Dhampir - Seelendieb
über mich zu lachen.«
»Warumsollteichüberdichlachen?«,fragteWynnverwundert.
»Ich möchte mehr über den legendären ›Dhampir‹ erfahren, angeblich den Nachkommen eines Vampirs und eines Sterblichen. Natürlich ist es reiner Aberglaube, aber er interessiert mich.«
Wynn lachte nicht. Stattdessen blickte sie auf seine Hände und betrachtete dann sein Haar, und Chane glaubte, für einen Moment Furcht in ihrem Gesicht zu erkennen.
»Wo hast du dieses Wort gehört?«, fragte sie.
Ihre Reaktion verwirrte Chane so sehr, dass er seine Sinne erweiterte. Wie beiläufig breitete er die Arme aus.
»In einer Taverne, glaube ich«, behauptete er. »Irgendjemand erzählte von einem Gerücht.«
Wynn nickte und gab sich ruhig, aber Chane hörte, wie ihr Herz schneller schlug und ihr Atem schwerer wurde. Hatte sie Angst vor ihm?
»Domin Tilswith ist der Experte für Legenden. Ich suche ihn; bitte warte hier.«
Wynn stand auf, und Chane fühlte sich versucht, sie festzuhalten und herauszufinden, warum sie sich ihm gegenüber plötzlich so seltsam verhielt. Aber damit hätte er ihre Furcht vor ihm noch mehr verstärkt, und diese Vorstellung behagte ihm nicht.
Wynn deutete rasch eine Verbeugung an und eilte hinaus.
Etwasstimmtenicht.KurzdaraufhörteChaneschnelleSchritte,diesichihmvonderanderenSeitederaltenKasernenäherten.ErgehorchteseinemInstinkt,verließdasZimmerundliefzurTür.
Magiere ging zwischen den Betten in ihrer Unterkunft und dem Flur hin und her. Bei jeder Rückkehr ins Zimmer sah sie Chap neben dem Tisc h – er wirkte irgendwie traurig. Sie verstand nur wenig von dem, was Wynn ihr im Verlauf des Nachmittags und Abends erklärt hatte, als die junge Weise bestrebt gewesen war, mit dem Hund zu kommunizieren. Auf dem Boden des Arbeitszimmers zeigten sich jetzt überall Kreidezeichen.
Die Feen waren so alt wie die Welt, hieß es in den Legenden. Man hielt sie größtenteils für Mythos und Aberglaube. Verschiedene Religionen präsentierten ihre Version von der Entstehung des Lebens, aber noch älter waren die Geschichten von der Erschaffung der Welt.
Erde, Wasser, Luft, Feuer und Geist.
Berg, Welle, Gas, Energie und Essenz.
Diese Elementarintelligenzen, von manchen Glaubensrichtungen für göttlich gehalten, waren die Feen, durch deren Vermischung die Welt entstand.
Nach Ansicht der Weisen waren die Menschen das älteste Volk, und durch die Verbindung mit den Fee n – damals, als die Welt noch jung wa r – entstanden neue Wesen. Sie vermischten sich auch untereinander, und so entstanden über Äonen hinweg neue Arten. Das Elfenwort für die von den Feen abstammenden Geschöpfe lautete Úirishg , was so viel wie »feenblütig« oder »Kinder der Feen« bedeutete.
Unter den Bäumen und in den Wäldern lebten die Elfen. Das Volk von Erde und Berg waren die Zwerge, obwohl Magiere in diesem Land nie welche gesehen und auch nicht von ihnen gehört hatte. Die auf die Feen zurückgehenden Geschöpfe von Wind, Welle und Flamme kannte Wynn nicht.
In der fernen, längst vergessenen Vergangenheit bildeten die Feen, die Elementarwesen, den Anfang.
Magiere hob den Blick zu Leesil, der oben auf seinem Bett lag. Er hatte den einen Arm übers Gesicht gelegt, schenkte weder ihr noch dem Hund Beachtung,
»Wynn hat es dir gesagt«, wandte sie sich an ihn. »Chap kontrolliert uns nicht. Es ist mehr eine gedankliche Berührung, ein auf Erinnerungen basierendes Drängen, mehr nicht.« Sie sah zu Chap. »Wir haben es nur nie gemerkt und konnten uns deshalb auch nicht damit auseinandersetzen.«
»Und wie oft haben wir es nicht gemerkt?«, fragte Leesil. »Wie viele Entscheidungen in unserem Leben haben wir getroffen, weil er unsere Gedanken berührte?«
Chap bellte zweimal.
»Sei still!«, sagte Leesil scharf. Er nahm den Arm vom Gesicht und drehte den Kopf weit genug, um Magiere anzusehen.
»Ich weiß es nicht«, antwortete sie schließlich.
»Und was verbirgt er sonst noch?«, fuhr Leesil fort. »Welchen Umständen verdanken wir das Privileg seiner Gesellschaft?«
MagiereschütteltedenKopf.»Ichweißesnicht«,wiederholtesie.
»Nun, inzwischen sollte ich daran gewöhnt sein, in Ungewissheit zu leben«, murmelte Leesil.
Seine Worte ließen Magiere zöger n – er schien von etwas anderem gesprochen zu haben.
»Wir wissen, dass Cha p … glaubt, der Mörder gehört nicht zum Stadtrat«, sagte Magiere schließlich und hoffte, Leesils Aufmerksamkeit auf die Dinge richten zu können, mit denen sie derzeit konfrontiert
Weitere Kostenlose Bücher