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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Hinterzimmers, ohne einen Blick auf Splitter.
    Als sie an ihr vorbeikam, schnauzte die Schmiedin: »Wo ist dein großer Freund?«
    »Er hat auf dem Markt zu tun«, sagte Wynn.
    »Meine Mutter schläft.«
    »Dann bereiten wir erst die Mahlzeit zu und wecken sie, wenn alles fertig ist.«
    Wynn versuchte die Tür zu öffnen, hatte aber so viel in den Armen und Händen, dass sie den Knauf nicht zu fassen bekam.
    »Hilfst du mir?«, fragte sie. »Oder soll ich gegen die Tür treten, bis deine Mutter aufmacht?«
    Splitter schien für eine Fortsetzung des Streits zu müde zu sein. »Du bist beharrlich, kleine Kritzlerin.«
    Wynn zuckte die Schultern. »Man hat mir schon schlimmere Namen gegeben.«
    Splitters Blick glitt zu den Lebensmitteln in Wynns Armen. Erschöpft von der Arbeit und anderen Dingen, und vielleicht mit einem schlechten Gewissen, weil sie nicht selbst zum Markt gegangen war, öffnete sie die Tür. Wynn drückte sie mit der Schulter ganz auf und betrat zusammen mit Schatten das Hinterzimmer.
    Sie machten sich sofort an die Zubereitung der Mahlzeit. Wynn wusste natürlich nicht, wo sich die benötigten Utensilien befanden, und immer wieder wandte sie sich mit entsprechenden Fragen an die Schmiedin. Abgesehen davon sprachen sie nicht miteinander. Splitter legte Kohlen aus einem zerbeulten Eimer in den Herd und zündete ein Feuer an. Beim Kartoffelschälen ertrug Wynn das Schweigen nicht länger.
    »Ich verstehe, warum du Carrows Heiratsantrag nicht annimmst«, sagte sie.
    Splitter drehte sich halb um. »Du hast gelauscht!«.
    »Ihr habt ziemlich laut gesprochen.«
    Die Schmiedin wandte sich wieder dem Herd zu. »Wenigstens hat diesmal meine Mutter nichts gehört.«
    Bald züngelten kleine Flammen aus den Kohlen, und Wynn wartete, bis auch die letzte Kartoffel geschält und geschnitten war.
    »Wenn einer meiner Brüder geheiratet hätte, wäre unser Leben anderes gewesen … vielleicht«, sagte Splitter leise.
    Wynn hörte damit auf, Brot zu schneiden. Splitters Ton wies darauf hin, wie sehr die Entscheidungen ihrer Brüder, einen von der Familie getrennten Weg zu beschreiten, sie getroffen hatte. Es erstaunte sie, dass sie plötzlich bereit war, darüber zu sprechen. Vielleicht hatte Splitter lange Zeit niemanden gehabt, mit dem sie reden konnte. Dieses neue Einvernehmen zwischen ihnen wollte Wynn auf keinen Fall in Gefahr bringen.
    »Warum ist Hochturm zur Gilde gegangen?«, fragte sie.
    Splitter sah argwöhnisch auf, aber Wynn wartete nur.
    »Er war immer seltsam«, antwortete die Schmiedin. »Sie beide. Machten sich auf und davon, kaum dass die Arbeit getan war, und manchmal noch eher. Vater suchte nach ihnen. Zu Anfang ging er sofort zu den Tempeln. Später war es immer der Tempel von Bedzâ’kenge.«
    Splitter schüttelte den Kopf und schnaubte leise.
    Wynn begann wieder, Brot zu schneiden. Also hatte auch Erz-Locken Zeit im Tempel verbracht. Aber warum? Die Intuition sagte ihr, dass dies nicht der richtige Moment war, darüber zu sprechen – sie sollte besser warten, bis Splitter seinen Namen nannte.
    »Und dabei blieb es, zumindest für Hochturm«, fuhr Splitter fort. »Der Shirvêsh teilte meinem Vater mit, dass meine Brüder nicht müde wurden, nach der Geschichte unserer Familie zu fragen, dass sie versuchten, mehr zu lernen, als wir von unseren Vorfahren wussten. Und Hochturm schrieb alles auf, wie ein Mensch.« Kälte kroch in ihre Stimme. »Dann blieb Erz-Locken manchmal ganze Tage weg und zeigte sich in allen Tempeln des Seatt. Bis er eines Tages ganz verschwand …«
    Wynn zögerte und überlegte, ob sie ihre Fragen jetzt stellen sollte.
    »Kurze Zeit später teilte uns Hochturm mit, dass er sich dem Orden von Bedzâ’kenge anschließen wolle. Mein Vater versuchte, Stolz zu zeigen, aber innerlich war er gebrochen, denn er hatte seinen zweiten Sohn verloren. Als Hochturm zu deiner Gilde ging, hörten wir auf, über ihn zu sprechen. Es dauerte nicht lange, bis Vater starb, und ich kümmerte mich um die Schmiede.«
    »Wann verließ Hochturm die Familie?«, fragte Wynn.
    Splitter dachte nach. »Vor siebenunddreißig Sommern.«
    Das Alter des Domins kannte Wynn nicht, aber Zwerge wurden oft zweihundert Jahre alt, manchmal noch älter. Hochturm musste mindestens in mittleren Jahren sein, und Erz-Locken im besten Mannesalter.
    »Tochter?«, erklang eine dünne Stimme.
    Sie hatte ihren Ursprung in einer durch einen Vorhang vom Hinterzimmer abgetrennten Kammer. Splitter, die das Feuer geschürt hatte,

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