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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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gravierten Symbolen. Sie breiteten sich aus, bis alle Gravuren wie die Kohle eines sterbenden Feuers glühten.
    »Wirkt es schon?«, fragte Wynn.
    Vorsichtig berührte Chane die Gitterstange, die mit dem Reif in Kontakt war, und fühlte etwas Wärme, mehr nicht. Er brauchte mehr, aber wie?
    Er handelte, ohne lange nachzudenken.
    Chane tauchte die Hand ins Wasser, hob sie dann wieder, streckte den Zeigefinger und begann erneut zu skandieren.
    »Nein, er ist zu heiß!«, warnte Wynn.
    Chane strich mit dem Finger noch einmal über den Reif und hörte, wie Wasser zischend verdampfte. Er fühlte ein Brennen in der Fingerkuppe und stieß die Hand, kaum war er fertig, ins kalte Wasser.
    Die Gravuren leuchteten heller. Aus rotem Licht wurde orangefarbenes.
    Hitze schlug Chane entgegen. Er hörte, wie Wynn nach Luft schnappte, als er den Vorgang wiederholte, und dann noch einmal. Der Geruch von verbrannter Haut wurde immer deutlicher. Als Chane beim letzten Mal die Hand ins Wasser hielt, ließ er einen Teil des Hungers in sich aufsteigen, damit dieser den Schmerz fraß.
    Die Glyphen und Symbole des Reifs glühten gelb, und der Stahl der Brechstange wurde heiß.
    Chane löste seinen Mantel und wickelte einen Teil davon ums Ende der Stange. Selbst mit diesem Schutz fühlte er die wachsende Hitze unter seinen Händen. Dampf stieg von der feuchten Wolle auf, doch Chane konzentrierte sich allein auf die Stelle, wo der Reif den Gitterstab berührte.
    Erstes Rot zeigte sich im schwarzen Eisen. Chane bewegte die Brechstange.
    Der Reif fiel auf der anderen Seite des Gitters mit einem lauten Zischen ins Wasser. Mehr Dampf stieg auf, und Chane stemmte sich mit seiner ganzen Kraft gegen das Ende der Brechstange.
    Ohne eine Wand im Rücken, an der er sich abstützen konnte, rutschten seine Stiefel über den vom Wasser überspülten Tunnelboden. Aber seine Bemühungen blieben nicht ohne Ergebnis: Der Gitterstab bog sich.
    »Das genügt«, sagte Wynn. »Du hast es geschafft.«
    Chane zog die Brechstange zurück und spritzte Wasser auf den heißen Stab des Gitters. Als kein Dampf mehr aufstieg, wusste er, dass das Eisen genug abgekühlt war. Er warf die Brechstange beiseite, nahm seine beiden Rucksäcke von Wynn entgegen und hielt ihren, als sie durch die breiter gewordene Lücke kletterte, gefolgt von Schatten.
    Als sich die junge Weise auf der anderen Seite befand, reichte Chane ihr Rucksack und Stab. Anschließend schob er seine eigenen Sachen durch die immer noch recht schmale Lücke. Selbst auf die andere Seite zu gelangen, erwies sich als recht schwierig, und es endete damit, dass er auf seiner linken Seite bis zur Schulter völlig durchnässt war. Schließlich nahm er die Brechstange und fischte mit ihr den Reif aus dem Wasser.
    Die Gravuren glühten noch immer, nicht so hell wie zu dem Zeitpunkt, als der Reif ins Wasser gefallen war, aber heller als nach der ersten Beschwörung. Chane hatte noch nicht gelernt, die beschworene Hitze wieder verschwinden zu lassen, und so blieb ihm nichts anderes übrig, als den Reif mit der Brechstange zu tragen. Er ging ein wenig in die Hocke.
    »Wärmt euch«, sagte er und deutete auf den Reif.
    Wynn winkte Schatten näher, doch die Hündin zögerte, bevor sie sich vorwagte. Beide wärmten sich ein bisschen auf. Dann bemerkte Chane das Wasser auf dieser Seite des Gitters.
    Es reichte über seine Fußknöchel hinweg.
    Als er aufsah, starrte Wynn durch den Tunnel. Nach einem Nicken von ihr nahmen sie ihre Sachen und setzten den Weg fort. Schatten übernahm die Führung, und Wynn blieb dicht hinter ihr, rechts von Chane, und leuchtete mit ihrem Kaltlampen-Kristall. Es dauerte eine Weile, bis kein Wasser mehr unter ihren Schritten platschte und sie auf nur noch feuchtem Boden unterwegs waren. Mehr als einmal sah Chane zurück und lauschte.
    »Was ist?«, fragte Wynn und musterte ihn.
    »Du und Schatten, ihr seid abgeschnitten«, antwortete er. »Wenn dieser Tunnel keinen Ausgang hat, könnt ihr erst bei der nächsten Ebbe zurückkehren. Der Weg ist zu weit, als dass ihr schwimmen oder tauchen könnt.«
    Plötzlich war Wynn sehr still. Vielleicht hörte sie jetzt, was Chane schon vor einer ganzen Weile gehört hatte: das durch den Tunnel kriechende Rauschen des Meeres.
    »Weiter«, sagte sie schließlich.
    Chane ging wieder los, doch es dauerte nicht lange, bis Schatten knurrte und schnaubte. Sie schritten schneller, und kurz darauf erreichte das Licht des Kristalls die Hündin vor ihnen.
    Chane stöhnte

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