Dhampir - Seelendieb
wovon du redest.«
Langsam löste der Elf das Stilett vom Würgedraht.
»Deine Mutter ist eine Verräterin. Man macht einen Außenstehenden nicht mit den Methoden eines Anmaglâhk vertraut.«
Leesil versteifte sich, als er dieses Wort hörte.
»Was bedeutet das?«, fragte er. »Was bedeutet Anmaglâhk ?«
Die Augen des Elfen schienen noch größer zu werden, und Leesil erkannte Verwirrung und Argwohn in dem Blick. Dann entspannte er sich, als er begriff, dass Leesil wirklich nicht wusste, was es mit dem Wort auf sich hatte.
»Du bist nicht mehr als ein Renegat, der nicht einmal seine eigene Sprache beherrscht. Beende deine Aufgabe und verlass diesen Ort.«
»Leesil?«
Magieres Stimme kam durch den Flur, begleitet von Chaps Knurren. Leesil war zu lange fortgeblieben, und sie wollten nach dem Rechten sehen. Vorsichtig näherte er sich der dunklen Gestalt.
»Wenn du ihnen etwas antust, schneide ich dich in Stücke«, warnte er. »Was auch immer dazu nötig ist.«
Der Elf blickte zur Seite und huschte durch den Flur. Leesil sprang durch die Tür.
Metall blitzte und flog seinen Beinen entgegen.
Leesil warf sich zur gegenüberliegenden Wand des Flurs, als sein eigenes Stilett, vom Würgedraht aus seiner Hand gerissen, an ihm vorbeisauste und sich in den Türpfosten bohrte. Chap lief knurrend los, aber der Elf setzte einfach über ihn hinweg und erreichte die Wand auf der rechten Seite.
Für einen Moment hockte er dort wie eine Spinne, Hände und Füße flach an der Wand und den Kopf dicht unter der Decke. Er stieß sich ab, flog und landete hinter Magiere, die zu ihm herumwirbelte.
Chap versuchte, sich noch im Laufen umzudrehen, aber Leesil schlang ihm die Arme um die Brust und hielt ihn fest.
»Ruhig«, sagte er. »Ganz ruhig.«
Chap hörte auf zu zappeln, knurrte aber weiterhin. Weiter hinten im Flur zeigte sich nichts mehr von dem »Besucher«. Magiere sah sich verwundert um und ging dann neben Leesil in die Hocke.
»Was ist los?«, fragte sie. »War das ein Elf? Dein Hal s … Hat er dich angegriffen?«
Instinktiv tastete Leesil nach seinem Hals, der noch immer brannte.
»Der Draht in seiner Han d … «, fügte Magiere ruhiger hinzu. Sie sah zum Messer im Türpfosten und stellte fest, dass es sich um eine von Leesils Klingen handelte. »Und er hat sich wie du bewegt.«
Leesil senkte den Blick.
»Er ist ein gedungener Mörder, wie du früher, nicht wahr?«, sagte Magiere leise.
Leesil zögerte. » Anmaglâhk «, flüsterte er Chap zu.
Der Hund blickte durch den Flur, und aus seinem Knurren wurde ein tiefes Grollen. Dann sah er wieder Leesil an und kläffte einmal.
»Das ist ein ›Ja‹«, sagte Magiere mit Nachdruck. »Wieso reagiert ein angeblicher Elfenhund so aggressiv auf einen Elfen, wenn es doch eine Verbindung zwischen ihnen geben soll? Und was bedeutet das Wort?«
Leesil fühlte ihren Blick auf sich ruhen.
»Das Wort, Leesil«, wiederholte sie. »Assassine?«
Als Leesil das Wort nicht verstanden hatte, war der Elf sehr überrascht gewesen. Er hatte ihn einen Verräter genannt, und seine Mutter ebenfalls. Zum Verräter konnte man nur an einer Sache, Nation oder Personen gegenüber werden. Nation oder Personen konnten ausgeschlossen werden, wenn er die Worte des Elfen richtig deutete. Es ging um die Dinge, die ihn seine Mutter gelehrt hatt e – galt sie deshalb als Verräterin? Das Geschick eines Assassinen und Spion s … Und nur ein Anmaglâhk durfte damit vertraut gemacht werden.
»Ich glaube, es handelt sich um eine Kaste«, sagte Leesil langsam. »Die Anmaglâhk sind eine Kaste der Elfen. Und meine Mutter gehörte dazu.«
Magiere sah ihn an. Ihr Gesicht deutete darauf hin, dass sie die einzelnen Mosaiksteine zusammensetzte, und wie alles in ihrem Leben brachte die Erkenntnis mehr Fragen als Antworten.
»Warum sollte es bei Elfen eine Kaste von Assassinen geben?«, fragte sie. »Und selbst wenn das der Fall ist: Warum hatte es einer von ihnen auf dich abgesehen? Wir haben nichts mit ihnen zu tun.«
Darauf wusste Leesil keine Antwort.
Seine Mutter hatte ihn die Methoden der Assassinen gelehrt, aber nicht ihre Art. Sie hatte ihn zu einem Anmaglâhk gemacht und ihn gleichzeitig isoliert. Alle anderen Aspekte ihres Volkes hatte sie vor ihm geheim gehalten, bis hin zu ihrer Sprache. Der Elf hatte sie für alle Zeiten verdammt, obwohl sie längst tot war.
Doch der Anmaglâhk hatte gesagt: »Deine Mutter ist eine Verräterin.« Ist, nicht war . Leesil fragte sich plötzlich, ob
Weitere Kostenlose Bücher