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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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richtete sich auf.
    »Ich bin hier, Mutter«, sagte sie laut. »Komm und iss ein wenig Brot. Das Abendessen ist gleich fertig.«
    Der Vorhang wurde beiseitegezogen, und Mutter Eisenborten schlurfte herein. Als sie nicht nur ihre Tochter sah, sondern auch noch eine andere Person, blinzelten ihre milchigen Augen.
    »Junge Weise?«, fragte sie, und plötzlich lag Hoffnung in ihrer Stimme. »Hast du Erz-Locken gefunden?«
    Wynn fragte sich, ob sie zugeben sollte, mit Erz-Locken gesprochen zu haben. War Splitter bereit, einen verbannten Bruder anzuhören, der in dieser Nacht erscheinen mochte?
    Die Tür des Hinterzimmers schwang auf, und für einen Moment war Wynn erleichtert, denn es bedeutete, dass sie die Frage nicht sofort beantworten musste.
    Erz-Locken kam herein.
    Er trug noch immer die dunkelgraue Kniehose und das Hemd, doch an seinem Hals zeigte sich der Thôrhk eines Steingängers.
    »Mutter?«, fragte er. »Ist alles in Ordnung mit dir?«
    Dann bemerkte er Wynn.
    Die Zeit kroch dahin, als Chane hinter der Bude eines Webers stand, ein ganzes Stück vom Tunnel entfernt, der zum geheimen Gang der Steingänger führte. Die meisten Verkäufer hatten ihre Stände längst geschlossen. Wenn auch die letzten von ihnen gegangen waren … Wie lange mochte es dann dauern, bis Wächter die Runde machten und ihn entdeckten?
    Chanes Anspannung wuchs, als er etwas Weißes bemerkte.
    Herzogin Reine, der Elf und die Weardas kamen aus dem Tunnel. Sie machten sich sofort daran, den Markt zu überqueren, in Richtung Bruch-Hauptweg.
    Chane duckte sich und schlich an der Rückwand der großen Höhle entlang, nutzte dabei den Sichtschutz der Buden und Säulen. Auf diese Weise gelangte er hinter die Gruppe der Herzogin, zog sich die Kapuze über den Kopf und näherte sich langsam.
    Der Elf sprach mit gedämpfter Stimme, als sich die Gruppe dem Ausgang näherte, und die Herzogin blieb stehen und drehte sich um.
    Chane verbarg sich hinter einer Säule und spähte vorsichtig an ihr vorbei.
    Herzogin Reine musterte ihren elfischen Begleiter, und ihr Gesichtsausdruck war dabei nicht zu deuten. Sie wirkte erschöpft und benommen, wie von einem noch nicht lange zurückliegenden Schock. Das Kleiderbündel war aus ihren Armen verschwunden, und niemand sonst trug es.
    Kaum einen Steinwurf hinter ihnen erweiterte Chane seine Sinne.
    Ein schwacher Geruch wehte ihm entgegen.
    Das Haar der Herzogin war ein wenig unordentlich: Eine Strähne hatte sich gelockert und hing über die linke Wange. Der wellenförmige Kamm auf jener Seite saß schief, als hätte sie ihn aus dem Haar gezogen und ohne die Hilfe eines Spiegels wieder hineingesteckt. Und Stiefel und Mantelsaum waren dunkel, vielleicht feucht.
    Chane schnupperte. Ein vager Meergeruch ging von der Herzogin aus.
    Er verstand die Worte nicht, die der Elf an die Herzogin richtete, und sie gab ihm keine Antwort, drehte sich um und ging weiter, ohne dass sich ihr Gesichtsausdruck veränderte.
    Chane folgte ihnen und behielt Herzogin Reine im Auge.
    Erz-Lockens Blick durchbohrte Wynn. »Du!«, stieß er hervor.
    Splitter starrte ihren Bruder an und war so verblüfft, dass sie vergaß, zornig zu werden.
    Mutter Eisenborten hatte es so eilig, ihren Sohn zu erreichen, dass sie fast ihren Stuhl umstieß.
    »Mein Sohn!«, heulte sie und hielt sich an Erz-Lockens Hemd fest. »Mein Sohn! Oh, ihr Ewigen, ich danke euch!«
    Erz-Locken nahm seine alte Mutter an den Schultern und hielt sie fest. Voller Unbehagen und Anspannung stand er da und beobachtete Wynn über den Kopf der Alten hinweg.
    »Ihr habt gesagt, mein Bruder hätte Euch geschickt«, brummte er. »Ihr habt von einem Problem in der Familie gesprochen.«
    »Was?«, keuchte Splitter.
    Wynn versteifte sich. Bis zum Hals steckte sie in ihren eigenen Lügen.
    »Habt Ihr den Eindruck, dass es Eurer Familie gut geht?«, erwiderte Wynn.
    »Du hast bereits mit ihm gesprochen?«, fragte Splitter. »Du hast ihn hierhergerufen, ohne mir etwas davon zu sagen?«
    Erz-Locken schenkte seiner Schwester keine Beachtung und starrte Wynn an. »Hat Hochturm Euch geschickt oder nicht?«
    Wynn konnte nicht erneut lügen. »Nein, ich bin aus eigenem Antrieb gekommen. Ich muss mit Euch reden. Es ist sehr wichtig.«
    »Dann habt Ihr auch die Prinzessin belogen«, sagte Erz-Locken.
    Absichtliche Täuschung galt bei den Zwergen als große Sünde, und noch schlimmer war es, wenn das einer Prinzessin – beziehungsweise Herzogin – gegenüber geschah. Wynn konnte jetzt nichts

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