Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Diener folgte er der Herzogin, wahrte dabei einen sicheren Abstand und hielt sich in der Dunkelheit verborgen. Schließlich erreichte sie den Raum am Ende des Tunnels, was Sau’ilahk zwang, noch etwas weiter zurückzubleiben. Die Herzogin trat zwei weiteren Wächtern an einer Tür gegenüber, und Sau’ilahks Aufregung wuchs.
Hatte sie die Unterwelt erreicht?
Die Tür war nicht besonders beeindruckend, im Gegensatz zu den eisernen Portalen im Zugangsraum, und Zweifel dämpfte seine Aufregung. Dies konnte auf keinen Fall der Eingang zur Unterwelt sein, in der die Steingänger zu Hause waren.
»Noch einmal willkommen, Hoheit«, sagte ein Wächter und löste einen schweren Schlüsselbund von seinem Gürtel. Offenbar überraschte es die beiden Zwerge nicht, Herzogin Reine an diesem Ort zu sehen.
Sau’ilahk fragte sich, warum die Herzogin beschlossen hatte, des Nachts hierherzukommen.
Der erste Wächter schloss die Tür auf und wich beiseite. Die Herzogin und ihre Begleiter traten hindurch. Sau’ilahk konnte kaum erkennen, was sich auf der anderen Seite befand.
Das Licht jenseits der Tür war heller als im Raum mit den beiden Wächtern, und der Elf steckte seinen Kristall ein, bevor er auf die andere Seite trat. Als auch der letzte Wearda hineingegangen war, versuchte Sau’ilahk erneut, Einzelheiten darin zu erkennen, doch er sah keinen weiteren Tunnel. Die Wächter schlossen die Tür wieder und verriegelten sie, und daraufhin fühlte sich Sau’ilahk fast von Panik erfasst.
Er hatte nicht genug gesehen, um sich mit einem kurzen Dämmern in den anderen Raum zu bringen. Aber er konnte auch nicht einfach die Wand durchdringen und auf der anderen Seite erscheinen, wenn sich dort die Herzogin befand. Er musste irgendwie die Tür unter seine Kontrolle bringen und hindurchschlüpfen, wenn er sicher war, dass sich auf der anderen Seite niemand aufhielt.
Das konfrontierte ihn mit einem Dilemma.
Wie sollte er die beiden Zwerge schnell und lautlos töten, damit jenseits der Tür niemand Verdacht schöpfte? Wenn es in dem anderen Raum einen Tunnel gab, oder vielleicht sogar mehrere, bestand die Gefahr, dass er die Herzogin aus den Augen verlor.
Sau’ilahk glitt durch den Tunnel zurück und nahm seine Diener mit.
Steig auf, sprachen seine Gedanken, und der steinerne Wurm kam aus dem Boden.
Sau’ilahk packte seinen Kopf, drückte den runden Mund zu und begann mit einer Beschwörung, die dem Wurm etwas hinzufügen sollte. Gelber Dampf kam aus dem Maul des Wurms und quoll zwischen Sau’ilahks stofflich gewordenen Fingern hervor.
Halt fest, wies er den Diener an. Atme nur aus, wenn du Leben vor dir spürst.
Er zog den Wurm aus dem Boden und setzte ihn an die Wand. Als er darin verschwand, deutete Sau’ilahk nach oben. Die Steinspinne krabbelte dort über die Decke, wohin der Zeigefinger deutete.
Klopf, bis sich jemand nähert , sagte Sau’ilahk lautlos. Öffne dann dein Auge und lass es erstrahlen.
Anschließend beschwor er Dunkelheit, ließ sich von ihr umfangen und sank halb in die Wand, bis nur noch die Ränder der Kapuze daraus hervorragten.
Die Beine der steinernen Spinne machten Klick-klick-klick .
»Hast du das gehört?«, fragte einer der beiden Wächter auf Zwergisch.
»Was denn? Ich höre nichts«, erwiderte der andere. Doch dann: »Oh, bei den Ewigen! Es hat sich wieder eine Ratte hereingeschlichen!«
Der erste Zwerg brummte, lehnte seinen Eisenstab an die Wand und stapfte zum Tunnel. Sau’ilahk rührte sich nicht und ließ ihn an sich vorbeigehen, durch die Kurve, wodurch er vom Raum aus nicht mehr zu sehen war.
Ein rotes Glühen erschien an der Decke.
Der Zwerg erstarrte und sah nach oben, kam aber nicht einmal mehr dazu, einen Laut des Erstaunens von sich zu geben. Über seinem Kopf kroch der Wurm aus der Decke, und der Zwerg wollte ausweichen, doch er reagierte nicht schnell genug.
Stein knirschte, als der Wurm sein Maul öffnete. Gelber Dampf wogte dem Gesicht des Zwerges entgegen, der überrascht nach Luft schnappte, was ein Fehler war.
Er keuchte und brach zusammen. Seine Rüstung klapperte laut.
»Was ist los, Guster?«, rief der zweite Zwerg aus dem Raum. »Guster? Komm zurück, wenn du die Ratte nicht finden kannst.«
Als eine Antwort ausblieb, hob der zweite Zwerg seinen eisernen Stab. Vorsichtig trat er durch den Tunnel, und Sau’ilahk wurde unruhig.
Dies dauerte zu lange – inzwischen konnte die Herzogin längst in einem anderen Tunnel verschwunden sein. Es gab keine
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