Dhampir - Seelendieb
er fest, dass er genug Geld hatte, um sich einen zweiten Becher zu leisten und weiterhin zu spielen. Er winkte der Kellnerin zu.
Der Wein war stark und machte ihn schwindelig, aber er war nicht betrunken. Er wusste, wie es sich anfühlte, wenn man betrunken wurde, und davon war er noch ein ganzes Stück entfernt. Beim nächsten Spiel setzte er viel.
Als er seine Münzen geistesabwesend zu Stapeln anordnete, fiel einer um, und er bückte sich, um das Geld aufzusammeln. Madame Lenskas Beine waren unter dem Tisch übereinandergeschlagen, zeigten ein Knie und eine Wade. Leesil erstarrte. Die Stiefel wirkten abgenutzt, und ein Karo-König ragte aus einem.
Leesil richtete sich langsam auf, nahm seine Karten und warf der Frau einen kurzen Blick zu.
Madame Lenskas Kleid war sehr traditionell. Eigentlich zu traditionell, fand Leesil, als er jetzt genauer darüber nachdachte. Solche Kleider trugen nur Frauen der alten Häuser, an die er sich aus seiner Zeit in den Kriegsländern erinnerte, wo er für Lord Darmouth tätig gewesen war. An dem Zustand des Kleides gab es nichts auszusetzen, aber es passte nicht richtig zu einer Frau, die abends ausging, um sich ein wenig zu vergnügen. Plötzlich begriff Leesil, warum sie so freundlich zu ihm gewesen war.
Wenn Spieler und Geber einen schlecht gekleideten Niedriggeborenen beobachteten, so achtete niemand auf sie, was ihr Gelegenheit gab, die eine oder andere Karte aus dem Stiefel zu ziehen. Sie hatte ihm sogar einen Becher Wein bringen lassen, damit er am Tisch blieb.
Der Geber teilte Karten aus und kam über zwanzig. Leesil gewann erneut.
Bei Zwei Königen sollte das Haus zwei von drei Spielen gewinnen. Wenn jemand argwöhnisch wurde, auf wen fiel dann zuerst der Verdacht, auf eine vornehme Lady oder ein Halbblut, das eigentlich gar nicht hierhergehörte?
Leesil erhob sich und steckte sein Geld ein. »Das Abendessen wartet auf mich.«
Einige der vornehmen Männer zeigten ganz offen ihre Erleichterung. Der junge Mann, der ihm den Stuhl angeboten hatte, nickte höflich. Madame Lenska runzelte die Stirn.
»Schon? Aber du hast doch gerade erst mit dem Spiel begonnen. Komm, trink noch einen Becher.«
Die Kellnerin kam mit dem Becher, den Leesil bestellt hatte, und rasch bezahlte er ihn selbst.
»Du bist sehr freundlich«, sagte er noch einmal. »Aber ich lege besser eine kleine Pause ein.«
Er verbeugte sich und verließ das Spielzimmer mit dem Becher in der Hand.
Ein Wächter maß ihn mit einem abschätzenden Blick, aber sonst geschah nichts. Leesil betrat den Speisesaal und beobachtete, wie Kellner Teller mit Meeresfrüchten und gebratenem Geflügel zu den Tischen trugen. Selbst mit dem gewonnenen Geld, so begriff er, konnte er eine solche Mahlzeit nicht bezahlen. An der Theke waren einige Barhocker frei. Auf einem davon nahm er Platz, nippte an seinem Becher und beobachtete die Leute.
Dann kam sie herein.
Inzwischen war Leesil ein wenig benommen, aber er konnte noch immer klar sehen, als die lavendelblaue Erscheinung durch den Torbogen trat. Er scherte sich nicht um reiche Frauen und hatte nur Magiere im Herzen, doch er musste hinsehe n – er konnte nicht anders.
Der tiefe Ausschnitt offenbarte einen prallen, vom straffen Oberteil des Kleids nach oben gedrückten Busen. Perfekt gerollte Locken reichten über Schultern und Rücken, und an Hals und Fingern glänzte Schmuck. Wie das Spielzimmer bot sie einen Anblick, der ihn in Versuchung führte. Mit fast so etwas wie Begierde in den Augen sah sie sich um, bemerkte Leesils Blick und lächelte.
Vages Unbehagen regte sich in ihm. Er erwiderte das Lächeln höflich, wandte sich dann der Theke zu. Leichte Schritte näherten sich ihm von hinten, und dann erschien die Frau an seiner Seite.
»Sind wir uns schon einmal begegnet, Herr?«, fragte sie. Fast gierig strich ihr Blick über Leesils Gesicht. »Du erscheinst mir vertraut.«
Er wölbte eine Braue. »Das glaube ich nicht. Jemanden wie dich hätte ich bestimmt nicht vergessen.«
»War das ein Kompliment?« Die Frau neigte den Kopf ein wenig zur Seite. »Darf ich mich zu dir setzen? Ich bin derzeit ohne Begleitung, und in guter Gesellschaft würde ich mich besser fühlen.«
Leesils Überraschung wuchs, und mit ihr sein Widerstreben. Er wollte die Frau nicht ermutigen, aber es lag ihm auch nichts daran, unhöflich zu sein und noch mehr Aufmerksamkeit zu erregen.
»Bitte«, sagte er schließlich und deutete auf den nächsten Barhocker.
»Hätten wir es dort nicht
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