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Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Dhampir: Steinerne Flut (German Edition)

Titel: Dhampir: Steinerne Flut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barb Hendee , J. C. Hendee
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Worten. Wynn drehte den Kopf zur Seite, und er befürchtete, dass sie sich erneut übergeben musste. Aber sie lehnte sich nur an den kalten Stein des Torbogens.
    »Schatten!«, krächzte Chane und zeigte auf Wynn. »Du bleibst hier!«
    Die Hündin bleckte kurz die Zähne. Er hätte sich die Anweisung sparen können – Schatten wich nie freiwillig von Wynns Seite. Auf halbem Weg durch die Höhle zum nach unten führenden Tunnel blieb Chane ein letztes Mal stehen und sah zur leidenden Wynn zurück.
    Schatten stand direkt neben ihr, wie immer bereit, sie zu schützen. Chane drehte sich um und lief weiter, überrascht von den eigenen Gefühlen.
    Über lange Zeit hinweg hatte er sich mit Visionen von Wynn geplagt, mit Bildern, die ihm eine perfekte Gelehrtin zeigten, eine Frau, die er nie haben konnte. Er hatte sie immer in ihrer schlichten, sauberen grauen Kutte gesehen, das braune Haar hinten zusammengebunden, vor ihr ein Pergament, eine leuchtende Kaltlampe und ein Becher Tee in der Nähe. Immer lerneifrig, intellektuell und neugierig, weit über all den anderen dummen Menschen stehend, in denen er kaum mehr sah als Vieh.
    Doch in dieser Nacht hatte sie gewöhnliche Zwerge mit einer Geschichte unterhalten, was so gar nicht zu seinem Bild von ihr passte. Jetzt lehnte sie betrunken am Torbogen, an den Händen Erbrochenes, und beklagte ihre Fehler.
    Diese Wynn war ganz anders als die in Chanes Vorstellung. Und doch drängte es ihn noch mehr danach, für sie zu sorgen und sie zu beschützen. Er verabscheute es, sie allein zu lassen, doch er wusste: Der Inhalt ihres Rucksacks durfte nicht in die falschen Hände geraten.
    Jemand könnte ihn finden.
    Chane lief durch den nach unten führenden Tunnel und erreichte die Höhle an seinem Ende. Er eilte am Begrüßungshaus vorbei und zählte die nach Norden führenden Tunnel, bis er den fünften fand. Langsam näherte er sich der Tunnelöffnung und blickte hinein – ein mattes rotes Glühen kam aus der Schmiede.
    Offenbar hatte Splitter gewartet, bis die ungebetenen Gäste weg waren, und dann die Tür wieder geöffnet.
    Chane nahm sich nicht die Zeit, über den Grund dafür nachzudenken. Die offene Tür konnte ein Vorteil für ihn sein, aber auch ein Nachteil; es hing davon ab, wo sich der Rucksack befand. Er schlich an der Wand entlang zur Schmiede und warf einen vorsichtigen Blick durch die Tür, konnte den Rucksack aber nirgends sehen.
    Er duckte sich, huschte zur anderen Seite der Tür und hielt von dort Ausschau.
    Dort war er, stellte Chane erleichtert fest, auf einem Stapel aus gefaltetem Segeltuch. Im matten Licht verschmolz der Rucksack dort mit den Schatten, und vielleicht hatte ihn die Schmiedin deshalb noch nicht bemerkt. Chane sank auf Hände und Knie, streckte die Hand aus … und sah Splitter.
    Sofort wich er zurück.
    Die Zwergin lehnte an einem Tisch, die eine Hand vor den Mund gehoben. Die Kohlen im Ofen glühten nur noch schwach, und es fiel Chane schwer, ihr Gesicht zu erkennen.
    Eine Bewegung weiter hinten in der Schmiede weckte seine Aufmerksamkeit.
    Splitter hob den Kopf und kehrte Chane den Rücken zu. Eine alte Zwergin mit wirrem weißem Haar und in einen langen, dunkelblauen Wollmantel gehüllt trat aus einem hell erleuchteten Hinterzimmer. Splitter krümmte die Schultern und zischte etwas auf Zwergisch.
    Die Alte näherte sich ihr, und ihr faltiges Gesicht zeigte so etwas wie Verzweiflung. Sie griff nach der Tischkante und erwiderte etwas, das schmerzvoll klang. Chane bedauerte sehr, dass er kein Wort verstand.
    Splitter schnaubte verächtlich und wandte sich von der Alten ab, vielleicht deshalb, um den plötzlichen Zweifel zu verbergen, der in ihrem Gesicht erschien.
    Offenbar fand ein häuslicher Streit statt. Da es kurz nach ihrem Besuch dazu kam, fragte sich Chane, ob eine Verbindung zwischen den beiden Ereignissen existierte.
    Die nächste Bemerkung der Alten war scharf, wenn auch nicht sehr laut, und Splitter straffte die Gestalt. Diesmal glaubte Chane, etwas zu verstehen: Wei-sieh .
    Es klang fast wie Weise . Hatte die alte Zwergin von Wynn gesprochen?
    Erneut drehte sich Splitter zur Alten um und kehrte der Tür einmal mehr den Rücken zu.
    Chane nutzte die Gelegenheit, die Hand nach Wynns Rucksack auszustrecken.
    Sau’ilahk hing reglos bei der Abzweigung, als Chane die Tür der Schmiede erreichte. Er hatte versucht, allen dreien zu folgen, doch der verdammte Hund hatte seine Präsenz gewittert, und Chane schien ihn ebenfalls wahrgenommen zu

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