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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Unterarm, und ein wenig Blut kam zwischen ihren Fingern hervor.
    »O nein!«, stöhnte Wynn. »Schatten wollte nur …«
    Mit einer fließenden Bewegung warf Splitter Wynns Rucksack und den Stab durch die Tür.
    »Nein!«, rief die immer noch liegende Wynn und streckte die Hand aus.
    Schatten sprang zur Seite, unter den fallenden Stab. Das Ende mit dem von Leder umhüllten Kristall traf sie an den Schultern, und dann rollte der Stab zu Boden.
    Splitter warf die Tür zu, und sie schloss sich mit einem Knall, der laut durch die Schmiede hallte.
    Wynn setzte sich auf, und Schatten drehte sich um und kam auf sie zu. Dann begann die Hündin erneut mit einem warnenden Knurren und sah an ihr vorbei.
    »Wo habt Ihr diesen Titel gehört?«
    Wynn drehte den Kopf.
    Erz-Locken stand hinter ihr. Das Licht aus der Esse der Schmiede fiel orangerot auf sein Gesicht, und der Thôrhk glänzte in diesem matten Schein. Splitters Bruder sah aus wie eine Statue aus erhitztem Felsgestein, die jederzeit kippen und auf sie stürzen konnte.
    »Von Euch«, antwortete Wynn. »Ihr habt ihn beim Besuch Eures Bruders genannt.«
    »Spioniert Ihr mir nach?«, fragte Erz-Locken anklagend. »Verfolgt Ihr mich?«
    »Nein, ich meine, ja«, erwiderte die junge Weise unsicher. »Es war Zufall. Ich wollte den Domin besuchen, hörte aber Stimmen. Da ich nicht stören wollte, habe ich gewartet.«
    Erz-Locken ging in die Hocke, und Wynns Hand tat weh, als er danach griff. Schatten knurrte erneut, und Wynn winkte die Hündin zurück. Erz-Locken seufzte.
    »Meine Schwester hätte Euch nicht stoßen sollen. Nun, die Kratzer sind nicht besonders schlimm und dürften bald heilen.«
    »Ich habe Eure Meinung geteilt«, sagte Wynn, was Erz-Locken verwundert die Stirn runzeln ließ. »Ich meine die Worte, die Ihr an Hochturm gerichtet habt. Das Übersetzungsprojekt war gefährlich und hätte besser geschützt werden müssen. Das ist einer der Gründe, warum ich hier bin. Vier Weise sind gestorben, außerdem einige Stadtwächter von Calm Seatt. Und die Arbeit an den Texten hat trotzdem kaum Fortschritte erzielt. Sie stammen aus dem Vergessenen … aus der Zeit von Bäalâle Seatt.«
    Bei den letzten Worten bemerkte Wynn ein Aufblitzen in Erz-Lockens Augen. Sie sah in ihnen eine Sehnsucht, vielleicht den Wunsch nach Befreiung von etwas. Bot sich ihr hier ein Ansatzpunkt?
    »Ich kann einige der Sprachen in den Texten lesen«, fuhr sie fort. »Bringt mich zu ihnen. Vielleicht kann ich herausfinden, was wirklich geschah. Ich weiß , dass Bäalâle kein Mythos ist.«
    Ein weiterer Bluff, denn sie wusste nichts dergleichen. Sie hatte nur Magieres Bericht, wonach in den Erinnerungen des Ältesten Vaters einmal ein gefallener Seatt erwähnt worden war. Hinzu kam ein geheimnisvoller Hinweis in einem geschwärzten Vers von Chanes gestohlener Schriftrolle.
    Vor allem aber musste Wynn herausfinden, wohin die dreizehn Kinder des Geliebten gegangen waren, und warum.
    Der Wrait hatte für dieses Wissen gemordet.
    Und der Geliebte, die Nachtstimme beziehungsweise Il’Samar … Welche Verbindung bestand zwischen ihm und der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft?
    Wynn saß im schwachen Licht der Schmiede und blickte in die dunklen Augen eines Steingängers, der ihr helfen konnte, Antworten zu finden.
    Erz-Locken ließ ihre Hand los und stand auf. Seine Augen schienen plötzlich selbst für einen Zwerg zu dunkel zu sein.
    »Ihr wisst nichts dergleichen«, sagte er. »Es ist nur ein Mythos – bis das Gegenteil bewiesen wird.«
    Wynns Hoffnung schwand. Für einen Moment schien Erz-Locken bereit gewesen zu sein, auf sie einzugehen, aber dieser Moment war verstrichen.
    »Ganz gleich, was Ihr glaubt , von meinen Lippen gehört zu haben«, fügte er hinzu. »In meiner Sekte regieren Vertrauen und ein Glaube, von dem Ihr nichts versteht, von dem selbst in Eurer Gilde kaum jemand etwas verstehen kann. Ich werde nicht derjenige sein, der das Vertrauen erschüttert und den Glauben infrage stellt. Nicht für die fehlgeleiteten Vermutungen einer eigensinnigen jungen Weisen.«
    Erz-Locken sah zur Tür des Hinterzimmers. Seine Lippen teilten sich, aber er sagte kein Wort mehr, drehte sich um und verließ die Schmiede.
    »Ihr stellt den Glauben nicht infrage!« Wynn stemmte sich hoch. »Ihr dient ihm sogar, wenn …«
    »Ich diene den ehrenvollen Toten«, erwiderte Erz-Locken, ohne sich umzudrehen. »Kehrt heim, Wynn Hygeorht. Ich bete zu den Ewigen, dass Euch nicht noch mehr Unglück widerfahren

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