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Dhampir - Halbblut

Dhampir - Halbblut

Titel: Dhampir - Halbblut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Blaubeerbusch. Er spähte durch die Blätter und beobachtete, wie der Karren heranrollte. Das Pferd sah alt und müde aus. Ein Mann saß auf dem Kutschbock; manchmal sank sein Kopf, wenn er einnickte. Dies war gewiss nicht die Person, die Rattenjunge suchte, aber warum eine gute Gelegenheit verstreichen lassen? Es konnte sicher nicht schaden, der Jägerin nach einer ordentlichen Mahlzeit und mit voller Kraft gegenüberzutreten.
    »Hilf mir!«, rief Rattenjunge mit krächzender Stimme.
    Der Mann auf dem Karren erwachte und hob den Kopf. In seinem abgetragenen violetten Mantel wirkte er wie ein leidlich erfolgreicher Kaufmann. Wahrscheinlich reiste er viel, was bedeutete, dass man ihn für eine Weile nicht vermissen würde. Rattenjunge widerstand der Versuchung, sich auf ihn zu stürzen.
    »Hierher, bitte, ich habe mir das Bein gebrochen«, stöhnte er. »Hilf mir.«
    Der Kaufmann kletterte sofort vom Karren, das Gesicht voller Sorge. Rattenjunge freute sich.
    »Wo bist du?«, fragte der Mann. »Ich sehe dich nicht.«
    »Hier, hier drüben.« Rattenjunge sprach noch immer mit leiser, leidender Stimme und streckte sich auf dem Boden aus.
    Schwere Schritte brachten den Geruch von warmem Leben zu Rattenjunge. Der Kaufmann ging in die Hocke.
    »Bist du gefallen?«, fragte er. »Keine Sorge. Miiska ist nicht weit, und dort kann man dir helfen.«
    Rattenjunge packte den Kragen des Mantels, zog und rollte gleichzeitig zur Seite, wodurch sich ihre Rollen vertauschten: Plötzlich lag der Mann unten, und Rattenjunge war auf ihm. »Narr«, zischte er und hielt den Mann mühelos fest, der in Panik geriet, zappelte und versuchte, den Angreifer von sich herunterzustoßen. Seine Bemühungen blieben erfolglos.
    Schmerz hinderte Menschen daran, ihren Körper zu sehr zu belasten. Rattenjunge fühlte keinen Schmerz und kannte keine derartigen Beschränkungen. Die Anstrengungen des Opfers amüsierten ihn. Voller Wohlbehagen sah er, wie aus der Überraschung in den Augen des Kaufmanns Furcht wurde.
    »Ich lasse dich gehen, wenn du ein Rätsel löst«, flüsterte Rattenjunge. »Was bin ich?«
    »Meine Frau ist letzten Sommer gestorben«, schnaufte der Mann und zappelte noch heftiger. »Ich habe zwei kleine Söhne. Ich muss nach Hause.«
    »Wenn du nicht spielen willst, meinetwegen«, sagte Rattenjunge und drückte den Mann noch fester an den Boden. »Rate einfach. Was bin ich?«
    Sein Opfer hörte auf, Widerstand zu leisten, starrte einfach nur mit einer Mischung aus Unglauben und Verwirrung in sein Gesicht.
    »Tut mir lei d … zu spät.«
    Rattenjunge biss ins weiche Fleisch unter dem Kinn des Kaufmanns.
    Manchmal liebte er es, die Kehle des Opfers zu zerfetzen, solange es noch lebte. In dieser Nacht war das Verlangen zu groß für solche Spielereien. Er hörte, wie der Herzschlag langsamer wurde. Der Geruch von Adrenalin und Angst nahm zu, verflog dann.
    Wenn es vorbei war, folgten für Rattenjunge immer einige Sekunden der Melancholie, wie der letzte Moment eines Kindes bei einem Fest, wenn die Lampen ausgepustet wurden, die Akrobaten die Bühne verließen und die Zelte schlosse n – bis zum nächsten Jahr. Die Jägerin war irgendwo dort draußen und in seine Richtung unterwegs. Bald würde er ihr begegnen.

4
    In Sichtweite der Küstenstraße eilte Rattenjunge durch den Wald und schnüffelte immer wieder nach einem Hinweis auf seine Beute, obwohl er wusste, dass ihn noch Stunden von ihr trennten. Wie roch die Vampirjäger-Schwindlerin? Wie schmeckte sie? In einer nie endenden Existenz war jede neue Erfahrung einzigartig und verdiente es, ganz ausgekostet zu werden.
    Als sich die Nacht dem Ende entgegenneigte und überm Meer die ersten hellen Streifen der Morgendämmerung erschienen, wuchs Rattenjunges Besorgnis, aber sie betraf nicht die Frage, wo er tagsüber schlafen sollte. Es gab genug Brandungshöhlen, und wenn er doch keine finden sollte, konnte er sich in den weichen Waldboden graben und unter die Plane schlüpfen, die er auf dem Rücken trug. Aber wenn die Jägerin an ihm vorbeikam, während er schlief? Das würde sie mit großer Wahrscheinlichkeit. Er hatte gehofft, ihr Lager zu erreichen, während sie schlief, doch der Geruch nur weniger Reisender erreichte ihn, und der Duft einer Frau war nicht darunter.
    Was sollte er tun? Wie weit war die Jägerin entfernt? Und wenn sie erwachte: Wie weit konnte sie an einem Tag reisen? Er runzelte die Stirn und begriff, dass er dringend Deckung brauchte. Die Straße unweit der Baumgrenze

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