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Dhampir - Seelendieb

Dhampir - Seelendieb

Titel: Dhampir - Seelendieb Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb & J. C. Hendee
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Treppe.
    Hinter Vàtz eilte Leesil mit Chap in den Armen die Stufen hinunter. Magiere klemmte sich die Waffen unter einen Arm und zog die Truhe hinter sich her. Plötzlich begriff sie, warum Leesil die Truhe nicht zurücklassen wollte: Der Kasten mit seinen Werkzeugen befand sich in ihr. Sie schauderte beim Gedanken daran, was er retten wollte, und über die Schulter hinweg blickte sie noch einmal zum raucherfüllten Flur zurück.
    Asche, Feuer und Blut schienen sie zu begleiten, wohin sie auch ging.

14
    Als das Licht des brennenden Gasthofs »Klette« im Süden von Bela verblasste, zeigte sich ein anderes, unbemerktes Leuchten beim nördlichen Rand der Äußeren Bucht.
    Ein großes Schiff glitt dort durchs Wasser, lang und schmal, und seine schimmernden Segel reflektierten den Schein der Mondsichel. Nach einer Weile wurden die Segel eingeholt, und ein ganzes Stück vom Hafen entfernt verlor das Schiff an Fahrt. Es näherte sich dem Ufer so weit, wie es die Tiefe der Bucht erlaubte. Kurz darauf tanzte ein Schemen auf den Wellen und entfernte sich von dem Segler.
    Die Barkasse, schmal wie das Schiff, erreichte das Ufer mit vier in Kapuzenmäntel gekleideten Gestalten an Bor d – eine im Bug, zwei an den Rudern und eine weitere im Heck. Als das Boot auf den Sand lief, sprang der Passagier ganz vorn an Land.
    DieFarbenseinesMantelsreichtenvonKohlschwarzbisWaldgrün.ErtrugeinenSchal,derdieuntereHälftedesGesichtsverhüllte,unddieKapuzewarüberdenKopfgezogen.Große,bernsteinfarbeneundmandelförmigeAugensahenzurBarkassezurück,underhobdieineinemHandschuhsteckendeHand.
    Die Gestalt im Heck des Bootes erwiderte die Geste und rief: » D’créohk.«
    »Auf ein Ende«, wiederholte er in der Sprache des Landes, das er gerade betreten hatte.
    »Und gute Jagd, Sgäile«, fügte der andere Mann hinzu.
    Die Barkasse machte sich wieder auf den Weg zum Schiff, und Sgäile eilte in den Wald.
    Ein leichtes Rascheln von Blättern und das Knistern von Kiefernnadeln begleitete seinen Weg, aber es waren weder Schritte noch das Knacken von Zweigen zu hören. Als er jenseits der brachliegenden Felder das erste der abseits von Bela gelegenen Dörfer sah, ließ er sich zwischen den Bäumen auf dem Boden nieder. Er wollte warten und die Stadt mittags betreten, wenn auf den Straßen reger Betrieb herrschte.
    Sgäile saß still da und dachte nach. Die Nachricht hatte das Heimatland des Beobachters in der Stadt erreicht, und dann das Schiff, auf dem er stationiert gewesen war.
    »Ein Halbelf?«, murmelte er.
    Es gab nur wenige derartige Anomalien. Sgäile fragte sich, wieso es der Beobachter in diesem Fall für nötig gehalten hatte, eine Mitteilung durch die Bäume zu schicken, über den halben Kontinent. Er war noch nie einem Halbblut begegnet. Dieser Halbelf war als Verräter bezeichnet worden, und darin lag vermutlich Wahrheit. Denn jenes eine Halbblut, von dem Sgäile gehört hatte, war vor vielen Jahren von einem anderen Verräter an seinem Volk gebore n … einer Verräterin.
    Der überaus kluge Aoishenis-Ahâre – Ältester Vate r – war mit all den alten Erinnerungen vertraut und kannte als Oberhaupt von Sgäiles Volk mehr Gründe, warum es die Menschen zu fürchten galt. Es stand Sgäile nicht zu, solche Weisheit infrage zu stellen, doch es beunruhigte ihn, dass er nicht wusste, warum seine Zielperson verurteilt worden war.
    Er löste den quer über seine Brust reichenden Stoffstreifen und zog an seinem Ende, bis das kleine Bündel, das der Streifen auf dem Rücken gehalten hatte, auf Sgäiles Schoß ruhte. Er öffnete es, breitete sorgfältig seine Habseligkeiten aus und vergewisserte sich, dass alle in einem guten Zustand waren.
    Er nahm eine Röhre aus silbrigem Metall und zwei geschwungene Objekte aus gelbbraunem Holz, setzte den Bogen zusammen und spannte ihn. Vor ihm auf dem Tuch lagen auch fünf Pfeile mit tränenförmigen Spitzen. Die Stilette trug er in den Hemdärmeln verborgen.
    Sgäile legte sich den Bogen auf die Knie und nahm voller Ehrfurcht den letzten Gegenstand, einen schlichten, aber sehr gut gearbeiteten Kasten, etwa so lang wie sein Unterarm, breiter als die Hand und so tief wie das Handgelenk dick. Er öffnete ihn und inspizierte die Objekte darin, vom Würgedraht bis hin zur Knochen schneidenden Klinge. Anschließend nahm er sich die Stifte und Haken im Deckelfach vor.
    Verräter, so hatte man das Halbblut genannt. Die einzige andere Sgäile bekannte Person, die so genannt worden war, hatte inzwischen bekommen,

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