Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)
zusammen und raubten Wynn die Orientierung. Sie rutschte von Chanes Beinen herunter auf den Boden, verheddert in ihren eigenen Mantel. Sie hörte und sah, wie Schatten in der Tür der Schmiede stand und die zornige Zwergin anbellte.
»Schatten … nein!«, brachte Wynn hervor.
Schließlich wich die Hündin knurrend in den Tunnel zurück.
Splitter drehte sich, stapfte in die Schmiede und warf die Tür hinter sich zu.
Bevor die Tür zufiel, sah Wynn noch Ärger und auch Furcht im Gesicht der Zwergin. Sie versuchte aufzustehen, aber der Boden hob und senkte sich unter ihr. In ihrem Bauch krampfte sich etwas zusammen, so schmerzhaft, dass sie aufschrie.
Chane beobachtete hilflos, wie sich Wynn auf den Boden des Tunnels erbrach. Als sie erneut würgte, sank er auf die Knie, strich ihr Haar zurück und hielt sie fest, damit sie nicht in ihr eigenes Erbrochenes sank.
Wie klein und zart sie sich anfühlte, als sie zitterte und ihren Magen entleerte. Schließlich atmete sie schwer und erschlaffte.
»Wynn?«, fragte Chane leise und wagte es nicht einmal, sie vorsichtig zu schütteln.
Schatten näherte sich, jaulte besorgt und kratzte mit einer Pfote am Mantel der jungen Weisen.
»Zurück«, krächzte Chane, aber die Hündin verstand ihn nicht oder wollte nicht auf ihn hören.
»Wie dumm …«, murmelte Wynn. »Wie dumm von mir …«
Wieder würgte sie und wandte sich zur Seite, um nicht auf Chanes Knie zu spucken.
Er hob den Kopf und sah durch den Tunnel.
Er befand sich in der unterirdischen Stadt eines ihm fremden Volkes, zusammen mit einem Elfenhund und einer halb bewusstlosen jungen Weisen – was konnte er tun? Wenn Schatten nicht gewesen wäre, hätte er sich irgendeinen Zwerg vorgeknöpft und alle notwendigen Antworten aus ihm herausgeholt.
Weiter unten im Tunnel trat eine gedrungene Gestalt durch eine Tür.
Chane sah zu Schatten und biss die Zähne zusammen.
»Entschuldigung«, krächzte er auf Numanisch und hoffte, dass seine entstellte Stimme den Fremden nicht erschreckte.
Die Gestalt zögerte, drehte sich um und stapfte näher. Als sie das schwache rötliche Licht erreichte, das aus Ritzen in der Tür der Schmiede fiel, sah Chane einen jungen Zwerg. Der bartlose Mann trug eine Kniehose aus Jute, ein Wams und darüber eine Jacke aus Kaninchenfell. Hinzu kam ein lindgrüner Hut, unter dem braunes Haar hervorlugte.
»Wo befindet sich die nächste Herberge oder … Gemeinschaftshaus … Gasthaus«, brachte Chane hervor.
Der junge Zwerg ging in die Hocke, warf einen Blick auf die große Lache aus Erbrochenem und sah dann auf Wynn hinab.
» A’ye, dené beghân thuag-na yune rugh’gire! «, sagte er und schüttelte voller Anteilnahme den Kopf.
Chane ließ die Schultern hängen. Zum ersten Mal bekam er es allein mit einem Zwerg zu tun, und es musste ausgerechnet einer sein, der kein Numanisch verstand. Selbst Einschüchterungsversuche hätten ihm hier nicht weitergeholfen. Er schob Wynns Stab unter die Riemen seines Rucksacks, schwang ihn sich auf den Rücken und griff nach dem anderen Rucksack, bereit dazu, sich auf die Suche nach einem Gasthaus zu machen.
» Cheâ, âha a-chadléag silédí? «, fragte der Zwerg, deutete auf Wynn und richtete dann einen erwartungsvollen Blick auf Chane.
Chane schüttelte verwirrt den Kopf.
Der junge Zwerg schnaubte, legte die Hände mit gestreckten Fingern aneinander und hielt sie an die Wange. Schatten beobachtete ihn dabei und kroch langsam näher, während der Zwerg die Augen schloss und ein schnarchendes Geräusch von sich gab. Dann hob er die Lider wieder, deutete auf Wynn und sagte mehrmals: » Chadléag! «
Schatten drehte sich um und lief durch den Tunnel, doch Chane hatte keine Zeit für solchen Unsinn.
»Ja … schlafen!«, erwiderte er. »Sie muss schlafen! Aber wo?«
» Kre? «, fragte der Zwerg.
Chane setzte den zweiten Rucksack ab. Er ließ zwei Finger über den Boden wandern, gab vor, dass sie jemandem begegneten, und deutete in alle Richtungen. Schließlich hob er beide Hände zu einer Geste der Unwissenheit.
»Chad-lay-ag?«, wiederholte er.
Der junge Zwerg lachte leise, und was alles noch schlimmer machte: Hinter ihm im Tunnel begann Schatten zu bellen.
Der Zwerg schüttelte erneut den Kopf. Auch er schickte zwei Finger auf die Reise, erst über den Boden und dann nach oben. Dann schlug er auf den Boden, zeigte vier Finger und deutete nach oben.
Chane verstand, aber es waren nicht unbedingt gute Nachrichten. Einen Ort zum Schlafen gab es
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