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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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vier Ebenen weiter oben. Wenn er richtig mitgezählt hatte, mussten sie vielleicht zurück bis zur Tram-Ebene.
    Schatten bellte noch immer.
    »Sei still!«, krächzte Chane und drehte sich halb um.
    Schatten knurrte ihn an und lief vor der nächsten Abzweigung auf und ab. Sie sprang in den Seitentunnel hinein, kehrte zurück, blieb vor dem Zugang stehen und knurrte erneut.
    »Du bist ein Idiot«, flüsterte Chane sich selbst zu und dachte daran, wie die Hündin den Zwerg angestarrt hatte.
    Schatten kannte den Weg. Sie hatte die Erinnerungen des jungen Mannes empfangen, als der bestrebt gewesen war, sich verständlich zu machen.
    Chane schob die Arme unter Wynns Beine und Schultern. Der Zwerg trat vor, um ihm zu helfen, aber Chane schüttelte den Kopf und richtete sich auf. Die Brauen des Zwergs kamen nach oben – offenbar überraschte es ihn, zu sehen, wie mühelos er die junge Weise hochgehoben hatte.
    »Danke«, sagte Chane und nickte.
    Der junge Zwerg erwiderte das Nicken, und Chane eilte mit Wynn in den Armen los.
    Schatten sprang in den Seitentunnel und lief voraus. Dann verharrte sie plötzlich.
    Als Chane zu ihr aufschloss, blieb er ebenfalls stehen und fühlte sich auf seltsame Weise von etwas berührt. Gleichzeitig gewann er den Eindruck, dass etwas dort sein sollte, wo er Leere spürte.
    Ein oder zwei Sekunden später verschwand dieses Empfinden.
    Schatten knurrte, und ihr dunkelgraues Rückenfell sträubte sich.
    Chane hielt Wynn fest in seinen Armen. Die seltsame Präsenz beziehungsweise ihr Fehlen … Hatte er es sich nur eingebildet?
    Lautlos schlich Schatten nach vorn, ganz langsam, bewegte den gesenkten Kopf dabei von einer Seite zur anderen und behielt ihre Umgebung wachsam im Auge. Ihr Verhalten deutete darauf hin, dass sie ebenfalls etwas gespürt hatte. Etwas hatte sich an diesem Ort befunden, etwas, das sich wie … wie Leere anfühlte.
    Chane drehte sich um die eigene Achse, ohne irgendetwas zu bemerken.
    Seit Monden trug er Welstiels Ring des Nichts. Er schützte seine wahre Natur und sein inneres Selbst vor Entdeckung, aber leider trübte er seine besondere Wahrnehmung als Edler Toter. Den Ring in Schattens Beisein abzunehmen, kam nicht infrage; dann hätte sie sofort erkannt, wer und was er wirklich war. Aber ohne ihn wäre er vielleicht imstande gewesen wahrzunehmen, ob sich etwas in der Nähe befand.
    Schatten hob den Kopf und schien zu lauschen.
    Wynn stöhnte leise, und Chane setzte sich wieder in Bewegung, ging weiter. Schatten lief voraus.
    Ein langer Weg lag vor ihm, und Hunger begann ihn zu schwächen. Lange Kurven brachten sie allmählich nach oben, und Chane ging so schnell, wie es ihm möglich war. Er vermutete, dass sie die Ebene mit der Unterkunft fast erreicht hatten, als sich Wynn in seinen Armen rührte und die Augen öffnete.
    »Ganz ruhig«!, sagte er. »Schatten bringt uns zu einem Ort, wo du schlafen kannst.«
    »Mir ist so schlecht«, hauchte sie.
    »Ich weiß.«
    Sie stöhnte erneut … und riss plötzlich die Augen auf. »Mein Rucksack! Wo hast du ihn?«
    Chane blieb stehen. Er hatte nur an den Stab gedacht, nicht auch an den Rucksack. Und er konnte sich nicht daran erinnern, ihn im Tunnel gesehen zu haben, als er neben Wynn gehockt hatte.
    Dann fiel es ihm plötzlich ein: Sie hatte ihren Rucksack neben der Tür in die Schmiede gestellt.
    Wynn zappelte in seinen Armen. »Setz mich ab. Alles … meine Notizen … der elfische Federkiel … die Übersetzungen … Jemand wird es finden!«
    Chane fluchte lautlos – eine weitere Dummheit von ihm. Für einen Moment zog er in Erwägung, den Rucksack einfach aufzugeben, aber das war undenkbar. Wynn hatte recht. Ihre Tagebücher enthielten Notizen über Untote, ihre Begegnungen mit dem Wrait und Auszüge aus den alten Texten, außerdem die unvollständige Übersetzung einer Textstelle seiner Schriftrolle.
    Das alles befand sich in Wynns Rucksack.
    Er musste ihn rasch holen, bevor das Material jemand anderem in die Hände fiel und sich der Betreffende fragte, von wem es stammte und woher. Oder schlimmer noch: bevor der Finder damit wegging, ohne zu ahnen, was er gefunden hatte.
    »Schatten bleibt bei dir. Allein bin ich schneller. Warte hier auf mich, und halte dich von anderen Leuten fern.«
    Wynn biss sich auf die Unterlippe und schnitt eine Grimasse.
    »Ich habe unsere einzige Möglichkeit ruiniert, etwas zu erfahren«, ächzte sie.
    Die Schuld traf nicht nur sie allein, dachte Chane und vergeudete keine Zeit mit tröstenden

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