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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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stärker, und gleichzeitig regte sich Sorge um die Sicherheit der jungen Weisen in ihm. Er erweiterte seine Wahrnehmung, als er nach unten lief, dabei zwei oder drei Stufen auf einmal nahm.
    Das letzte Stück sprang er, mit einem weiten Satz, der ihn in die Mitte des Raums brachte. Dort landete er gebückt auf dem Achteck aus Messing, als Wynn aus dem Nebenraum gelaufen kam.
    Das Licht ihres Kristalls blendete Chane kurz. Schatten folgte der jungen Weisen mit einem Knurren, ein Geräusch, das Chane in seiner Kampfbereitschaft bestärkte.
    Eine Gestalt bewegte sich in der dunklen Öffnung zwischen den beiden Sarkophagen und reflektierte den Schein des Kristalls.
    Chane sprang nach vorn und packte Wynn an der Schulter. Als er sie hinter sich zog, vermischte sich sein Jagdinstinkt mit dem Drang, sie zu beschützen. Etwas hatte diesen Ort erreicht – etwas, das er vielleicht töten und dessen Lebenskraft er aufnehmen konnte.
    Dann hörte er, wie Wynn nach Luft schnappte.
    Der Kaltlampen-Kristall lag auf dem Boden.
    Wynn starrte Chane entsetzt an, während er sie an den Schultern hielt. Er nahm den Geruch ihres Blutes wahr, süß und verlockend.
    Chane rang seinen Hunger nieder. Er brannte kalt in seiner Kehle, und er hörte, wie Schatten direkt hinter ihm knurrte.
    »Schatten, komm!«, rief Wynn.
    Er schauderte so heftig, dass sich seine Hände verkrampften. Rasch machte er einen Schritt nach hinten, flüsterte immer wieder ein fast lautloses Nein vor sich hin. Doch als sich sein Mund öffnete, zuckte Wynn zusammen, und Chane schloss ihn wieder, verbarg die Veränderung seiner Zähne.
    Dünne Falten bildeten sich in Wynns Stirn, und sie kniff die Augen zusammen. Da war sie wieder, die Furcht in ihrem Gesicht. Wie in jener Nacht, als sie gesehen hatte, wie er hinter dem Wrait aus dem Fenster eines Skriptoriums gekommen war.
    »Wynn …«, krächzte er, wusste aber nicht, was er noch sagen sollte.
    Schatten machte einen Bogen um ihn und blieb wie schützend vor Wynn stehen, als die sich bückte und den Kristall aufhob.
    Chane blickte in sein Licht, das in seiner erweiterten Wahrnehmung blendend hell war, und wünschte sich, dass ihn der grelle Schein verbrannt hätte.
    »Ich bin nicht gekommen, um euch ein Leid zuzufügen.«
    Erz-Locken stand zwischen den beiden Sarkophagen, vor der Öffnung in der Wand. Der rothaarige Steingänger trug ein Panzerhemd aus Lederplatten mit stählernen Spitzen, und vorn steckten zwei Klingen in Futteralen am Gürtel. Er kam nicht näher, beobachtete Wynn und Chane nur und schien auf eine Antwort zu warten.
    Für einen Moment fühlte sich Chane versucht, seinen ganzen Frust an diesem Zwerg auszulassen.
    Erz-Locken hatte Wynn erschreckt, sie veranlasst, nach ihm zu rufen. Er war schuld daran, dass Chane fast die Kontrolle über sich verloren hätte. Das Ungeheuer in ihm begann zu heulen, und er biss die Zähne zusammen und trieb es zurück.
    Zitternd stand Chane da und starrte Erz-Locken an.
    »Niemand ist jemals in unsere Unterwelt eingedrungen«, sagte Erz-Locken, und sein Blick galt Wynn. »Ihr seid also nicht das, was Ihr zu sein scheint. Habt Ihr den schwarzen Geist hierhergebracht?«
    »Natürlich nicht!«, erwiderte Wynn.
    Chane wusste einiges von dem, was bei den Eisenborten zwischen Wynn und diesem Zwerg geschehen war. Erz-Locken würde sie wohl kaum für einen Freund halten.
    »Aber er ist Euch gefolgt«, sagte Erz-Locken.
    Chane wartete, doch Wynn antwortete nicht sofort.
    »Ich habe Euch nichts zu sagen«, entgegnete sie schließlich. »Nicht nachdem ich weiß, was Ihr verehrt!«
    Erz-Lockens Augen wurden schmal, und Chane fragte sich verwundert, was Wynn meinte.
    Die Miene des Zwergs verfinsterte sich, und Chane machte sich bereit, Wynn zu verteidigen, falls es notwendig werden sollte.
    »DerBestattete dadrin …«, fuhr die junge Weise fort. »Er ist verantwortlich für das, was bei Bäalâle Seatt geschehen ist.«
    »Nein!«, knurrte Erz-Locken und kam einen Schritt näher.
    Chane trat ihm sofort in den Weg.
    »Warum ist er dann hier?«, fragte Wynn. »Warum sonst ist Thallûhearags Bildnis von denen der anderen Gefallenen getrennt?«
    In Erz-Lockens Wangen mahlten die Muskeln, und Chane begriff, was der kleinere Raum enthielt. Er erinnerte sich daran, was ihm Wynn über Bäalâle Seatt und den alten Namen erzählt hatte, den nur noch wenige kannten.
    Chane versuchte, sich zu beruhigen. Er musste seine Gedanken von allem Ballast befreien, wenn er in der Lage sein wollte,

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