Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
Asche-Splitter versperrte den Weg. Er sah zuerst Chane an.
»Du und der Wolf, ihr bleibt hier, bis die Weise fertig ist«, sagte er. »Ich lasse die Tür offen, wenn du schwörst, dass du diesen Ort nicht verlässt.«
Wynn richtete einen nervösen Blick auf Chane.
Seine Augen waren noch immer farblos. Sie erinnerte sich daran, wie er sie gepackt und festgehalten hatte. Sein Hunger war zurückgekehrt und wurde stärker. Wie viele Tage war es her, seit er das Ziegenblut getrunken hatte?
Er schwankte leicht und blinzelte langsam, als er Asche-Splitter ansah. Brach außerhalb des Berges ein neuer Tag an?
»Schon gut«, sagte sie zu ihm. »Derzeit bin ich nicht in Gefahr. Ruh dich aus.«
Sie rechnete mit Widerspruch, aber er erwiderte nur: »Denk dran, was ich dir gesagt habe.«
Wynn wusste zuerst nicht, was er meinte. Seit der Ankunft der Herzogin hatte er nur ein Wort gesprochen, und das zweimal: Lüge . Dann verstand sie und achtete darauf, nicht den Elfen anzusehen.
Schatten dazu zu bringen, ebenfalls in diesem Raum zu bleiben, war ein ganzes Stück schwieriger.
Als sie »Bleib hier« sagte, begann die Hündin sofort zu knurren. Wynn griff nach ihrer Schnauze und hoffte, dass niemand fragte, was sie machte. Sie konzentrierte sich auf Erinnerungen an den langen Tag in den Katakomben der Gilde, als sie Zugang zum Kodex und den Übersetzungen bekommen hatte. Hoffentlich verstand Schatten, was sie beabsichtigte.
»Bleib bei Chane«, sagte sie schließlich.
Schatten knurrte erneut, versuchte aber nicht, den Raum zu verlassen. Sie setzte sich, mitten in die offene Tür, sah Asche-Splitter an und leckte sich die Schnauze.
Wynn trat nach draußen.
»Ich schicke dir deine Sachen und das Schwert«, sagte sie. Sie sah Asche-Splitter an, aber ihre Worte galten Chane.
Die Miene des Steingängers verfinsterte sich. »Der Stab bleibt hier. An dem Ort, den wir jetzt aufsuchen, hat er nichts verloren.«
»Ich habe mich nicht bereit erklärt, ihn zurückzugeben!«, ertönte die scharfe Stimme des Elfen hinter Wynn.
»Das ist meine Bedingung«, grollte Asche-Splitter.
Chuillyon brummte etwas, als er sich an Wynn vorbeischob. Als sie zurücksah, hielt Chane den Stab, dessen Kristall wieder in der Lederhülle steckte. Wynn hätte ihn lieber mitgenommen, aber in Chanes Obhut wusste sie ihn gut aufgehoben, ebenso wie die anderen Sachen, die man ihm bringen würde.
Asche-Splitter trat in den Gang, aber Erz-Locken blieb stehen und wartete. Wynn rührte sich nicht – auf keinen Fall wollte sie ihn hinter sich haben. Mit einem abfälligen Schnauben setzte sich Erz-Locken in Bewegung, und sie folgte ihm, ihrerseits gefolgt von Reine und Chuillyon.
Als sie die Haupthöhle erreichten, schickte die Herzogin Wynns Dolch, Chanes Rucksäcke und sein Schwert mit der Steingängerin namens Balsam zurück. Dann ging Reine, vielleicht mit der Absicht, sich um ihren Gemahl zu kümmern.
Warum hatten die Steingänger den Prinzen in ihrer Unterwelt versteckt? War er verrückt geworden, und diente sein angeblicher Tod dazu, die Wahrheit zu verbergen? Aber wenn das stimmte … Warum hatte man dann eine Lüge gewählt, die Reine in Verdacht brachte?
Wynn hatte beobachtet, wie der Prinz im Becken getaucht war, so wie die Meereswesen im Tunnel jenseits des Gitters. Anschließend waren klickende Töne aus dem Wasser gekommen.
Es hatte sich nach einem Gespräch angehört.
»Nehmt nur, was Ihr braucht«, sagte Asche-Splitter.
Wynns Gedanken kehrten ins Hier und Heute zurück. Asche-Splitter hielt ihren Rucksack in der Hand, und sie fragte sich erneut, wohin man sie bringen würde. Sie griff hinein, nahm den elfischen Federkiel und das mit Wachs versiegelte Tintenfässchen. Leider musste sie feststellen, dass ihre Tagebücher nass waren, selbst ein leeres. Wynn nahm das mit den Notizen von den Übersetzungen in den Katakomben. Dann sah sie auf und wollte nach Papier oder Pergament fragen.
Asche-Splitter starrte auf ihre Hände.
»Woher habt Ihr das?«, fragte er.
Wynn senkte den Blick und begriff, dass er den Federkiel mit der Spitze aus weißem Metall meinte. »Es ist ein Geschenk von den Elfen des östlichen Kontinents.«
»So seid Ihr also durch den Tunnel gelangt«, knurrte der Steingänger.
Sie wusste nicht, was er damit meinte, aber derzeit erschienen ihr andere Dinge wichtiger.
»Ich brauche Papier oder Pergament«, sagte sie. »Um mir Notizen zu machen.«
Asche-Splitter seufzte. »Chuillyon … Gibt es Papier im Quartier des
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