Dhampir - Halbblut
fügte dann hinzu: »Bin gleich wieder da.« Er lief die Treppe hinunter und verschwand.
Magiere kehrte in ihr Zimmer zurück und setzte sich aufs Bett. Weshalb auch immer der Fremde gekommen war, sie wollte sich auf keinen Fall in ihr altes Leben zurückziehen lassen, weder für Geld noch für irgendetwas anderes.
Leesil erschien erneut in der Tür. »Chap, Caleb und Beth-rae schlafen in der Küche. Ich habe dir ja gesagt, dass sie ihn zu sehr füttert.«
»Ich spreche morgen mit ihr.« Magiere nickte, froh darüber, sich wieder auf konkrete Aufgaben konzentrieren zu können. »Aber war die Haustür nicht verschlossen?«
»Keine Ahnung. Ich nehme an. Caleb und Beth-rae scheinen mir keine Leute zu sein, die alles offen stehen lassen.« Leesil wollte gehen, zögerte aber und wandte sich noch einmal mit ernster Miene an Magiere. »Lass dich von dem Irren nicht beunruhigen. Wir geben ihm Hausverbot. Immerhin müssen wir nicht jedem die Tür öffnen.«
Magiere legte das Falchion wieder in den Schrank und beobachtete, wie die Klinge im Kerzenschein funkelte.
»Das ist nicht nötig. Ich glaube, er ist harmlos, aber er fliegt hochkant raus, wenn er noch einmal über Vampire redet.«
»Wie finden uns die Leute nur?«
Magiere richtete einen leicht verärgerten Blick auf Leesil. Sie hatten Jahre damit verbracht, Gerüchte auf dem Land zu verbreiten, damit die Leute sie finden konnten.
»Ja, schon gut«, brummte Leesil. »Dumme Frage.«
Magiere schüttelte den Kopf. »Wir versuchen, die Taverne so bald wie möglich zu öffnen.«
»Hast du inzwischen einen Namen?«
»Ich dachte, du wolltest dir einen einfallen lassen, wenn du das Schild malst.«
»Wie wäre es mit ›Zum Blutkuchen‹?«
»Das finde ich nicht komisch.«
Leesil lachte, trat aus dem Zimmer und schloss die Tür hinter sich.
6
Zwei Abende später, kurz vor Sonnenuntergang, öffnete die teilweise renovierte Taverne namens »Zum Seelöwen«. Leesil hatte nie zuvor in der Nähe eines Meeres gelebt, und die Beobachtung einiger nach Norden schwimmender Seelöwen hatte ihn auf den Namen gebracht, der sowohl über den Ort Auskunft gab als auch einen Eindruck von Kraft vermittelte. Zuerst hatte er nicht einmal gewusst, was für Tiere da im Wasser schwammen, bis er einen Seemann im Hafen fragte. Magiere wusste, dass es ihr in Hinsicht auf Namen an Einfallsreichtum mangelte, doch Leesil verfügte über genug Worte und Fantasie für sie beide.
Die meisten Gäste waren Seeleute fern der Heimat oder unverheiratete Hafenarbeiter. Es erschienen auch einige junge Paare und zwei Frauen in mittleren Jahren, Ladenbesitzerinnen aus Miiska, die behaupteten, Beth-raes Fischgerichte zu lieben. Nach dem Essen zeigten sie großes Interesse an Leesils Pharo-Tisch, nahmen dort Platz und unterhielten sich mit den Seefahrern, während Leesil die Karten mischte und austeilte.
Ironischerweise schienen die beiden alten Verwalter, insbesondere Beth-rae, ein Geschenk des Himmels zu sein. Vor ihrer Ankunft in Miiska hatte Magiere nie daran gedacht, Speisen anzubieten, und jetzt begriff sie ihre Kurzsichtigkeit. Jeder Gast, der plauderte, trank und Karten spielte, bestellte früher oder später etwas zu essen. Den Leuten ging es fast ebenso um die Speisen wie ums Bier. Zwei dunkelhäutige Hafenarbeiter fragten sogar nach Gewürztee. Magiere stellte fest, dass sie so etwas nicht auf Lager hatte, aber als sie den beiden Männern diese Mitteilung machte, wirkten sie so enttäuscht, als gehörte eine langjährige Spezialität, an der sie immer großen Gefallen gefunden hatten, plötzlich nicht mehr zum Angebot. Sie eilte nach oben, nahm die Reste ihrer Reiserationen und bat Beth-rae, daraus etwas »auf Kosten des Hauses« zusammenzubrauen, bis sie Gelegenheit fand, den richtigen Tee zu beschaffen. Abgesehen von diesem einen Gratisangebot klingelte die Kasse. Es war kein Vermögen, und es würde Wochen oder länger dauern, so viel einzunehmen, wie sie zusammen mit Leesil in einem oder zwei Dörfern verdient hatte, aber es war zweifellos eine angenehmere Art und Weise, sich den Lebensunterhalt zu verdienen. Caleb hatte dabei geholfen, die Preise für Speisen und Getränke festzulegen, auf der Grundlage dessen, was der frühere Inhaber verlangt hatte, und das war ein guter
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