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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Rückwand kam, beschritten sie einen breiten Weg zwischen Kalksteinsäulen. Hier und dort ragten Buckel zwischen ihnen auf.
    Plötzlich bemerkte Wynn etwas aus dem Augenwinkel und wich aus einem Reflex heraus zur Seite.
    Ein dicker Stalagmit wuchs aus dem Boden etwa bis Kopfhöhe, vereinte sich dort mit einem Stalaktiten. Aber der Stalagmit erschien Wynn zu dick, als dass er seine Entstehung allein tropfendem Wasser verdanken konnte. Ein Felsen musste dort gestanden haben, nun verborgen unter einer dicken Kruste aus Kalkablagerungen.
    Asche-Splitter verließ den Weg und stapfte in den Säulenwald hinein.
    Wynn setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen, denn der Boden war hier rau und uneben, wand sich in engen Kurven durch die Düsternis. Erz-Locken blieb ein Stück hinter ihr zurück. Als Asche-Splitter plötzlich einem Buckel direkt vor ihm auswich, blieb Wynn mit dem Fuß an etwas hängen.
    Sie wankte zur Seite, rang um ihr Gleichgewicht und stieß mit der Schulter gegen ein dunkles Gebilde, das eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Lhärgnæ-Sarkophag aufwies.
    Wynn sah genauer hin und fühlte, wie ihre Anspannung wuchs.
    Oben glaubte sie, abgerundete Schultern zu erkennen, über dem »Kopf«, der mit dem Stalaktiten zusammengewachsen war. Wynn griff in die Tasche und wollte ihren Kaltlampen-Kristall hervorholen.
    »Nein!«, sagte Erz-Locken, und seine dicken Finger schlossen sich um ihr Handgelenk.
    Wynn drehte sich zu ihm um und wich zurück, stieß erneut gegen den dunklen Buckel.
    »Lasst mich los!«
    Erz-Locken hielt Wynn weiterhin fest, und es gelang ihr nicht, den Kristall hervorzuholen. Asche-Splitter kam neben ihr aus der Finsternis.
    »Bringt kein Licht hierher!«
    Wynn konnte sein Gesicht in der Dunkelheit kaum erkennen. Langsam ließ Erz-Locken los und hob beide offenen Hände.
    »Stört nicht ihre Ruhe«, fügte er hinzu.
    Wynn schaute in den Wald aus Säulen und bemerkte mindestens sechs weitere Buckel in der Nähe. Weiter reichte ihr Blick nicht durch die Finsternis, nicht einmal in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Sie konzentrierte sich auf einen Buckel, halb verborgen hinter einem aufragenden Stalagmiten.
    Schwache Phosphoreszenz erhellte das Gesicht.
    Es war eine Frau, und vielleicht standen ihre Augen offen; Wynn war nicht ganz sicher. Ihre Kleidung ließ sich unter der dicken Kalkkruste kaum mehr erkennen. Sie hielt etwas in den Händen, einen langen und schmalen Gegenstand, auf dem sich ebenfalls dicke Kalkablagerungen gebildet hatten – vielleicht ein dicker Stab. Die Hände, die ihn hielten, waren zu Klumpen geworden.
    Wynn sah weitere dunkle Gestalten in der stillen Düsternis der Höhle, und als sie schließlich begriff, ließ ihre Anspannung ein wenig nach.
    Sie stand inmitten der Toten.
    In Stein gebracht zu werden … War dies damit gemeint? Keine Sarkophage oder Gräber – die Hassäg’kreigi bestatteten ihre Toten im Stein. Für Jahre, Jahrzehnte oder noch länger blieben sie hier zurück, bis sie eins mit der Erde und dem Stein wurden, den ihre Kinder so sehr verehrten. Es schienen ziemlich viele zu sein.
    »Ist Vater-Zunge hier?«, fragte Wynn.
    »Bedzâ’kenge befindet sich in seinem Tempel«, sagte Erz-Locken. »Wie alle Bäynæ, die unter uns leben.«
    Wynn kniff die Augen zusammen. Das war unmöglich, obgleich sie wusste, dass sie Vater-Zunges Reste hier nicht finden würde. Dhredze war der einzige noch existierende Seatt, aber bestimmt nicht so alt wie der mythische Krieg. Nach den Geschichten über Vater-Zunges Leben hatte er zu einer Zeit gelebt, als es noch andere Seatts gegeben hatte, deren Existenz vielleicht bis in die Vergessene Zeit reichte. Bei diesem Gedanken fielen Wynn die großen Bäynæ-Statuen in den Tempeln ein.
    Enthielten sie die Knochen der Thänæ, die zu Ewigen geworden waren. Oder mussten Erz-Lockens Worte als spirituelle Metapher verstanden werden?
    Erneut ließ Wynn ihren Blick über die ehrenwerten Toten streichen, die zu Stein geworden waren. Sie bedauerte plötzlich ihren Schwur, dies alles für sich zu behalten.
    Asche-Splitter führte sie weiter und blieb dann vor der Rückwand der Höhle stehen. Es war so dunkel, dass Wynn nicht sicher sein konnte, aber es schien hier keine Tunnelöffnung zu geben. Gab es vielleicht eine verborgene Tür, wie jene, die die Herzogin benutzt hatte?
    Asche-Splitter wandte sich ihr zu. »An Unverfrorenheit mangelt es Euch nicht. Seid Ihr auch mutig?«
    Wynn wusste nicht, was er meinte, antwortete aber:

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