Dhampir - Halbblut
einer Stell e – das Mädchen schien nicht in der Lage gewesen sein, wegzulaufen oder sich zur Wehr zu setzen und um sein Leben zu kämpfen.
»Ich dachte, du beschäftigst dich nicht mehr mit solchen Dingen, Dhampir «, erklang eine Stimme hinter ihr.
Magiere wirbelte herum, richtete sich gleichzeitig auf und griff nach ihrem Schwert. Zuerst sah sie nichts, doch dann bemerkte sie einen Schemen unter einem Baum auf der anderen Seite des Werkstatthofs.
Welstiel stand dort, genauso gekleidet wie zuvor, in einen langen Umhang. Er trat zum Rand des Hofs, und die weißen Stellen an seinen Schläfen schienen im Mondschein zu leuchten. Magieres Blick suchte seine Hände. Sie konnte sie nicht genau erkennen, erinnerte sich aber an das fehlende Stück des kleinen Fingers und fragte sich, wie er es verloren hatte.
»Bist du mir gefolgt?«, fragte sie zornig.
»Ja«, bestätigte er.
Das brachte Magiere für einige Sekunden zum Schweigen. Die meisten Leute antworteten auf diese Frage mit Nein.
»Warum?«, fragte sie schließlich.
»Weil diese Stadt von den Edlen Toten heimgesucht ist«, entgegnete Welstiel. »Sie nähren sich von den Lebenden. Das Mädchen ist nicht ihr erstes Opfer, und das weißt du. Außer dir gibt es niemanden in Miiska, der ihnen das Handwerk legen kann.«
»Woher willst du wissen, was ich weiß?«
Magieres Worte waren eigentlich nur eine scharfe Erwiderung, keine Frage, auf die sie eine Antwort erwartete. Sie bekam auch keine. In ihrer Magengrube bildete sich ein Knoten aus Zorn und Beklommenheit.
»Edle Tote?«, wiederholte sie. »Was bedeutet das?«
»Es ist die höchste Stufe der Toten beziehungsweise der Untoten«, sagte Welstiel. »Die Edlen Toten verfügen über die volle Präsenz des Selbst, das sie im Leben hatten. Zu ihnen gehören Vampire, Lichen, besonders mächtige Geister und der gelegentliche Hohe Wiedergänger. Sie haben volles Bewusstsein, eigene Wünsche, Absichten und Gedanken. Während ihrer unsterblichen Existenz können sie lernen und wachsen, im Gegensatz zu den niederen Untoten wie Gespenster, Zombies und so weiter.«
»Du bist kein abergläubischer Bauer«, sagte Magiere leise. »Wie kannst du an so etwas glauben? Es gibt keine Vampire.« Sie drehte den Kopf, sah zu den Flecken am Holzstapel und auf dem Boden. »Wir haben genug Ungeheuer unseresgleichen.«
»Ja«, erwiderte Welstiel. »Unseresgleichen.«
Magiere hörte, wie er näher kam, aber sie richtete nicht erneut den Blick auf ihn.
»Untote, die Leben aufzehre n … es gibt sie«, sagte er. »Und sie haben sich hier niedergelassen, in dieser Stadt. Solche Geschöpfe möge n … exklusiver sein, als die meisten Bauern glauben, aber sie existieren. Das weißt du. Du bist eine Jägerin.«
»Nicht mehr.«
»Hier wirst du solchen Aufgaben nicht entkommen können.«
»Glaubst du?« Magiere drehte sich um, und Zorn blitzte in ihren Augen. »Dann pass nur auf, wie gut ich ihnen aus dem Weg gehen werde, alter Mann.«
So alt war er eigentlich nicht, aber er verhielt sich wie ein abergläubischer Dorfältester. Sie dachte an ihre erste Begegnung, und eine weitere Frage kam ihr in den Sinn. Sie betraf etwas, das er eben gesagt hatte.
»Warum hast du mic h … Dhampir genannt?«
»Es ist weiter nichts.« Welstiel wandte sich ab. »Ein altes, kaum bekanntes Wort in meiner Heimat. Für jemanden, der über besondere Gaben verfügt und geboren ist, Untote zu jagen.«
Erging,undMagierehieltihnnichtzurück.Siesahihmnach,alserinRichtungKüsteschrittundzwischendenBäumenverschwand.
Vielleichthatteersiedurcheinanderbringenwollen,aberseineseltsamenBemerkungenführtennichtetwadazu,dasssiesichschlechterfühlte,ganzimGegenteil.BeidererstenBegegnunghattesiebefürchtet,dasseretwasvonihrwollte,dassienichtzugebenbereitwar,dochjetzterschienerihralseinweitererabergläubischerNarr,wennaucheingutgekleideter.Ja,inderStadttriebsicheinMörderherum,einziemlichkrankernochdazu,aberEllinwoodundseineLeutewurdendafürbezahlt,dasssiesichumsolcheDingekümmerten.SiewarjetztWirtin,keineJägerin,auchwenneinigeStadtbewohnervonihrerVergangenheitwussten.IneinoderzweiJahrenwürdealldasvergessensein,unddannwarsienurnochMagiere,InhaberinderTaverne»ZumSeelöwen«.
Magiere wischte sich die Finger erst am sandigen Boden und dann an ihrer Kniehose ab. Sie atmete wieder ruhiger, und der Knoten in ihrer Magengrube löste sich. Sie ging fort vom Hof mit dem Holzstapel und den Flecken, warf keinen Blick zurück.
Nach ein paar Schritten auf der Straße bemerkte
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