Dhampir - Seelendieb
seine Mutter vielleicht noch lebte.
Auf der anderen Straßenseite hockte Sgäile auf einem Dach und beobachtete die alte Kaserne. Er hatte die Weisheit der Ältesten und des Aoishenis-Ahâre , des Ältesten Vaters, infrage gestellt. Es war verboten, einen der ihren zu töten, und ein Halbblut mochte beschmutzt sein, gehörte aber trotzdem zu ihnen. Dieses Gesetz zu breche n … Es bedeutete, dass es um eine sehr ernste Angelegenheit ging.
Dieses Halbblut war tatsächlich mit den Methoden der Anmaglâhk vertraut, wenn auch nicht so gut wie die meisten. Andererseits wusste er nichts von seiner Art und beherrschte nicht einmal die Sprache des Volkes seiner Mutter. Welche Erklärung gab es dafür?
Aoishenis-Ahâre sah viel vorau s – warum hatte er nicht den Majay-hì erwähnt? Wusste er nichts davon? Elfenhunde erschienen nur noch selten, und das galt selbst für Sgäiles Vol k – warum also ausgerechnet hier, bei dem scheußlichen Verräter? Das magische Geschöpf hatte eine der Gestalten angenommen, wie man sie seit der alten Zeit nicht mehr gesehen hatte; das wusste Sgäile aus den Geschichten seiner Großmutter.
Die Präsenz des Majay-hì beunruhigte ihn ebenso sehr wie sein Versagen, und er saß lange auf dem Dach und blickte nachdenklich in die Nacht.
17
Beim Frühstück wurden Magieres Pläne für den Tag über den Haufen geworfen. Wynn war davon überzeugt, dass sie bis zum Abend den Unterschlupf der Untoten finden würden, und Leesil bestand darauf, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen.
Als sie das Frühstück beendeten, waren die Weisen mit dem Kochen von Knoblauch fertig. Leesil bereitete kurze Fackeln vor, außerdem Weinschläuche mit Knoblauchwasser und Öl, Zunder sowie einen großen und einen kleinen Köcher mit in Knoblauchwasser getauchten Pfeilen. Domin Tilswith übergab ihnen eine leichte Armbrust. Leesil schnallte sich Vàtz’ größere auf den Rücken. Magiere war erstaunt, als er die kleinere dem Jungen gab.
»Wir können ihn nicht zurücklassen«, flüsterte Leesil ihr zu. »Er würde uns auf eigene Faust folgen. Wenn etwas schiefgeht, stecke ich ihn in eine Kutsche und schicke sie fort, bevor er aussteigen kann.«
Es behagte Magiere nicht, Vàtz dabeizuhaben, aber sie musste Leesil recht gebe n – auf diese Weise behielten sie den Bengel wenigstens unter Kontrolle.
Leesil verstaute seine Werkzeuge hinten unterm Waffenrock, band sich die Scheide mit der neuen Klinge um und verkündete, dass er so weit wäre. Doch Wynn hatte noch zwei weitere Überraschungen.
Bei den von der Stadtwache zurückgelassenen Dingen hatte sie zwei Stiefel aus weichem Leder für Leesil gefunden. Und die junge Weise erklärte, dass sie mitkommen würde.
Bevor Magiere oder Leesil widersprechen konnten, fügte Wynn ihrer Absichtserklärung mit Vehemenz einige Argumente hinzu.
Mehrere Eigentumsurkunden trugen ausländische Namen, was bedeutete, dass vielleicht ein Übersetzer gebraucht wurde. Sie hatte wesentlich mehr Zeit als Magiere oder Leesil damit verbracht, in Dokumenten der Stadt zu blättern, und konnte schwierigen Situationen daher leichter aus dem Weg gehen. Und zu guter Letzt wies sie darauf hin, dass etwas anderes einfach nicht infrage kam. Sie würde ihnen die notwendigen Eigentumsurkunden nur geben, wenn sie mitkommen durfte.
In Magiere brodelte es, als ihre bunt gemischte Gruppe auf die Straße trat. Sie sah zu Wynn mit ihren Dokumenten zurück, zu Vàtz, der sich die Armbrust auf seine zu schmale Schulter gelegt hatte, wandte sich dann zu Leesil um, als wäre dies allein seine Schuld.
»Kein Wort«, warnte er. »Hol uns eine Kutsche, bevor die halbe Stadt uns sieht.«
In dem alten Waffenrock, mit Köcher, Armbrust, Stiletten und neuer Klinge fiel Leesil ebenso auf wie ihre beiden Begleiter. Er wirkte wie ein Vagabund, der sich als Söldner ausgab und mit Waffen protzte.
SiegingenzuerstzumWaffenschmied,inderHoffnung, dassinzwischenauchdiezweiteKlingefertigwar.Alssichihre KutschedemZielnäherte,beobachteteMagieredieLäden,andenensievorbeikamen,hieltdabeinacheinembestimmtenAusschauundfand,wassiesuchte.JetztwareinkleinesAblenkungsmanövernötig,unddabeikonntensichVàtzundWynnalsnützlicherweisen.
Als bis auf Chap alle aus der Kutsche kletterten und Leesil direkt zu dem Schmied Balgaví ging, ergriff Magiere Wynn am Arm und gab ihr einige Silbergroschen.
»Wenn er fertig is t … Geh mit Vàtz zum nächsten Tuchhändler und kauf für Leesil ein Hemd. Haltbar und möglichst dunkel. Wir
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