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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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ihren Sinn zu erfassen.
    Ausgestoßen aus Stein … Betrüger der ehrenwerten Toten … Beender des Erbes … der Seatt-Mörder …
    Bei den letzten beiden Worten wurde ihr kalt, Schließlich erreichte sie ganz unten die letzten Symbole, und es dauerte nicht lange, bis sie ihre Bedeutung verstand.
    Thallûhearag.
    Wie auf den Sarkophagen von Sundaks, Habgier, und der anderen war der Name ganz unten eingraviert, nicht oben wie bei den meisten Kulturen üblich. Zum ersten Mal hatte sie dieses Wort in Hochturms Zimmer gehört, als Asche-Splitter und Erz-Locken ihn besucht hatten und dann verschwunden waren. Die übrigen Hinweise der »Grabinschrift« waren in archaischem Zwergisch gehalten und ermöglichten Wynn eine Übersetzung.
    Sie zog den Finger vom kalten schwarzen Stein zurück und wischte ihn an ihrer Kutte ab.
    Thallûhearag – Herr des Schlachtens.
    Der letzte Begriff wurde im Zwergischen nicht so verwendet wie in anderen Sprachen. Er bezog sich auf das Ermorden von Wehrlosen und nicht das Töten von Schlachtvieh. Wynn versuchte, die zuvor gelesenen Worte in den richtigen Zusammenhang zu bringen.
    »Ausgestoßen aus Stein« bezog sich vielleicht auf jemanden, der aus der Gemeinschaft der Zwerge ausgestoßen war. »Betrüger der ehrenwerten Toten« wies auf hintergangene Thänæ und vielleicht auch betrogene Steingänger hin. Mit »Beender des Erbes« wusste sie nichts anzufangen, aber »Seatt-Mörder« …
    In Bäalâle Seatt war während des Krieges etwas Schreckliches geschehen.
    Wynn wich einen Schritt zurück. »Herr des Schlachtens«, flüsterte sie. »Seatt-Mörder …«
    Plötzlich hatte sie das Gefühl, beobachtet zu werden.
    Wynn sah nach oben, zum gesichtslosen Kopf des Sarkophags – das genietete Band schien eine Art Knebel zu formen. Alle in jenem legendären Seatt, auch die Feinde, waren »verloren«, doch niemand wusste um das Wie oder Warum. Wynn begriff, dass ihre Übersetzung des letzten Vubrí nicht ganz korrekt war, denn das Erbe spielte in der Kultur der Zwerge eine zentrale Rolle.
    » Thallûhearag …«, flüsterte sie. »Herr des Völkermords!«
    Hinter ihr knurrte Schatten. Wynn kam nicht dazu, sich umzudrehen, denn vor ihr geriet etwas in Bewegung.
    »Sein wahrer Name lautete Byûnduní … Tiefe Wurzel.«
    Wynn trat einen Schritt zurück, als die tiefe Stimme aus dem Stein kam. Eine dicke Hand erschien und legte sich auf die Schulter des Sarkophags. Schatten sprang vor die junge Weise und knurrte mit gesträubtem Rückenfell.
    Erz-Locken kam aus der Düsternis und strich mit der Hand über die Seite von Thallûhearags Statue.
    Woher kannte er den Namen dieses Massenmörders? Die Namen der Gefallenen waren vom Strom der Zeit fortgespült worden. Wie war er unbemerkt hierher gekommen? Oder war er einfach durch den Stein geglitten, wie die anderen Steingänger?
    Erz-Locken hob den Blick zum Kopf des Sarkophags und erweckte den Eindruck, mehr zu sehen als nur eine Statue. Er legte beide Hände auf die längliche Erhöhung, als wollte er die Inschrift verbergen. Melancholie in seinem breiten Gesicht verwandelte sich schnell in kalten Groll.
    Er schaute zur Seite, so wie die Herzogin während des gefährlichen Moments im Raum mit dem Becken.
    Furcht regte sich in Wynn, und sie dachte daran, dass Erz-Locken ihre einzige Verbindung zu den Steingängern gewesen war.
    »Er gehört nicht hierher!«, flüsterte Erz-Locken.
    Wynn atmete so schnell, dass ihr schwindelig wurde. Seine Geschwister hatten sich von ihm abgewandt, weil er diesen Weg eingeschlagen hatte. Splitter schien ihn regelrecht zu hassen, und in Hochturms Arbeitszimmer hatte Wynn deutlich den Zorn auf seinen Bruder in der Stimme des Premins gehört.
    »Was wisst Ihr?«, fragte er. »Was habt Ihr in den verdammten Texten gefunden? Wo liegen seine Knochen? Wo befindet sich Bäalâle Seatt?«
    Ein vergessener Ahne, aus den mündlichen Überlieferungen verbannt, hatte Erz-Locken gerufen. Aber es war kein Bäynæ, kein Vorfahre des Volkes als Ganzes. Es handelte sich um einen direkten Blutsverwandten, den die Eisenborten nicht akzeptieren konnten, als Erz-Locken versucht hatte, ihn der Familie aufzuzwingen.
    Wynn betrachtete seine Hand am Sarkophag des Herrn des Völkermords: Thallûhearag.
    Sie wirbelte herum, lief los und rief: »Chane!«
    Chane war schon halb die Treppe hochgestiegen und tastete sich an der Wand entlang, als Wynn seinen Namen rief.
    Das Ungeheuer in ihm zerrte erneut an seinen Ketten. Der Hunger wurde immer

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