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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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ging durch die düstere Höhle. Gelegentlich erschienen natürliche Öffnungen, die zu anderen Orten führten, aber Erz-Locken wandte nicht einmal den Blick zur Seite, und deshalb blieben Wynn die anderen Höhlen verborgen.
    Alles wurde schwarz, und unmittelbar darauf entstand ein neues Bild.
    Die Umgebung hatte sich verändert. Ein Weg aus rauem Stein verband die einzelnen Höhlen miteinander. Weitere Bilder folgten schnell hintereinander, und Wynn vermutete, dass Erz-Lockens Erinnerungen sprunghaft gewesen waren und nicht den ganzen Weg betrafen, den er genommen hatte.
    Etwas weckte kurz ihre Aufmerksamkeit.
    An einer Stelle bemerkte sie aus dem Augenwinkel – aus Erz-Lockens Augenwinkel – zwei Gestalten. Sie standen weit hinten in den Schatten zwischen dicken Säulen und halb geformten, feucht glänzenden Kegeln, die aus der Decke wuchsen. So reglos wie Statuen standen sie da. Die einzigen Geräusche waren das Tröpfeln von Wasser und Erz-Lockens schwere Schritte.
    Schließlich neigte sich der Boden nach oben, und der Weg führte zu einer weiteren Öffnung in der Felswand.
    Halb verborgen hinter einem großen Stalagmiten auf der linken Seite bewegte sich etwas, als Erz-Locken die Höhle verließ.
    Wynn versteifte sich. War das ein Gesicht aus glänzendem, feuchtem Stein gewesen?
    Die Erinnerungsbilder wechselten erneut. Erz-Locken stand vor einem Tor aus altem Eisen. Es sah aus wie das Tor im Amphitheater, war aber etwas kleiner. Das Bild flackerte, als hätte Schatten nicht ganz verstanden, was Erz-Locken dort machte.
    Plötzlich stand das Tor offen.
    In der Dunkelheit dahinter sah Wynn nur eine Treppe, die an einer gewölbten Wand nach unten führte. Nach den ersten Stufen blieb Erz-Locken stehen.
    Sie konnte nicht erkennen, wie weit die Treppe nach unten führte, aber sie ahnte eine große Tiefe. Die gewölbte Wand auf der anderen Seite war glatt, was darauf hinwies, dass sie bearbeitet worden war. Was befand sich dort unten in der Finsternis?
    »Genug«, flüsterte Erz-Lockens tiefe Stimme. »Bitte lass mich in Ruhe.«
    Wynn schauderte, gefangen in fremden Erinnerungen. Sie war in der Unterwelt der Steingänger.
    »Du hast mich gerufen«, flüsterte Erz-Locken. »Ich bin deinem Ruf gefolgt, um zu dienen. Aber ich habe nicht mehr erfahren. Ich kann dich nicht retten, dich nicht befreien.«
    Wem galten diese Worte? Und was meinte er mit »retten«?
    »Niemand erinnert sich, niemand wird es glauben«, fuhr Erz-Locken fort. »Ich bitte dich … lass mich in Ruhe!«
    Die Bilder verschwanden.
    Wynn hockte im Tunnel, die Finger an Schattens Schnauze.
    »Nein, es muss noch mehr geben!«, murmelte sie.
    Schatten jaulte nur und legte die Ohren an. Weitere Erinnerungen hatte sie nicht empfangen. Wie ihr Vater konnte sie nur Erinnerungen »lesen«, die im Bewusstsein einer Person an die Oberfläche stiegen und ihre Gedanken erreichten. Aber Erz-Locken hatte gewusst, was sich dort in den dunklen Tiefen befand; er hatte Worte an das Etwas gerichtet.
    Wynn überlegte. Was gab es dort unten, das Steingänger zu einem Leben in seinen Diensten verpflichtete? Sie dachte an die Frage, die den Erinnerungsstrom ausgelöst hatte.
    Wer ist Thallûhearag?
    Und Splitter hatte einen »falschen Vorfahren« erwähnt.
    Es passte noch nicht alles zusammen, aber als Wynn zur Schmiede zurücksah, fragte sie sich, welchen Umständen die Eisenborten ihren niedrigen Status verdankten. Wie viele Generationen hatten auf diese Weise existiert, und warum? Wynn wusste nicht, wie ihr das alles bei ihrer Suche helfen konnte, aber die gestohlenen Erinnerungen ließen sie über eine Person nachdenken.
    Erz-Locken konnte ihr vielleicht helfen – wenn es ihr gelang, die von ihm stammenden Erinnerungen richtig zu verstehen.
    Wynn richtete sich auf und ging zusammen mit Schatten zum Kalkstein-Hauptweg.
    Als außerhalb des Berges der Abend dämmerte, erwachte Sau’ilahk aus dem Dämmern in einem düsteren Seitentunnel, nicht weit von dem Gasthaus entfernt, in dem Wynn wohnte. Bis hierher war er ihr gefolgt, nachdem sie und ihre Gefährten am vergangenen Abend die Tram verlassen hatten. Er war am Rand der Siedlung umhergeschlichen und einer jungen Zwergin begegnet, und natürlich hatte er die gute Gelegenheit genutzt und ihre Lebenskraft aufgenommen, bevor ihn der Sonnenaufgang ins Dämmern zwang. Die Leiche lag jetzt in einem Lagerraum voller staubiger Kisten und Fässer.
    Jenes Leben war stark gewesen und erfüllte ihn mit prickelnder

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