Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
Vom Netzwerk:
Ring des Nichts. Er sah Schatten in die Augen und zögerte, den Ring zwischen Daumen und Zeigefinger der anderen Hand.
    Dann nahm er den Ring ab.
    Schatten schimmerte vor ihm, ebenso die Felsen. Alles flirrte und waberte wie hinter einem Vorhang aus heißer Luft.
    Wieder donnerte eine Welle ans felsige Ufer, und Wasser spritzte über sie beide.
    Chane erschauerte, nicht wegen der Kälte, sondern weil seine Wahrnehmung plötzlich weitaus schärfer war. Er hatte den Ring nicht mehr abgenommen, seit sie Calm Seatt erreicht hatten, und das lag inzwischen einige Monde zurück. Er hatte fast vergessen, wie sehr er sein Bewusstsein dämpfte. Jetzt hatte er das Gefühl, wieder lebendig zu werden.
    Und dort waren Schattens hellblaue Augen – sie schienen plötzlich zu brennen.
    Die Hündin knurrte und fletschte die Zähne. Sie senkte den Kopf, und so nass sie auch sein mochte, ihr Rückenfell sträubte sich trotzdem. Sie schnappte nach leerer Luft, und ihre Zähne klackten.
    Chane rührte sich nicht und befürchtete, einen großen Fehler gemacht zu haben.
    Schattens Knurren ging in ein Winseln über. Sie legte die Ohren an und bebte am ganzen Leib.
    Aber sie kam nicht näher.
    Das Winseln wurde leiser, und schließlich war Schatten still.
    »Du hast es gewusst«, flüsterte Chane. »Die ganze Zeit über.«
    Er fragte sich, wie das möglich war. Entweder hatte Schatten mit ihren besonderen Sinnen, die so sehr denen von Chap ähnelten, Wynns altem Gefährten, Chanes wahre Natur erkannt, oder …
    War sie in Wynns Erinnerungen auf entsprechende Hinweise gestoßen?
    Die Hündin hatte ihn nicht angegriffen, obwohl der Instinkt das sicher von ihr verlangte. Sie hatte sogar an seiner Seite gekämpft, gegen den Wrait – um Wynn zu schützen.
    Wie konnte er Schatten mitteilen, was sie jetzt tun sollte?
    Er rief Erinnerungen daran wach, wie er Wynn beschützt hatte, und suchte gleichzeitig nach Beispielen des Suchens , seit sie drei zusammen waren. Hinzu kam das kleine Zimmer im Gasthof, in das er sich zurückziehen musste. Doch er hatte keine Erinnerung wie jene, von der Wynn berichtet hatte, an ein Gitter und einen Tunnel mit Meerwasser. Stattdessen dachte er an den Überhang mit der dunklen Öffnung darunter, den Schatten gefunden hatte.
    Die Hündin beobachtete ihn, ohne einen Laut von sich zu geben.
    Als Chane entschieden hatte, welche Erinnerungsbilder er benutzen wollte, streckte er die Hand aus.
    Schatten wich zurück und knurrte.
    Chanes Hand zuckte zurück. Er wusste nicht genau, wie die Erinnerungssprache funktionierte. Wynn hatte die Hündin oft dabei berührt, woraus er auf die Notwendigkeit eines körperlichen Kontakts schloss.
    »Ich muss«, sagte er und streckte die Hand erneut aus. »Ich muss sicher sein, dass du verstehst! Geh und … und such nach dem Eingang, verdammt!«
    Plötzlich formte sich ein Erinnerungsbild vor seinem inneren Auge.
    In dem kleinen, dunklen Zimmer des Gasthauses am Hafen stand eine Laterne neben dem schmalen Bett, nicht weit von einer feuchten Decke entfernt.
    Chane zögerte. Daran hatte er eben nicht gedacht.
    Schatten gab keinen Ton mehr von sich. Ihre Schnauze zitterte kurz, und dann wandte sie sich um.
    Chane sah ihr nach, als sie flink und agil über die Felsen kletterte. Auf einem blieb sie stehen und schien den Kopf in seine Richtung zu drehen.
    Ihm fiel erneut das Zimmer im Gasthof ein.
    Wynn hatte immer wieder auf Schattens Intelligenz hingewiesen, aber die Wahrheit dieser Worte erschloss sich Chane erst jetzt. Die Hündin forderte ihn auf, zu seinem Quartier zurückzukehren.
    Chane wandte sich nach Süden und stapfte zum Gasthof zurück.
    Wynn hörte die fünfte Glocke des zweiten Tages – nach Mittag – und war noch immer damit beschäftigt, der Herzogin und ihren Begleitern zu folgen. Bisher war sie unentdeckt geblieben.
    Unter ihre Kutte waren zwei Bettlaken um die Taille gebunden, und sie hatte sich einen für sie zu großen Zwergenmantel vom Wirt geliehen. Wenn man nicht zu genau hinsah, konnte man sie für eine junge, recht dünne Zwergin halten. Aber sie bereute es langsam, auf Chane gehört zu haben und zurückgeblieben zu sein.
    Bisher hatte sie nichts herausgefunden. Reine verbrachte den größten Teil ihrer Zeit im Gasthaus, was für Wynn bedeutete, dass sie in der Nähe des Hauptwegs warten musste. Das war nicht unproblematisch, denn niemand sonst trieb sich so lange wie sie an einem Ort herum. Außerdem hasste sie es, isoliert zu sein, nicht zu wissen, wie ihre

Weitere Kostenlose Bücher