Dhampir - Halbblut
Anfang.
MagierekehrtezuihremLieblingsplatzhinterderThekezurückundbeobachtete,wieCalebGetränkeservierteundBestellungenfürBeth-raeinderKücheentgegennahm.SielehntesichaneinBierfassundentspanntesicheinwenig,fühltesichsauberundwohl.AmvergangenenAbendhatteBeth-raeihrealteschwarzeKniehosegewaschen,undMagieretrugsiejetzt,zusammenmiteinemweitenweißenHemdundeinerrostrotenWeste,diesieaufdemMarktgekaufthatte.DieAmulettebefandensichunterdemHemd,wieesihrerAngewohnheitentsprach.TrotzderVeränderungeninihremLebenfühltesichdasvonTanteBiejastammendeKleidnichtrichtigan,unddeshalbhattesiebeschlossen,beiihrerbisherigenArtvonKleidungzubleiben.
Zufrieden sah sie sich um. Alles wirkte fast genau so, wie sie es sich vorgestellt hatte. Chap saß am Feuer und hielt aufmerksam Wache. Leesil lachte und scherzte, als er die Karten austeilte, Wetten entgegennahm und mit seinem fröhlichen Wesen eine lockere Atmosphäre schuf. Seit drei Tagen hatte er nicht mehr getrunken, aber am Morgen war er erschöpft und ausgezehr t – in all den Jahren schien er den Wein gebraucht zu haben, um zu schlafen. Magiere hatte genug Nächte neben ihm auf dem Boden verbracht und wusste von seinen Albträumen. Wenn ihm zwischen den Orten einmal der Wein ausgegangen war, hatte er sich des Nachts so sehr hin und her gewälzt und im Schlaf gestöhnt, dass Magiere wach wurde.
Die kleine Rose saß hinter Chap am Feuer. Der Hund sah sich gelegentlich nach ihr um, während sie mit Holzkohle auf verblichenem Pergament zeichnete, das Leesil ihr gekauft hatte.
Jedes Mal, wenn sich die Tür öffnete, befürchtete Magiere, dass es der fremde Besucher vom ersten Abend sein könnte, Welstiel. Als der Abend voranschritt, ohne dass er sich zeigte, hörte sie auf damit, einen besorgten Blick auf jede hereinkommende Person zu richten. Sie entspannte sich noch ein wenig mehr. Wenn dies der erste von vielen solchen Abenden war, so fand sie vielleicht den Frieden, den sie sich wünschte.
Magiere hörte nicht, wie sich die Tür öffnete, aber sie spürte den Wind, und Leesil rief den üblichen Willkommensgruß. Sie drehte sich hinter der Theke um und sah auf den ersten Blick, dass etwas nicht stimmte.
Der Mann war kein Kaufmann. Er zählte auch nicht zu den Hafenarbeitern oder Kahnführern, obwohl sein Körperbau darauf hinwies, dass schwere Arbeit kein Problem für ihn gewesen wäre. Er konnte auch kein Seemann oder Kapitän sein, denn die blasse Haut schien seit langer Zeit keine Sonne mehr gesehen zu haben. Er stand auf der anderen Seite der Theke, ungewöhnlich groß, athletisch und mit kurzem schwarzen Haar. Unter dem gut geschnittenen burgunderroten Kasack wölbten sich Muskeln. Er sah Magiere an, fing ihren Blick ein. Seine Augen waren hellblau, fast transparent, und erinnerten sie an die von Chap. Seine Haltung entsprach der eines Adligen, aber wenn er wirklich adlig war: Was machte er dann in einer Hafentaverne?
Es vergingen einige Momente, bis Magiere ein dumpfes Grollen zwischen den vielen Stimmen im Schankraum bemerkte. Es weckte vor allem deshalb ihre Aufmerksamkeit, weil sie nicht sicher war, wieso sie es in dem Lärm hören konnte. Es erschien ihr auf eine beunruhigende Weise vertraut. Magieres Blick glitt dorthin, woher das Grollen kam.
Chap war vor dem Kamin aufgestanden, bleckte ein wenig die Zähne und knurrte.
Ihr Blick kehrte zu dem Mann vor der Theke zurück, und dann sah sie erneut zum Hund, hinter dem die kleine Rose überrascht große Augen machte; den ganzen Abend über hatte Chap auf keinen anderen Gast reagiert.
»Ruhig, Chap«, sagte Magiere laut genug, damit er sie hörte.
Er hörte auf zu knurren, blieb aber stehen und rührte sich auch nicht von der Stelle, als Rose an seinem Schwanz zog.
Magiere richtete ihre volle Aufmerksamkeit auf den adlig wirkenden Mann. »Was darf es sein?«
»Rotwein.« Seine Stimme war tief und hohl.
Magiere hatte es sich in den letzten Tagen angewöhnt, rasch einen Eindruck von Leuten zu gewinnen. Seit ihrem Eintreffen in Miiska hatten gewisse Bewohner der Stadt sie zu schnellen Einschätzungen veranlasst. Oder vielleicht lag es daran, dass sie bisher nie viel Zeit in der Gesellschaft vieler anderer Menschen verbracht hatte. Sie erinnerte sich an ihre sofortige Antipathie Konstabler Ellinwood gegenüber, an das Wohlwollen in Hinsicht auf Caleb und Beth-rae, an die instinktive Furcht vor Welstiel. Dieser Fremde bewirkte ebenfalls eine Reaktion in ihr: Er ließ sie vorsichtig werden.
Sie füllte einen
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