner anderweitig beschäftigen, damit er die Jägerin aus ihrem Versteck holen und diese Sache beenden konnte. Sie zwang ihn dazu, solche Maßnahmen zu ergreifen.
Magiere, die rückgratlose Jägerin, hatte eine Falle vorbereitet und hielt sich hinter einfachen Leuten verborgen. Der Gedanke machte Rashed zornig.
Niemand bemerkte ihn, als er entschlossen zur Taverne ging. Erst als er dem Gebäude schon recht nahe war, versuchte jemand, ihn aufzuhalten. Ein junger Wächter zielte mit einer Armbrust auf einen Wolf. Als er Rashed sah, zuckte er zusammen, richtete die Waffe auf ihn und schoss.
Mit voller Kraft und Konzentration griff der Edle Tote einfach nach dem heranfliegenden Bolzen und warf ihn beiseite.
Der Wächter riss die Augen auf und rannte fort.
Rashed folgte ihm nicht. Stattdessen ging er zum »Seelöwen«, trat einige Bretter lose und hielt die Fackel daran. Das Holz der Taverne war alt und trocken, es brannte sofort. Auf beiden Seiten des Gebäudes wiederholte er diesen Vorgang, nahm sich die Rückseite zum Schluss vor und warf die Fackel durchs Obergeschossfenster in Magieres Zimmer. Dann kehrte er nach vorn zurück und wartete auf die Jägerin. Sie befand sich in der Taverne. Nach den Begegnungen mit ihr spürte Rashed ihre Präsenz.
Zuerst sah er nichts. Dann bemerkte er eine Bewegung am kleinen Fenster links von der Tür. Sein Blick wanderte zwischen der Tür und dem Hauptfenster des Schankraums hin und her. Ein Fensterladen war dort abgerissen und lag auf dem Boden.
Magiere erschien an dem großen Fenster.
Dass sie sich ihm plötzlich zeigte, überraschte Rashed nicht, wohl aber ihre Gelassenheit. Das Haar war zusammengebunden, die Lederrüstung sauber, das Gesicht ruhig. Sie wirkte ausgeruht und nicht wie jemand, der Nacht für Nacht gekämpft hatte. Das Feuer breitete sich in der
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